Werner Niedermeier – Unterwegs auf neuen Wegen

 

Werner Niedermeier begann seine DJ-Karriere Anfang der 90er Jahre in Deutschland und produzierte elektronische Musik für kommerzielle Veröffentlichungen. Erst 2021 veröffentlichte er sein Debütalbum, mit „Days Ahead“ ist nun Nummer Zwei seit dem 1. August auf dem Markt.

Im Laufe seiner Karriere hat Werner im Yellow in Tokio, im Fabric in London, in der Panorama Bar in Berlin, im Rex Club in Paris und im Turntables on the Hudson in New York City aufgelegt, um nur einige zu nennen. Seine produzierte Musik wurde auf Supplement Facts, Rue De Plaisance, Phonica, Bulletdodge, Biotop, Get Physical, Bedrock, Audiomatique und vielen anderen veröffentlicht.

Nun liefert er sein neuestes Album „Days Ahead“ ab und spricht mit uns über seinen Schaffensprozess, Studioarbeit und die Entwicklungen der Musikbranche.

 

Hallo Werner, wie geht es dir? Wie fühlt es sich an, wenn das Album frisch veröffentlicht ist?

Hallo Fazemag-Team, es geht mir im Großen und Ganzen gut. Kann oder sollte mich nicht beklagen. Wie schaut’s bei euch aus?

Ich freue mich natürlich sehr über das neue Album. Bisher waren die meisten Feedbacks positiv. Außerdem haben das Label Bulletdodge und meine PR-Agentur EPM haben promomäßig einen super Job gemacht.

Dein letztes Album „Time & Again“ erschien im letzten Jahr, jetzt hast du mit „Days Ahead“ schon ein weiteres nachgelegt. Wie und wann kam es zu dieser Entscheidung? Was hat dich dazu inspiriert?

Durch die Pandemie war es in den letzten zwei Jahren war es um einiges ruhiger auf dem Markt. So hatte ich dementsprechend mehr Zeit mich hinzusetzen, um Ideen umzusetzen, die ich schon seit langem mit mir rumgetragen habe. Zudem habe ich mir die Zeit genommen zum Tüfteln, neue Produktionswege auszuprobieren und mich mit neuen Plug-ins zu befassen. Weg vom alten Trott und umsatteln.

Wie kam es überhaupt dazu, dass du im letzten Jahr erst dein erstes Album veröffentlicht hast?

Ich war zuvor in viele unterschiedliche Projekte mit eingebunden, unter anderem auch in das Projekt „Notenshun“. Unter diesem Moniker haben mein damaliger Kollege und ich schon zwei Alben auf Chillifunk Records, UK und Irma Records, Japan releast.

Dann kamen damals einige Gigs und Collaborations, alte und neue hinzu, denen ich immer Vorrang gegeben habe. So hat sich das Solo-Ding immer weiter nach hinten verschoben.

Wie sieht bei dir ein klassischer Studiotag aus? Hast du feste Zeiten oder ist das eher je nach Laune?

Studiotag ist hier der richtige Ansatz, da ich es wirklich bevorzuge tagsüber zu arbeiten. Die Stimmung ist natürlich wichtig dabei. Wenn ich also keinen creative Flow habe, widme ich mich meistens nur dem technischen Anteil des Tages, weil ich auch Mastering und Mixing für einige Labels und Artists mache.

Generell arbeite ich immer an mehreren Projekten gleichzeitig. Egal ob es eigene Produktionen oder Co-Produktionen sind. So bleibt alles frisch und fährt sich nicht fest bzgl. Schreibblockade usw.

Wann und warum bist du nach London gezogen?

In London lebe ich seit 2003, also fast 20 Jahre. Davor habe ich in Berlin und dann Spanien gelebt. Zu meinen aktiven Zeiten als DJ bin ich Anfang der 90er Jahre viel nach Großbritannien gereist. Meistens nach London, um Vinyls zu kaufen. Durch die damals entstandenen Kontakte hatte ich dann ein Jobangebot bekommen, in einem meiner liebsten Plattenläden, Flying Records, zu arbeiten. Deshalb der Move von Spanien nach London.

Wie siehst du die Entwicklung der elektronischen Musik im Laufe deiner Karriere?

Verändert hat sich natürlich viel. Ich bin einerseits froh, die Wandlung vom Analogen zum Digitalen miterlebt haben zu dürfen. Es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten, musikalisch ans Ziel zu kommen, mit weniger Aufwand. Andererseits denke ich, dass durch die Digitalisierung, der Wert der Musik verloren ging. Vom Inhalt her und natürlich auch finanziell. Alles hat eben seine Vor- und Nachteile.

Zudem muss ich ehrlich zugeben, dass ich mit diesen ganzen Genres und Sub-Genres die es mittlerweile gibt, nicht mehr mitkomme geschweige denn auf dem Laufenden bin.

Was hat dich damals (und wann) dazu bewogen, elektronische Musik zu machen?

Elektronische Sounds haben mich schon immer fasziniert. I war schon in jungen Jahren ein begeisterter Science-Fiction-Fan und Kraftwerks „Die Roboter“ (1978), damals auf Deutsch, oder auch die Musik von Jean-Michel Jarre, waren ein konstanter Wegbegleiter für mich.

Über Breakdance, Electro, Hip-Hop, Breakbeats und dem Einfluss von frühem Frankfurter Techno (HR3 Club Night, Milk! Mannheim usw.), habe ich dann wie viele meiner damaligen Kollegen mit dem Auflegen begonnen, Anfang der 90er-Jahre, was mich dann 1995 ins Studio führte.

Wir alle wussten damals nicht wohin das führen würde, haben es aber trotz allem geschafft ein paar Produktionen fertig zu stellen, die 1996 auf dem damaligen Londoner Label Xplicit Vinyl veröffentlicht wurden. So kam dann alles ins Rollen.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Bulletdodge?

Ich habe bis 2008 mein damaliges Label Audio Culture Recordings betrieben. Gareth Whitehead, der jetzige Label Owner von Bulletdodge, hatte mir damals eine Demo-CD geschickt, welche ich veröffentlicht habe. Seitdem waren wir in Kontakt und haben dann nicht viel später beschlossen, zusammenzuarbeiten, was bis heute der Fall ist.

Wie sehen deine Pläne für den Rest des Jahres aus? Wie war das Jahr bisher für dich?

Im Oktober erscheint noch eine EP auf dem japanischen Label Unknown Season. Eine EP, sowie ein Remix, sind gerade noch in der Mache. Ich denke, dass müsste es sein für dieses Jahr, was Produktionen betrifft.

Ansonsten hoffe ich, dass wir dieses Jahr noch etwas verreisen können, wenn alles gut läuft.

Shop: www.bulletdodge.bandcamp.com/album/days-ahead
Review: Werner Niedermeier – Days Ahead (Bulletdodge)