Uto Karem – Gutes braucht seine Zeit

U915

DJ, Produzent und Labelbetreiber Uto Karem ist ein bestens bekannter Teil der internationalen Szene elektronischer Tanzmusik. Nach erfolgreichen und prestigeträchtigen Veröffentlichungen auf renommierten Labels wie Plus 8, SCI-TEC, Tronic, Suara oder Ministry of Sound debütierte er nun mit „Waking Up The Neighbours“. Wir haben mit dem international gefragten Künstler über sein lang ersehntes, erstes Album gesprochen.

Es ist so weit, Uto, dein erstes Album „Waking Up The Neighbours“ erschien Ende letzten Monats. Seit der Ankündigung im Jahr 2014 ist nun einige Zeit vergangen. Erzähl uns doch etwas über den Entstehungsprozess des Langspielers!

Richtig, nach zahlreichen Veröffentlichungen, vielen Singles und Remixen ist „Waking Up The Neighbours“ mein bisher erstes Album. Das Bedürfnis, einen Longplayer zu produzieren, entstand mit der Zeit, denn dieses Format bietet deutlich mehr kreativen Spielraum und Möglichkeiten, sich musikalisch auszudrücken, als es bei EPs und Singles der Fall ist. Seit 2014 also sammelte ich Ideen und Skizzen, produzierte und sortierte, bis „Waking Up The Neighbours“ fertig war. Entstanden ist der Sound in Barcelona, doch den finalen Touch gab es in meinem neuen Studio in Italien.

Bevor es mit deiner DJ- und Produzenten-Karriere steil bergauf ging, hast du Audio Engineering studiert und außerdem für ein Musik-Fachmagazin gearbeitet. Du brachtest also auch eine ganze Menge an Erfahrung und Wissen über Studio- und DJ-Equipment mit. Welches spielte nun in der Produktion deines Langspielers eine Rolle?

Bei der Produktion der einzelnen Tracks entschied ich mich für einen Live-Ansatz, der mir eine intuitive und natürliche Einflussnahme auf den Sound ermöglicht. Nach dieser Methode habe ich auch meine Gerätschaften ausgewählt, was letztendlich zu einem Mix aus analogem und digitalem Equipment führte.

Was ist gemäß deiner Erfahrung am wichtigsten oder von enormer Bedeutung, wenn es um die Produktion neuer Musik geht?

Meiner Meinung nach – und das spiegelt auch meine mittlerweile jahrelange Erfahrung wider – ist der wichtigste Aspekt die Raumakustik des Studios. Sie bildet die Basis des gesamten Sounds und beeinflusst die Wahrnehmung des Frequenzspektrums. Man kann also Unmengen an Geld für die womöglich besten Monitore ausgeben, doch bei schlechter Raumakustik sind diese kein Garant für ein ausgewogenes Klangbild.

Doch auch wenn die technischen und physikalischen Gegebenheiten erfüllt sind, bedeutet dies noch lange keinen musikalischen Erfolg. Auch die Kompositionen spielen eine Rolle. Wie ist das bei dir, Uto, woher nimmst du deine Ideen und Inspirationen?

Viele Dinge um mich herum beeinflussen mich und meine Arbeit. Sei es ein Song im Radio oder ein DJ-Set im Club. Die eigentlichen Ideen entstehen aber, während ich im Studio sitze und mich an meinen Synthesizern und Drum-Machines probiere.

Richten wir den Fokus doch noch auf dein eigenes Label Agile Recordings. Wofür steht die Plattform und wie kam es zur Gründung vor rund zehn Jahren?

Agile Recordings entstand unter anderem deshalb, weil ich massenhaft unveröffentlichte Musik junger, talentierter Künstler erhielt. Diesen engagierten Produzenten wollte ich eine Plattform bieten, um ihre Kunst zu verbreiten und weiterzuentwickeln. Natürlich ist Agile ebenfalls ein Zuhause für meine eigenen Produktionen und auch „Waking Up The Neighbours“ erschien hier. Ich bin sehr stolz darauf, wie sich das Label seit seiner Entstehung entwickelt hat. Viele damals noch junge Künstler sind heute gefragte Produzenten und DJs.

Und wie steht es um dich und deine persönliche Entwicklung? Wo siehst du dich in den nächsten Jahren?

Musik ist ein großer und wichtiger Teil meines Lebens, und das wird sie wohl auch bleiben. Vielleicht wird sich mein Bezug zu ihr verändern, meine Arbeit an sich, doch ganz ohne kann ich mir mein Leben nicht vorstellen. Zurzeit bin ich auf den Bereich der elektronischen Musik fokussiert, doch wer weiß, was die Zukunft bringen wird. Freunde von mir spielen in Rock-Bands und auch hier arbeiten wir bereits an kleinen gemeinsamen Projekten. Auch mit Filmmusik hatte ich schon meine ersten Berührungen. Ein spannendes und sehr inspirierendes Thema, das mich auch in Zukunft noch beschäftigen wird.

Wohin dein nächster Weg dich führen wird, weiß mit Sicherheit dein Tour-Manager, denn für dein Debütalbum „Waking Up The Neighbours“ steht doch sicherlich eine große Tour an, oder?

In den kommenden Monaten werde ich mich tatsächlich auf eine sehr intensive und ausgedehnte Albumtour begeben, die mich bis zum nächsten Jahr über den ganzen Kontinent führen wird. Natürlich wird es trotzdem neuen Output auf Agile geben und auch einige Kollaborationen stehen an, wie zum Beispiel mit meinem Freund Mladen Tomic Robbie. Darauf freue ich mich schon sehr. Das Ergebnis könnt ihr euch dann nach dem Sommer auf Loose Records anhören.

Aus dem FAZEmag 065/07.2017
Text: Gutkind