Track-Check: Chez Damier – Can You Feel It (New Your Dub)/The Steve Bug Remixes (Dessous Recordings)

In jeder Jubiläums-Ausgabe ist es an der Zeit für etwas Nostalgie. Bei unserem aktuellen Track-Check sogar in doppelter Hinsicht, denn der Steve-Bug-Re-Dub von Chez Damiers Meisterwerk „Can You Feel It“ ist nicht nur ein absoluter Klassiker, sondern auch die „Platte des Monats“ aus unserer allerersten Ausgabe! Wir haben mit Steve Bug über die Entstehungsgeschichte gesprochen.

 

„Can You Feel It“ war 1992 ein riesiger Clubhit. Wann hast du ihn zum ersten Mal gehört? Wie kam es dann zu deinem Re-Dub des Remixes von MK & May? 

Ich habe die Platte damals im Plattenladen gekauft und oft selbst gespielt. 2012 wurde ich von Defected gefragt, ob ich den Dub remixen will. Das war zunächst seltsam, weil es ja quasi schon ein Remix ist. Aber ich hatte eine Vision und habe deshalb zugesagt.

Robag Wruhme bedauert manchmal, dass seine eigenen Ideen in Remixen „verschwendet“ werden. Bist du ein Fan von Remixen oder bastelst du lieber an Originaltracks? Welches Material bekommst du gerne von den Künstlern zum Remixen: Einzelspuren, Stems, Projektdateien, Midi-Dateien?

Ich remixe nur Tracks, bei denen ich sofort eine Vision habe. Ich bevorzuge Remixe, die sich nicht zu sehr vom Original entfernen. Das bedeutet meist, dass ich alle ich grundlegenden Elemente beibehalte und dann ein neues Beat-Konstrukt bzw. Arrangement erstelle. Manchmal ist es aber auch sinnvoll, die Original-Sounds durch eigene (z. B. Midi-Files) zu ersetzen. Ich habe nicht das Gefühl, meine eigenen Ideen bei Remixen zu verschwenden. Vielmehr sehe ich sie als Erweiterung für meinen musikalischen Horizont.

Was war deine Intention bei deinem Re-Dub von „Can You Feel It“? In welche Richtung wolltest du den Track entwickeln?

Ich wollte nah am MK-NY-Dub-Original bleiben und mit meinen Sounds einen anderen Vibe erzeugen. Es gab keine MIDI-Files, also musste ich Chords, Strings und die Bassline nachspielen. Das Original ist ein klassischer House-Track, ich wollte aber eher in Richtung Dub-Techno gehen.

Besonders prägnant sind die deepen Synth-Chords gleich zu Beginn. Wie hast du sie so unglaublich räumlich gestaltet?

Ich glaube, das sind Juno-106-Chords mit etwas Chorus, einem Raum und Delay. Richtig räumlich wird es aber erst durch den zweiten, additiven Chord, der die ganze Zeit moduliert und ein wesentlich stärkeres Delay vorweist. Da ich den zweiten Mix noch nachschieben musste und ich unter Zeitdruck stand, hat Show-B damals beide Mixe für mich gemischt. Seine Arbeit war eine große Hilfe.

Aus welchen Quellen stammen die Drums und wie hast du sie programmiert?

Ich bin es gewohnt, meine Beats mit dem Sampler zu produzieren. Um die Möglichleiten moderner Technologie nutzen zu können und auf endlose Drum-Sounds zugreifen zu können, arbeite ich seit vielen Jahren mit einem Software-Sampler und diversen Sample-Banken. Ich spiele alle meine Drums auf einem Keyboard ein. Die Feinjustierung nehme ich dann im Noten-Editor vor.

Wie balancierst du die Kick und die Bassline miteinander?

Das ist bei jedem Track sehr unterschiedlich. Häufig nutze ich aber meinen FMR-Audio-PBC-06-Kompressor für einen soften Sidechain auf dem Bass, damit sich die Kick besser durchsetzt. Wichtig ist außerdem, die beiden Sounds EQ-technisch etwas auseinander zu dividieren. Das ist manchmal etwas knifflig.

Die Strings im Hauptteil erscheinen in deinem Mix in einem ganz anderen Licht als beim Original. Wie bist du an sie herangegangen? 

Die String-Sounds klingen zwar recht ähnlich, stammen aber aus meinen persönlichen String-Sample-Dateien. Ich denke, die Strings sind bei meiner Version durch die gesamte Sound-Auswahl etwas besser eingebettet. Die Original-Strings wurden eher stakkato gespielt – allein das lässt sie anders klingen.

Bei einem Dub-Mix muss man im Arrangement sehr reduziert bleiben und trotzdem Spannung aufbauen. Wie gelingt dir das?

Die Kunst ist es, mit möglichst wenig Mitteln viel zu erreichen. Man benötigt zum einen sich verändernde, modulierende Elemente und zum anderen etwas sehr Statisches. Nur so kann man etwas Hypnotisches erzeugen.

Bitte verrate uns drei Dinge, auf die du bei jedem Mix achtest.

Die Sounds – sie müssen von Anfang an passen.
Den richtigen Groove.
Hypnotische Elemente.

 

Noch mehr Track-Check:
Oliver Koletzki – Der Mückenschwarm (Cocoon Recordings)
DJ Misjah & DJ Tim – Access (X-Trax)
999999999 – Love 4 Rave (NineTimesNine)
Josh Wink – Higher State Of Consciousness (Strictly Rhythm)
Thomas Schumacher – When I Rock (Bush)

Markus Suckut – Infinity (SCKT)
Len Faki – Robot Evolution (Figure)
Da Hool – Meet Her At The Loveparade

Ian Pooley – Celtic Cross (Force Inc.)
Chopstick & Johnjon – Pining Moon (Suol)
Butch – Countach (Cocoon) 
Isolée – Beaut Mot Plage (Playhouse)
SBTH – Ribolla (Lossless)
Matthias Meyer – November Rain (Watergate)
Axel Boman – Purple Drank (Pampa Records)
Sascha Funke – Mango (BPitch Control)
Format:B – Chunky (Formatik)
CamelPhat & Elderbrook – Cola (Defected)

Justus Köhncke – Timecode (Kompakt Records) 
Frankey & Sandrino – Acamar (Innervisions)

Oxia – Domino (Kompakt)

Andhim – Tosch (Superfriends)
Gabriel Ananda – Ihre persönliche Glücksmelodie (Karmarouge)

Ninetoes – Finder (Kling Klong)
Die Vögel – Blaue Moschee (Pampa Records)

Foto: Marie Staggat