Track-Check: Kölsch – An Amazing (Kompakt, 2023)

Am 27. Oktober hat das dänische House- und Techno-Phänomen Rune Reilly Kølsch – kurz: Kölsch – sein mittlerweile fünftes Kompakt-Album veröffentlicht. Eines der großen Highlights auf „I Talk To Water“ ist die vorab im September releaste Single „An Amazing“, die mit einem elektrisierenden Uptempo-Groove, zarten Vocals und triumphalen Synthesizer-Lines aufwartet. Für uns hat Kölsch exklusive Einblicke in die Produktion des emotionalen Bangers geliefert.

Hey, Rune. Erzähl uns doch zunächst etwas zum Hintergrund von „An Amazing“.

Der Track ist Teil meines neuen Albums „I Talk To Water“. Das Album handelt vom Tod meines Vaters und davon, wie man Trauer als treibende Kraft im Leben nutzen kann. „An Amazing“ bezieht sich auf einen Moment, als ich elf Jahre alt war. Mein Vater war Buddhist und nahm mich mit zu seinem Lehrer, einem Rinpoche namens Khenpo. Khenpo fragte mich, was ich mit meinem Leben anfangen wolle, und meine unmittelbare Antwort war, dass ich Musik machen wolle. Seine Antwort darauf war, dass dies die beste Sache sei, mit der ich mein Leben verbringen könnte, da ich viele Menschen glücklich machen würde. Khenpo sprach nicht sonderlich gutes Englisch und immer, wenn er „an amazing“ sagte, geschah dies auf eine ganz spezielle Art und Weise, die mir für immer im Gedächtnis blieb.

Die Bassline ist ziemlich trocken und zieht sich durch den gesamten Mix. Wie hast du sie erzeugt und bearbeitet?

Die Bassline besteht aus drei Spuren, einem Mono-Sub und zwei jeweils gepannten Mitten und Höhen. Alle Spuren sind mit einem EQ versehen, damit sich die Frequenzen nicht überschneiden. Sub und Kick habe ich mit einer Sidechain versehen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Bässe richtig abgemischt hatte, aber am Ende ist es supergut geworden.

Der Track basiert auf sehr sphärischen Harmonien. Wie sind die Akkorde für„An Amazing“ entstanden?

Ich spiele Akkorde und probiere mich aus, bis sie sich richtig anfühlen. Dieser Song ist mit einem einfachen Orgelsound geschrieben, bei dem ich die Oktaven verdoppelt und einen Vocoder als Filter in den Pausen eingesetzt habe, um Spannung zu erzeugen. Ich habe den Sound dann neu gesampelt und einige zusätzliche Noten hinzugefügt, um kontrastierende Harmonien zu erzeugen. Diese Harmonien sind recht tief abgemischt, sorgen für Spannung und machen die Akkorde zu etwas Besonderem. Die Streicher sorgen zudem für viel Luft.

Die Drums klingen ein wenig anders als noch auf deinem letzten Album. Woher kommen sie und wie bearbeitest du sie?

Ich beschloss nach einigen Experimenten, dass ich für diesen Song ein Elektro-Drum-Muster verwenden wollte, da ich einen großen Platz in meinem Herzen für frühe Elektro- und Freestyle-Platten habe. Die Drums sind eine Mischung aus Drum-Machine-Sounds und Live-Drums. Ich füge gerne Live-Elemente hinzu, die sehr leise gemischt sind, da sie ein spezielles Gefühl vermitteln. Abschließend wurden sie durch meinen Tube Tech SMC 2b Go bearbeitet, um Wärme und ein perfektes Low-End zu erzeugen.

Gibt es einen Unterschied, wenn man Breaky-Drum-Grooves statt Four-To-The-Floor-Patterns mischt?

Das Schöne daran, die Drums so zu mischen, ist, dass sie mehr Platz für die Bassline lassen. Außerdem kann der Song so atmen und der Mix wirkt räumlicher.

An welchem Zeitpunkt hast du dir gedacht, „Okay, der Song ist jetzt fertig“?

Ich habe die verschiedenen Versionen etwa acht Monate lang getestet, bevor ich den endgültigen Song gefunden habe. Struktur, Gesangsaufnahme und Schlagzeug haben sich gegenüber dem ursprünglichen Demo stark verändert.

Ist es für dich einfacher, monotone, reduzierte Dancefloor-Tracks oder euphorische, harmonische Banger wie diesen zu kreieren?

Ich denke, die perfekte monotone Dancefloor-Nummer mit einer sich wiederholenden Melodie zu kreieren, die einen nicht ermüden lässt, ist die größte Herausforderung in der elektronischen Musik.

„I Talk To Water“ ist am 27. Oktober via Kompakt erschienen.

Aus dem FAZEmag 141/11.2023
www.kolschofficial.com

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