WhoMadeWho – Neue Abenteuer

Credit: Petra Kleis

Ende Mai veröffentlichen WhoMadeWho mit „UUUU“ ihr mittlerweile siebtes Studioalbum. Der Titel ist dabei so kryptisch wie simpel. Viermal „U“ beschreibt schlichtweg „four U“ beziehungsweise „for you“ – nach Aussagen der Band eine Widmung für diejenigen, die sie bei der Entstehung des Albums bei Laune gehalten und inspiriert haben.

Tomas Høffding, Tomas Barfod und Jeppe Kjellberg besitzen ein außergewöhnliches Gespür für emotionale Tiefe, saubere Melodien und brillantes Songwriting. Und doch geben sie offen zu, dass viele ihrer neuen Songs den Weg auf das Album erst dann überlebten, als sich das Trio Unterstützung ins Boot holte. Eine zentrale Rolle nimmt dabei der Berliner Produzent und Keinemusik-Mitbegründer Rampa ein. „Er hat uns in Zeiten, in denen wir nicht weiterkamen, gepusht und viele unserer Demos, die auf dem Weg in den Papierkorb waren, zu großartigen Songs entwickelt“, erzählt Tomas Høffding.

Die Entstehung des Titelracks „UUUU“ beschreibt vielleicht am besten, welch massiven Einfluss Rampa auf die drei Dänen nahm: „Er zeigt, wie unvorhersehbar der kreative Prozess oft ist. Wir haben uns im Sommer 2020 mit Rampa in Berlin zu einer Studiosession getroffen, haben eine sehr grobe Demo gemacht, von der wir nicht viel hielten. Aber Rampa hat uns über ein Jahr lang gedrängt, den Song fertigzustellen. Also haben wir ab und zu versucht, zusätzliche Synthies zu machen und Gesang hinzuzufügen. Irgendwann, kurz vor dem Abgabetermin, hatten wir den Song aber fast vergessen. Doch Rampa schickte uns plötzlich dieses wunderschöne Instrumental, das uns neue Inspiration für den Gesang gab.“

Die Band begann mit der australischen Sängerin Kat Frankie, die u.a. schon mit Clueso und Marteria zusammengearbeitet hat, an Vocals zu arbeiten. Zwar fühlte sich anfangs noch vieles davon nicht richtig für die drei Dänen an, doch gab es ein paar signifikante Stellen, die das Trio als etwas sehr Einzigartiges empfand. „Wir schnitten sie heraus und bearbeiteten sowohl ihren (Kat Frankie) als auch Høffdings Gesang stark und endeten mit einem besonders melancholisch klingenden Gesangspart, der den Song zu einem der besseren unserer Karriere machte“, so Barfod. „Von den fast zwei Jahren, die wir daran gearbeitet haben, waren alle wesentlichen Teile zwei Monate vor der Deadline fertig.“

Definitiv klingt das Album nicht mehr nach der Indie-Disco-Band, die 2004/2005 mit funkigen Covern von „Flat Beat“ und Benny Benassis „Satisfaction“ Berühmtheit erlangte. Ihre Erfolgs-Single „Abu Simbel“ und die über vier Millionen Klicks auf das 2021er Cercle-Liveset zeigen da schon deutlichere Einflüsse. „Das Album sollte zu einer Reise und einem Trip werden. Wir haben die poppige Seite unseres Songwritings weggenommen und all die Umwege, die wir auf unseren vorherigen Alben immer genommen haben. So ist es vielleicht konsistenter und fokussierter. Wir sind sehr stolz darauf. Es ist eines unserer Alben, die wir tatsächlich zu Hause hören können“, meint Høffding und lacht.

UUUU klingt sauber und gleichzeitig sehr verspielt. Die Experimentierfreude ist spürbar, das weiß auch Barfod: „Es weist definitiv auf neue Abenteuer hin, sowohl im Studio als auch bei Live-Auftritten in der ganzen Welt. Seit ,Abu Simbel‘ war unsere Band auf einem ganz anderen Weg und es gibt kein bestimmtes Ziel. Wir tun weiterhin das, was wir am meisten lieben: live spielen und Musik produzieren.“ Keine Scham vor Fremdeinflüssen also. Die Bedeutung des Albumtitels ist offenkundig nicht weit hergeholt, sondern demonstriert ehrlich gemeinte Dankbarkeit.

Aus dem FAZEmag 124/06.2022
Text: Michael Scharsig
Foto: Petra Kleis
www.whomadewho.dk