Wie hat sich das Musikmarketing verändert

Wie hat sich das Musikmarketing verändert

Musik hat schon immer einen Weg zu ihren Hörern gefunden. Allerdings haben sich die Methoden, mit denen Künstler und Industrie potenzielle Fans erreichen, über die Jahrzehnte stark verändert. Unter anderem liegt dies an der Entwicklung der Technik und Veränderungen im Konsum-Alltag der Menschen. Hier bekommt ihr einen Überblick, wie sich das Musikmarketing gewandelt hat.

Mundpropaganda und Live-Auftritte

In den frühen Zeiten der Musik-Promotion spielten Live-Auftritte und Mundpropaganda eine wichtige Rolle. Bei Gigs konnten Artists Menschen von sich überzeugen, die sie und ihre Musik bisher nicht kannten.

Furiose und besonders gute Shows machten via Mundpropaganda die Runde. Beim nächsten Auftritt kamen mehr Menschen, auf diese Weise konnte ein Künstler wachsen und sich eine Fan-Base aufbauen.

Die Shows hatten vor allem in Zeiten, als das Radio und Fernsehen noch nicht so weit verbreitet waren und es das Internet noch nicht gab, eine zentrale Bedeutung für das Musikmarketing. Zudem waren und sind Live-Auftritte eine gute Einnahmequelle für Musiker.

Heutzutage spielen Auftritte für die Fan-Bindung und bis zu einem gewissen Grad für den Absatz von Merchandise (z. B. T-Shirts etc.) eine entscheidende Rolle. Bei unbekannten Bands besteht auch aktuell die Möglichkeit eines positiven Effekts auf die Absätze der Musik – allerdings lassen sich potenzielle Fans um einiges effizienter und einfacher über das Internet erreichen (dazu gleich mehr).

Mundpropaganda spielte auch abseits der Konzerthallen eine wichtige Rolle. Wenn ein Musikkonsument einen neuen Song gehört oder gekauft hatte, empfahl er diesen weiter. Gleiches ist auch heute der Fall, allerdings gibt es durch die technischen Möglichkeiten des Internets einfache Wege, den entsprechenden Track umgehend zu zeigen bzw. zu hören.

Das Radio als Marketing-Instrument

Ein wichtiges Format für das Musikmarketing in früheren Jahren war das Radio. In Deutschland ging der erste Radiosender 1923 an den Start, seitdem hat das Medium eine lange und bewegte Geschichte durchlaufen.

Schnelle Verbreitung als Medium

Sehr schnell nach dem Start wurde das Radio-Hören beliebt. Infolgedessen konnten durch die Sendungen schon in der Anfangszeit des Mediums viele Menschen erreicht werden, was wiederum eine gute Basis für eine erfolgreiche Marketingplattform bot. Eingebettet waren die Musikstücke bereits damals in verschiedene Wortbeiträge.

Zudem hatte das Radio kaum Konkurrenz. Das Fernsehen ging in Deutschland erst in den 50er-Jahren als breites Massenmedium an den Start, in den 30er und 40er-Jahren war es eine für viele Menschen eher teure und kaum erschwingliche Randerscheinung.

Bedeutung in späteren Jahrzehnten und heute.

Das bedeutet allerdings keineswegs, dass das Radio als Marketing-Instrument für Musik in späteren Jahrzehnten mit dem Aufkommen des TVs weniger wichtig war. Gerade für den Absatz von Pop- und Rockmusik spielte es eine wichtige und entscheidende Rolle: Radio-Airplay war für viele Künstler ein bedeutender Schlüssel zum Erfolg.

Zudem konnten und können Künstler und Produzenten durch das Abspielen ihrer Musik bei einem Sender GEMA-Einnahmen generieren. Die Bedeutung des Radios im Musikmarketing gilt bis zu einem gewissen Grad auch heute noch.

Allerdings gibt es bezüglich der Altersklassen der Zuhörer deutliche Unterschiede. So hören Personen im Alter zwischen 10 und 19 Jahren bei einer Betrachtung von Zahlen aus den Jahren 2016 bis 2020 deutlich weniger Radio als zum Beispiel die Altersklasse zwischen 50 und 59 Jahren.

 

Woman turning volume knob on radio in kitchen, closeup. Space for text

 

 

Bedeutung des Fernsehens für die Musikbranche

Neben dem Radio hatte das Fernsehen über eine längere Zeit eine zentrale Bedeutung beim Thema Musikmarketing. Unter anderem durch Live-Shows und Musikvideos wurden Hörer auf neue Veröffentlichungen aufmerksam gemacht.

Musikshows im Fernsehen

In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts gab es in den öffentlich-rechtlichen Programmen Musikshows, die den Zuschauern ein abwechslungsreiches Programm boten. Dazu gehörten unter anderem:

  • die ZDF-Hitparade
  • sowie die Sendung Formel Eins.

Die ZDF-Hitparade wurde ab dem Ende der 60er-Jahre bis ins Jahr 2000 ausgestrahlt. In den ersten Jahren wurde sie von Dieter Thomas Heck moderiert. Das prägende Genre, welches in der Show gespielt wurde, war Schlagermusik.

Die Sendung Formel Eins wiederum lief in den Jahren 1983 bis 1990 in den dritten Programmen sowie der ARD. Moderiert wurde sie unter anderem von Ingolf Lück. Dabei hatte die Show prominente Gäste: Unter anderem Modern Talking hatten hier mit ihrem Song „You’re My Heart, You’re My Soul“ ihren ersten großen TV-Auftritt.

Kommerzialisierung durch Musiksender

Mit der Zeit wurden verschiedene Themen im Fernsehen immer weiter kommerzialisiert. Ein bekanntes Beispiel hierfür bietet der Bereich Sport. Unter anderem durch das Privatfernsehen wurden die Events zunehmend einem Massenpublikum zugänglich gemacht.

Vor allem für Sportarten wie Fußball oder die Formel 1 spielte dieses Phänomen eine große Rolle. Dabei sind bis zu einem gewissen Grad parallelen zur Musikindustrie zu erkennen. In den 80er- und 90er-Jahren gingen verschiedene private Musiksender an den Start. Zu den bekanntesten zählten vor allem:

  • MTV,
  • VIVA
  • sowie VH1.

Die Sender MTV und VH1 wurden in den 80er-Jahren in den USA gegründet. Ersterer hatte ab 1997 ein deutschsprachiges Programm, zweiterer ab 1995. VIVA wiederum ging 1993 in der Bundesrepublik an den Start.

Die Programme zeigten eine Vielzahl von jeweils aktuellen Musikvideoclips und hatten ähnlich wie das Radio auf diese Weise einen großen Effekt für das Marketing der Musikindustrie.

Zusätzlich gab es verschiedene Sendungen, bei denen die Fans Hintergründe über die Künstler erfuhren: Entweder durch Reportagen oder durch Interviews im Studio, oftmals vor einem kleinen Live-Publikum.

Ab einem gewissen Punkt machte das Internet den Sendern als Marketingtool und Informationsquelle für Musikfans große Konkurrenz. VIVA stellte den Sendebetrieb im Jahr 2018 ein. MTV wurde 2011 zu einem Pay-TV-Sender, ist aber seit einigen Jahren wieder im Free-TV und zusätzlich per Live-Stream zu empfangen. Im Jahr 2022 lässt der Sender alte Formate neu aufleben und kreiert neue Sendungen.

Das Internet als bedeutsames Marketing-Instrument

Mittlerweile spielt das Internet beim Thema Musikmarketing eine wichtige, wenn nicht zentrale Rolle. Artists präsentieren sich hier über verschiedene Kanäle und erzeugen durch teilweise interaktive Formate eine besondere Fan-Nähe.

Neue Formate zum Hören der Musik

Unter anderem liegt diese Bedeutung in den neuen Formaten, durch die Fans die Musik mittlerweile konsumieren, begründet. Vor allem Online-Streamingdienste werden viel genutzt. Zu den bekanntesten Portalen in diesem Bereich gehören:

  • Spotify,
  • Deezer,
  • Apple Music
  • und Tidal.

Künstler können durch hohe Streaming-Zahlen Gold- und Platinplatten erhalten. Bei Spotify gibt Playlists, in denen Neuheiten und beliebte Songs platziert werden. Umso wichtiger ist es für die Acts heutzutage, knackige Hits abzuliefern – das Album als Medium ist zumindest bis zu einem gewissen Grad in den Hintergrund getreten.

Die Links, die zu den jeweiligen Songs und Playlists führen, sind auf dem Online-Weg am zielführendsten zu vermarkten, da der Hörer bequem mit einem einfachen Klick zur gewünschten Musik kommt und durch das Abspielen Einnahmen generiert werden können.

Marketing über Social Media

 

Image of smiling nice woman with headphones using cellphone while sitting on sofa at living room

Ein zentraler Weg, über den das Musik-Marketing im Internet stattfindet, sind die sozialen Medien. Hier posten Künstler Neuigkeiten, Musikvideos, Tourdaten oder Allgemeineres aus ihrem Alltag und ihrer Freizeit.

Dazu werden immer wieder Links zu den eigenen Songs sowie manchmal auch zur Musik befreundeter Artists gepostet. Bei großen und bekannten Acts übernehmen in einigen Fällen professionelle Fotografen oder Videografen die Erstellung der Inhalte für Instagram und ähnliche Portale. Gleichzeitig werden im Hintergrund detaillierte Posting-Strategien erstellt, um einen größtmöglichen Effekt zu erzielen.

Das Marketing über die sozialen Medien hat zudem interaktive Anteile. In den Kommentarspalten können sich die Hörer austauschen und bekommen in einigen Fällen sogar vom Musiker eine Antwort auf eine Frage oder eine Anmerkung.

Marketing über Musikvideos, Vlogs und Live-Streams

YouTube ist Teil der sozialen Medien, nimmt aber bei Marketing bis zu einem gewissen Grad eine Sonderrolle ein. Hier veröffentlichen die meisten Künstler auf ihren Kanälen ihre Musikvideos in voller Länge. Zusätzlich gibt es von einigen Acts kurze Reportagen, im Rahmen derer sie bei der Musikproduktion begleitet werden.

In der Beschreibung der Videos werden die Links Verkaufs- und Streaming-Portalen gepostet. Zusätzlich erstellen manche Künstler Vlogs oder veranstalten Livestreams zu verschiedenen Themen. Bei Letzteren spielt neben YouTube das Portal Twitch eine große Rolle, auch hier gibt es interaktive Elemente, wenn ein Artist zum Beispiel im Chat gestellte Fragen direkt beantwortet.

Musikmedien im Netz

Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Musikmedien im Internet. Auf ihren Webseiten und ihren YouTube-Kanälen veröffentlichen sie Interviews mit Künstlern zu aktuellen Projekten sowie Konzertberichte.

Die Musikmedien dienen für einen Künstler als wichtiger Multiplikator für ihr Marketing. Gerade in einer Release-Phase gibt es von einem Act oft eine ganze Reihe von Interviews auf mehreren solcher Portale.

Fazit

Das Musikmarketing hat sich über die letzten Jahre stark gewandelt. Anfangs waren das Radio sowie Live-Gigs die zentralen Wege, später kam das TV hinzu. Heute vermarkten Künstler ihre Projekte vor allem über das Internet. Diese Strategie hat für die Hörer die Vorteile eines großen Komforts sowie der Möglichkeit einer interaktiven Beteiligung.

 

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