Track-Check: Claptone feat. Jaw – No Eyes (Exploited Records)

 

Mit „No Eyes“ (feat. Jaw) landete Claptone im Jahre 2013 einen Hit, der seiner Karriere völlig zu Recht einen gewaltigen Aufwind verschaffte und den Mann mit der Schnabelmaske über die Landesgrenzen hinaus bekannt machte. Wir haben mit ihm über die Entstehung des zeitlosen Klassikers gesprochen, der für viele Hörer eine perfekte Reisebegleitung darstellt. 

Deine Hörer sagen, „No Eyes“ sei der optimale Roadtrip-Song oder perfekt für den Strand. Wolltest du im Studio absichtlich eine solche Atmosphäre erschaffen? Wie schaffst du es, deine Stimmung im Studio auf die Musik zu übertragen?

Das Magische an dem Track ist für mich, dass er einerseits euphorisch und positiv ist, andererseits aber auch diese tiefe Melancholie und Sehnsucht in einem auslöst. An diesem Tag im Studio kam einfach alles zusammen. Das ist leider nicht immer so.

Wie kam es dazu, dass du Jaw als Sänger ins Boot geholt hast?

Jaw und ich befanden uns bereits im Austausch, da wir etwas Gemeinsames produzieren wollten. Ich schickte ihm also das Instrumental und als er seine roughen Gesangsspuren zurücksandte, wusste ich: Das passt. Dass es allerdings ein solcher Klassiker werden würde, war nicht vorhersehbar.

Deine Drums wirken sehr knackig und frisch. Wie erreichst du diesen Sound? Woher stammen deine Drums?

Ich versuche immer, eine Melange aus den klassischen Drummachines, wie der TR-909 oder der TR-808, und modernen Sounds zu kreieren. Häufig verwende ich auch alte Sounds und frische sie mit Kompressoren und Effekten auf, um ihnen einen neuen Glanz zu verleihen.

Insbesondere dein Snare-Sound wirkt sehr organisch. Wie gestaltest du Abwechslung und Organik im Sound?

Dieses organische Feeling versuche ich schon, absichtlich zu erzeugen. Ich nutze oft mehrere Clap-Sounds und Snares auf fünf bis acht Spuren mit unterschiedlichen Pannings. Manchmal verschiebe ich auch jede einzelne Clap minimal, wodurch der Track dann trotz Repetition fortwährend in Bewegung bleibt.

Als zentrales Element zieht sich das Rhodes durch den Track. Woher stammt der Sound und wie kommt das wellenförmige Aufbranden der Akkorde zustande?

Hierfür habe ich einzeln gespielte Samples von realen Rhodes verwendet und diese in einen Sampler sowie in einen VST-Emulator des Fender Rhodes Mark II gespeist.

Auf welche drei Dinge achtest du beim Mischen eines Projekts?

Die Beats bzw. der Groove inklusive Bass müssen unwiderstehlich sein. Wenn dieses Gerüst dich nicht bewegt, wird der Track verworfen oder eine Ballade für das Album. Die Melodien/Chords müssen sich gut in den Groove einbetten und hookig sein, sodass sie sich ins Ohr bohren. Beim Gesang variiert es: Während er für den Club-Track entweder ein kurzer „Hingucker“ oder ein Teil der Melodieführung sein muss, ist der Gesang beim Album-Track weiter vorne angesiedelt. No Eyes ist an sich die Quadratur des Kreises, ein Full-Vocal-Club-Track, der sowohl auf dem Dancefloor als auch bei Spotify funktioniert. Ein kleines Wunder. 

An welchem Punkt wusstest du, dass der Song fertig ist?

Als ich die gemasterte Version erhalten habe. Kurioserweise war meine Einschätzung des Tracks und die des Labels, dass der Song eine gute B-Seite abgeben würde. Und so wurde er damals auch als B-Seite veröffentlicht – eine klare Fehleinschätzung, wie sich herausstellen sollte.

Wie hast du dein Studio zu dieser Zeit eingerichtet? Clean und minimalistisch oder eher kreativ und etwas durcheinander?

Eher kreativ und durcheinander, ich lebe dort ja schon seit einiger Zeit.

Die Bassline wirkt sehr funky und erinnert an ein Live-Instrument. Wie hast du sie kreiert?

Ich habe sie eingespielt und nicht quantisiert. Im Gegenteil, ich habe die Noten noch etwas verschoben, sodass es groovt. Dazu noch etwas Sidechaining. Ich mag es, wenn die Dinge nicht nach Preset oder völlig durchgetaktet klingen. Ich mag es menschlich …

 

www.claptone.com

 

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