„Wer bist du überhaupt?“ – Kevin Saunderson über die Benachteiligung von schwarzen Künstlern

Kevin Saunderson by Lars Borgers

In einem Interview gegenüber dem Billboard-Magazin hat sich die Detroit-Legende Kevin Saunderson mit drastischen Aussagen zu Wort gemeldet. Er habe demnach das Gefühl, dass dunkelhäutige Künstler aus der Szene der elektronischen Tanzmusik zusehends ausgeschlossen werden würden.

Das Techno-Urgestein und Inner-City-Gründungsmitglied berichtet im besagten Interview über seine Erfahrungen mit Rassismus und befindet, dass die schwarze Kultur schon immer zu wenig Anerkennung im Rahmen der Entwicklung von Dance-Music erhalten habe, obwohl sie in diesem Kontext eine enorm hohe Bedeutung besäße.

„Die Ursprünge dieser Musik liegen in der afro-amerikanischen Kultur verankert. Ich kann mich noch an die ersten Partys erinnern, dort waren ca. 600-700 Menschen und alle waren schwarz. […] Später entwickelte sich die Musik dann zu einer milliardenschweren Industrie und wurde den Europäern bzw. den weißen Menschen zugewiesen. […] Die Schwarzen wurden dem R&B oder Hip-Hop zugeordnet.“

Letztlich könne man diese ungerechte Entwicklung nicht stoppen, Saunderson wünsche sich aber gerade von der jüngeren Generation ein stärkeres Bewusstsein für den Ursprung der elektronischen Musik: „Unsere Musik hat einfach nicht den gleichen Marktwert […]. Die 18-jährigen hören EDM und denken: „Wow, das klingt großartig.“ Die Möglichkeit, unsere Musik zu hören, bekommen sie erst gar nicht und deshalb denken sie, dass Europäer bzw. weiße Amerikaner für dieses Genre verantwortlich sind. […] Man kann Personen wie mich, Derrick May, Juan Atkins und Carl Craig nicht einfach ignorieren oder auf kleinere Bühnen verfachten. Wir haben es immer noch genauso drauf wie früher.“

Er führt fort: „Es ist mir unangenehm das zu sagen, aber ich habe das Gefühl, dass schwarze Künstler aus der Szene verdrängt werden und somit auch schneller in Vergessenheit geraten.“

In puncto „in Vergessenheit geraten“ erinnert sich Saunderson an ein Gespräch mit einem Booking-Agent einer angesehen Agentur, der offenbar keinen blassen Schimmer hatte, wer Saunderson überhaupt ist:

„Ich hatte gerade Inner City neu aufleben lassen, saß an einem neuen Album und plante unsere nächste Tour. Ein befreundeter Promoter riet mir deshalb, einen gewissen Booker anzurufen, der scheinbar hoch im Kurs stand und eine Menge Erfahrung hatte. Der Typ rief mich irgendwann zurück und als ich ihm sagte, dass ich Kevin Saunderson bin und an Business interessiert bin, fragte er: „Wer sind Sie? Ich kenne Sie nicht.“ […] Da war ich erstmal ganz schön baff, aber gleichzeitig auch sauer. Wie konnte es sein, dass der Top-Agent einer renommierten Agentur nicht einmal wusste, wer ich bin? Für mich ist es nicht ausgeschlossen, dass es sich hierbei um ein Rassen-Ding handelte. Warum rief er mich dann überhaupt zurück?“

 

 

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