Track-Check: Steve Hurley – Jack Your Body (D.J. International Records)

Track-Check: Steve Hurley – Jack Your Body (D.J. International Records, 1986)

Für den aktuellen Track-Check haben wir mit der mehrfach Grammy-nominierten Chicago-House-Legende Steve „Silk“ Hurley gesprochen. 1986 releaste er seine Single „Jack Your Body“, die insbesondere in Großbritannien durch die Decke ging und dort sogar auf Platz Eins der UK-Single-Charts landete. Wie das Meisterstück des S&S-Records-Mitbegründer entstanden ist, erfahrt ihr im Interview.

Steve, der Track „Jack Your Body“ stammt aus dem Jahre 1986. Wie lang warst du zu diesem Zeitpunkt schon als Produzent in der elektronischen Musikszene unterwegs?

Ich war noch ziemlich unerfahren. Meine ersten Erfahrungen hatte ich zwischen 1982 und 1983 mit diversen Drum Machines gemacht. Ich besaß eine Casio VL-1 und eine Boss Dr. Rhythm, die aber nicht ausreichend waren. Über eine Korg DDM-110 und eine DDM-220 bin ich dann schließlich bei einer TR-808 und einer TR-909 gelandet, mit denen ich unter anderem auch die Bedroom-Mixes von „Jack Your Body“ produzierte. Für das Recording benutzte ich ein Tascam-Portastudio-Cassette-4-Aufnahmegerät, das über Pitch Control verfügte und mir großartige Dienste erwies.

Wie sah dein Set-up zu dieser Zeit aus? Hattest du bereits einen Computer in deinem Studio?

Ich hatte mein Bedroom-Studio mit den Drum Machines, einen Akai-S612-Sampler, einen Korg-Synthesizer sowie eine Boombox, die als Monitor fungierte. Die neuere Version von „Jack Your Body“ wurde im Tanglewood-Studio (Chicago) aufgenommen, wo ich als J.M. Silk auch das Stück „Shadows Of Your Love“ recordete. Einen Computer gab es dort nicht.

Die Drums basieren auf einer TR-808. Wie hast du diesen rohen Sound aus der Drum Machine herausbekommen?

Wir haben jeden Drum-Part auf ein 24-Track-Tape aufgenommen. Mein großartiger Tontechniker Larry Sturm (R.I.P.) war für die Kompression zuständig. Den Claps, Synths und Vocals haben wir jede Menge Delays und Hall hinzugefügt.

Welchen Synthesizer hast du für den treibenden Keyboard-Riff genutzt? Hast du ihn live eingespielt oder sequenziert?

Für das Lead-Keyboard-Riff habe ich das Ganze live auf 24 Spuren eingespielt und jedes Mal, wenn ich einen Fehler begangen habe (was sehr häufig vorkam), spulten wir wieder zurück und spielten es erneut ein. Der Ursprung ist ein Oberheim-Sample, das ich kreiert und in meinen Akai S-612-Sampler gesteckt habe.

Die Vocals sind eines der Hauptelemente des Tracks. Wie wichtig sind Vocals für einen Floor-Filler-Track?

Die meisten Vocals in „Jack Your Body“ sind als Aufruf von mir und von den Charakteren, die ich nachstellte, zu betrachten. Sie sind quasi eine Aufforderung an die Menschen, ihre Körper auf der Tanzfläche zu bewegen. Auch in meinem vorherigen Bedroom-Mix, den ich einige Jahre zuvor produziert hatte, war dieser „Call to action“ bereits enthalten. Ich denke also, dass die Vocals ein absolut essentielles Element des Tracks sind.

Heutzutage gibt es klare Regeln, wie man einen elektronischen Track zu arrangieren hat. Früher hatte man wahrscheinlich mehr Freiheiten, oder?

Ich habe „Jack Your Body“ damals wie eine Blues-Platte arrangiert. Ich glaube nicht, dass ich jemals einen Track produzierte, bei dem ich mich so frei und uneingeschränkt fühlte. Spaß und Unterhaltung standen damals anstelle des Geldes im Vordergrund und genau das ist auch der Grund, warum das Stück so erfolgreich war.

Du giltst als wahrer Pionier innerhalb der Housemusik-Szene. Gibt es „moderne“ Künstler*innen, die du heutzutage als Pioniere anführen würdest?

Housemusik hat sich in zahlreiche verschiedene Sub-Genres unterteilt. Diese Experimente, die ich damals wagte, werden meiner Meinung nach auch heute noch durchgeführt. Dadurch gibt es einen Zustrom von großartigen Pionierkünstler*innen, die sich in all diesen Genres auf unterschiedliche Weise ausdrücken. Ich entdecke ständig neue Innovatoren, weshalb ich keine/n bestimmten Künstler*in anführen möchte.

 

 

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Oliver Koletzki – Der Mückenschwarm (Cocoon Recordings)
DJ Misjah & DJ Tim – Access (X-Trax)
999999999 – Love 4 Rave (NineTimesNine)
Josh Wink – Higher State Of Consciousness (Strictly Rhythm)
Thomas Schumacher – When I Rock (Bush)

Markus Suckut – Infinity (SCKT)
Len Faki – Robot Evolution (Figure)
Da Hool – Meet Her At The Loveparade

Ian Pooley – Celtic Cross (Force Inc.)
Chopstick & Johnjon – Pining Moon (Suol)
Butch – Countach (Cocoon) 
Isolée – Beaut Mot Plage (Playhouse)
SBTH – Ribolla (Lossless)
Matthias Meyer – November Rain (Watergate)
Axel Boman – Purple Drank (Pampa Records)
Sascha Funke – Mango (BPitch Control)
Format:B – Chunky (Formatik)
CamelPhat & Elderbrook – Cola (Defected)

Justus Köhncke – Timecode (Kompakt Records) 
Frankey & Sandrino – Acamar (Innervisions)

Oxia – Domino (Kompakt)

Andhim – Tosch (Superfriends)
Gabriel Ananda – Ihre persönliche Glücksmelodie (Karmarouge)

Ninetoes – Finder (Kling Klong)
Die Vögel – Blaue Moschee (Pampa Records)

 

Auf dem von Steve „Silk“ Hurley mitbegründeten Dance-Label S&S Records erschien am 13. Mai die 34 Tracks umfassende Compilation „The Andrew Emil S&S Sessions“.

 

 

www.snschicago.com