Mit „Rave“ releaste der Italiener Sam Paganini 2014 seinen wohl legendärsten Track, der trotz seines vergleichsweise jungen Alters bereits jetzt als absoluter Klassiker gilt – eine echte Rave-Hymne eben. Für unser Track-Check-Format haben wir mit Sam Paganini über die Entstehung seines Meisterwerks gesprochen. Am 29. Oktober erschien sein neuestes Album „Light + Shadow“ via Jam.
Was ist für dich der ikonischste und inspirierendste Rave-Track aller Zeiten?
„What Time Is Love“ von KLF hatte anfangs einen riesigen Einfluss auf mich. Als die Rave-Szene in den 1990er-Jahren dann populär wurde, war vor allem Joey Beltram einer meiner Helden.
Kannst du dich noch an dein Mindset im Studio erinnern, als du „Rave“ produziert hast?
Zu dieser Zeit arbeitete ich gerade an einigen neuen Ideen für ein Album. Immer wieder ging mir dabei der Track „The Search“ von Trancesetters durch den Kopf, den ich gegen Mitte/Ende der 1990er häufig als Opener spielte. Er war eine große Inspirationsquelle für „Rave“.
Wie sah dein Setup damals aus und nach welchem Schema wählst du dein Equipment aus?
Mein Setup war damals recht simpel: ein Laptop mit Cubase als Sequenzer, eine Apogee-Soundkarte und ein paar Keyboards. Mein Studio befand sich in der Ecke einer Wohnküche und der Sound war dementsprechend recht miserabel (lacht). Heutzutage arbeite ich vor allem mit echten Keyboards, da mich das Sounddesign und die Knöpfe mehr inspirieren als virtuelle Synthesizer. Ich kenne meine Hardware-Sammlung mittlerweile ziemlich gut, sodass ich stets das Gear auswähle, das meiner Meinung nach am besten zur Track-Idee passt.
Sprechen wir über den Groove: Ein essenzielles Element von „Rave“ ist natürlich die Bassline. Wie hast du sie produziert und geformt?
Ich habe die Bassline mit einer einfachen Rechteckwelle von meinem Original-Minimoog erzeugt und dann den Rhythmus bearbeitet, um ein marschartiges Gefühl zu erzeugen. Die Bassline wurde dann mit einer Side-Chain-Kompression bearbeitet.
Wie hast du die kräftige Kick und die tiefe, pumpende Bassline ausbalanciert?
Eine Balance zwischen Kickdrum und Bassline zu finden, ist tatsächlich sehr wichtig. Wenn man die perfekte Kickdrum wählt, die perfekt mit dem Bass-Sound harmoniert, spart man sich so manche Arbeit mit dem Equalizer. Der Trick ist also, wenn zwei Elemente nicht zusammenpassen, sich für eines zu entscheiden und nach einem anderen zu suchen, anstatt sich mit endlosen Equalizer-Sessions verrückt zu machen.
Wie lautet dein Geheimrezept für diese ravigen Elemente, die so bezeichnend für deinen Sound sind?
Das kann ich so nicht sagen. Manchmal passiert die Magie einfach von selbst.
Wie hast du diesen ikonischen Lead-Synthesizer erzeugt?
Inspiriert vom bereits erwähnten „The Search“, spielte ich auf meinem Juno 106 vier einfache C# – A#-Noten ein und komponierte eine düstere Akkordfolge. Dann verdoppelte ich den Pad-Sound, den ich gerade erzeugt hatte, mit einem lauteren. Es folgten einige Delays und Reverbs, die ich den rhythmischen Teilen hinzufügte, sowie diverse Synth-Harmonisierungen, um das Ganze persönlicher und geheimnisvoller zu gestalten. Ich war aber immer noch nicht zufrieden, also baute ich etwas Unerwartetes und Außergewöhnliches in den Break-Teil ein. Über meinen Moog spielte ich dann ein paar Bits ein, was den Sound noch einzigartiger machte.
Kannst du uns deine Effektkette, die du für diese grollenden Big-Room-Kickdrums benutzt, genauer erklären?
Die Effektkette für die Big-Room-Kickdrum ist heutzutage kein Geheimnis mehr, auf YouTube findet man hierfür Tausende von Tutorials. Aber das ist auch der Grund, warum es auf meinem neuen Album viele Tracks mit echten Basslines gibt. Ich wollte ein authentisches 90er-Jahre-Feeling schaffen und zurück zu meinen Wurzeln kehren.
„Light + Shadow“ ist seit dem 29. Oktober via Sam Paganinis Label Jam erhältlich.
Aus dem FAZEmag 117/11.21
Text: Milan Trame
www.sampaganini.com
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