In England könnte lautes Musikhören in öffentlichen Verkehrsmitteln bald richtig teuer werden: Die britischen Liberaldemokraten schlagen eine Geldstrafe von umgerechnet bis zu 1.160 Euro vor, wenn Fahrgäste Musik oder Videos über ihre Mobiltelefone ohne Kopfhörer abspielen.
Die Regelung soll über eine Änderung des Busgesetzes eingeführt werden und würde ausschließlich in England gelten, da die Verkehrspolitik im Vereinigten Königreich dezentral organisiert ist.
Kommt das Verbot durch, soll eine landesweite Werbekampagne die Öffentlichkeit auf die neue Maßnahme aufmerksam machen. Die Liberaldemokraten wollen damit gegen zunehmendes asoziales Verhalten im öffentlichen Raum vorgehen.
Zur Untermauerung ihrer Forderung haben die Liberaldemokraten eine Umfrage in Auftrag gegeben. Diese ergab, dass 38 Prozent der Befragten oft oder manchmal laute Musik auf ihren Handys hören.
28 Prozent der Befragten gaben an, dies nur selten zu tun. Damit zeigt sich ein erheblicher Anteil an potenziellen Verstößen im Alltag. Besonders auffällig ist laut Umfrage, dass 54 Prozent der Menschen sich unwohl fühlen würden, andere Fahrgäste direkt auf zu laute Musik anzusprechen.
Bei Frauen liegt dieser Anteil mit 63 Prozent noch höher. Die Hemmschwelle, sich für mehr Ruhe einzusetzen, ist also deutlich spürbar und betrifft viele Menschen im täglichen Pendlerleben. Eine innenpolitische Sprecherin der Liberaldemokraten sagte dazu:
„Viel zu viele Menschen fürchten ihren täglichen Arbeitsweg, weil sie dort asoziales Verhalten an den Tag legen – und Kopfhörerverweigerer, die in Bussen und Zügen laute Musik spielen, gehören zu den schlimmsten Übeltätern.“
Auch von konservativer Seite kommt Unterstützung für den Vorschlag. Gareth Bacon, Schattenverkehrsminister der Konservativen, betonte: „Jeder hat das Recht, in Ruhe zu reisen.“
Laute Musik sei zwar eine Kleinigkeit, aber ein Symptom einer wachsenden Toleranz gegenüber asozialem Verhalten. Wichtig sei jedoch eine konsequente Durchsetzung eines möglichen Verbots.
Ein Blick ins Ausland zeigt, dass ähnliche Regeln bereits existieren: In Frankreich wurde ein Mann in einem ruhigen Bereich des Bahnhofs von Nantes mit einer Strafe von 200 Euro belegt, weil er über Lautsprecher telefonierte.
In Deutschland gibt es derzeit kein bundesweites Gesetz, das das laute Hören von Musik in Bus und Bahn explizit unter Strafe stellt. Viele Verkehrsunternehmen haben jedoch in ihren Beförderungsbedingungen geregelt, dass Musik nur mit Kopfhörern erlaubt ist. Verstöße können zum Verweis aus dem Fahrzeug oder zu einem Hausverbot führen.
Einige Städte oder Verkehrsverbünde in Deutschland setzen Ordnungspersonal ein, das bei wiederholtem Fehlverhalten Bußgelder verhängen kann. Diese beziehen sich jedoch meist auf Delikte wie Schwarzfahren oder Rauchen und nicht explizit auf das Abspielen lauter Musik.
Eine repräsentative Umfrage von YouGov aus dem Jahr 2017 zeigt, dass 37 Prozent der Befragten lautes Musikhören im öffentlichen Nahverkehr als besonders störend empfinden. Damit rangiert das Ärgernis auf Platz drei der häufigsten Störfaktoren, gleich hinter schlechter Luft und lauten Telefonaten.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben 2024 verstärkt Durchsagen eingeführt, um Fahrgäste aufzufordern, Musik und Videos nur über Kopfhörer abzuspielen. Hintergrund sind vermehrte Beschwerden über laute Handymusik und Telefonate. Konkrete Bußgelder sieht die BVG allerdings – wie die meisten deutschen Verkehrsbetriebe – bislang nicht vor.
Quelle: DJ Mag
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