Track-Check: Drumcomplex & Frank Sonic – Lacalute (Cocoon, 2023)

Wenn man im vergangenen Jahr die Sets von Sven Väth verfolgt hat, gab es eine bislang unveröffentlichte Nummer, nach der immer und immer wieder gefragt wurde. Die Rede ist von „Lacalute“ von Drumcomplex und Frank Sonic. Ein energetischer 4-to-the-floor-Sägezahn-Track, der Ende November als Teil der berüchtigten Cocoon-Compilation „U“ veröffentlicht wurde. Wir haben die beiden aus diesem Anlass getroffen und wollten wissen, wie der Track entstanden ist.

„Lacalute“ hat diese typische Väth-Magie. War das von Beginn an euer Plan oder war das eher Zufall?

Arnd: Frank schickte mir letztes Jahr eine Sequenz, die er mit einem analogen Synthesizer aufgenommen hatte. Er war überzeugt, dass es etwas für Sven Väth sein könnte. Ich habe dann meine Drums dazu gebaut und zwei neue Synth-Spuren ergänzt. Die Kombination wirkte anfangs für ein geschultes Ohr möglicherweise schräg und tonal nicht ganz korrekt, aber genau diese Magie, diese Reibung macht es aus, wenn ein Track bei Sven auf dem Teller landen will. Im Gegensatz zu Frank hatte ich nie etwas mit Harmonielehre an der Mütze, weshalb ich oft ganz anders an Dinge herangehen kann.

Der Track ist nicht nach einem typischen Muster produziert worden. Habt ihr euch schon im Produktionsprozess irgendwelche speziellen „on Stage“-Momente vorgestellt?

Frank: Im Studio ist es schwer, den Vibe auf der Tanzfläche einzufangen. Wie eine Nummer am Ende bei den Leuten wirkt, weißt du erst, nachdem du sie zum ersten Mal gespielt hast. Ich war am Anfang überhaupt nicht vom Track begeistert, gerade weil er am Ende in meinen Ohren doch ein paar echt schräge Sequenzen hatte. Aber als Arnd ihn dann zum ersten Mal bei einem Gig testete, und mir davon erzählte, war ich schnell überzeugt.

Habt ihr den Track hauptsächlich mit Hardware oder mit VST-Plug-ins komponiert?

Arnd: Wir arbeiten mit beidem. Frank ist in der Regel für die Sequenzen zuständig, die er mit Hardware-Effektgeräten bearbeitet. Ich picke mir dann die Sahnestücke heraus und unterziehe sie meinem komplexen Drumming. Hierfür bediene ich mich auch gerne an VST-Plug-ins. Wir produzieren beide mit Ableton Live. Das macht es für uns leichter, wenn wir uns Projekte hin- und herschicken.

Wie kam es am Ende zu dem Release auf Cocoon? Habt ihr da einfach eine Demo hingeschickt?

Frank: Durch unseren gemeinsamen Freund Mario Hammer haben wir vor ein paar Jahren Ingo Boss kennengelernt. Er ist nicht nur für Svens Plattensammlung zuständig, sondern auch derjenige, der einmal im Jahr die Cocoon-Compilation zusammenstellt. Als wir „Lacalute“ fertig hatten, haben wir davon eine einzige Dubplate gepresst, die wir Ingo per Post nach Frankfurt geschickt haben. Ingo fand sie auf Anhieb gut und hat sie dann direkt an Sven weitergegeben.

Arnd: Eines Morgens sah ich auf Instagram einen Mitschnitt von Sven bei einem Gig in Madrid, bei dem er unseren Track spielte. Ich griff sofort zum Handy und kontaktierte Frank: „Der Babba spielt unsere Nummer.“  Das war ein unfassbar großes Gefühl für uns. Wir waren total geflasht und dankbar. In den nächsten Monaten ging die Platte dann um die Welt. Von der Time Warp New York, über Womb Tokyo bis zur Time Warp in Mannheim.

Das klingt nach einer tollen Zeit für euch. Gratulation dazu. Wie kann man da jetzt noch einen draufsetzen? Was sind eure Ziele und Pläne für 2024?

Frank: Die Messlatte haben wir natürlich ganz schön hoch gehängt, aber wir lassen uns auf keinen Fall davon unter Druck setzen. Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf Inhouse-Produktionen, die wir auf Arnds eigenem Label DCMX veröffentlichen. Das geht alles relativ schnell und wir wissen genau, welche Hebel wir in Bewegung setzen müssen. Es gibt eigentlich kaum eine Aufgabe, die wir aus der Hand geben.

Arnd: Gerade, die Freiheit zu besitzen, den Zeitpunkt eines Releases selbst zu bestimmen, ist manchmal viel wert. Bei DCMX habe ich alles selber in der Hand. Frank macht das Artwork und ist für das Branding zuständig. Ich kümmere mich um die Musik, koordiniere alles mit dem Vertrieb und unserem Mastering-Engineer Alhek. Natürlich wäre es schön, auch nochmal auf anderen großen Labeln nachzulegen. Aber jetzt genießen wir erst einmal den Moment, fokussieren uns auf noch mehr internationale DJ-Gigs und haben Bock auf alles, was kommt.

Die neue „Cocoon Compilation U“ ist am 17. November erschienen.

Aus dem FAZEmag 142/12.2023
www.drumcomplex.de 
www.instagram.com/franksonic 


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