Belästigung am DJ-Pult: Deutsche Künstlerin hat genug und packt aus

Jenny Müller aka KITI ARSA ist seit Jahren ein fester Bestandteil des Stuttgarter Nachtlebens – und darüber hinaus. Ihre Sets zwischen Deep House, Electronica, Techno und Future Beats haben ihr in den vergangenen Jahren reihenweise Top-Bookings beschert.

Egal, ob in Locations wie Fridas Pier, Ozon oder Dresden Bar, ob Gigs auf Corporate Events oder in Streams, wie beispielsweise ihrem Set für HÖR Berlin, oder selbstinitiierten Event-Reihen wie „Shari Vari“ – wer Kiti Arsa besucht, bekommt Herzblut, Musikliebe und Vibe.

Nun sah sich die Stuttgarterin jedoch gezwungen, ihrer Wut über toxisches, männliches Verhalten auf ihrem Instagram-Kanal freie Luft zu verschaffen. „Ich habe genug!“ heißt es in einer der dort veröffentlichten Storys. Es sollten viele weitere folgen. Doch was war passiert?

Ausschlaggebend für ihre folgenden Statements scheint ein Vorfall gewesen zu sein, bei dem ein männlicher Partygast, den sie persönlich nicht kannte, ihr unaufgefordert einen Kuss auf die Wange gab – während ihres Sets.

Des Weiteren berichtet sie von einem übergriffigen Mann, der – am gleichen Abend (!) – versucht hat, mit einer Freundin von ihr ins Gespräch zu kommen und dabei ebenfalls Körperkontakt suchte. Sie konnte ihn erfolgreich abwimmeln.

Ihre Storys zu dem Vorfall veröffentlichte sie aber nicht nur aus Wut, sondern um Aufmerksamkeit dafür zu schaffen, dass dies der Alltag für viele Frauen sei. Darüber hinaus richtet sich die Kritik zwischen den Zeilen auch nicht nur an Männer.

„Ich will mir dann nicht von anderen Seiten anhören, ich wäre jetzt fies gewesen und der Typ wäre der ‚Arme‘. Ich habe auch nicht überreagiert“, schreibt sie. „In 1000% der Fälle habe ich nie etwas sagen können, weil ich im Überlebensmodus stand und so geschockt war, dass ich mich nicht verteidigen konnte.“

In ihrer Story beklagt sie weiter: „Jeden verdammten Tag passieren uns solche Situationen. Man muss sich mal den Stress ausmalen, über all die Jahre und die Unsicherheit, der fehlende Schutz und die ständige Gefahr von Gewalt und Grenzüberschreitungen. NO MEANS NO.

Anschließend rief sie ihre Followerschaft auf ihr mitzuteilen, mit welchen Ausreden diese schon konfrontiert wurden bzw. welche diese schon miterlebt oder gehört hätten. „Traurigerweise“ erreichte sie viel Feedback. Hier ein Auszug:

„Wenn euch Freunde von solchen Situationen erzählen, hinterfragt nicht ihre Geschichte oder stellt sie in Frage“, so die Müller. „Gebt ihnen das Gefühl von Vertrauen und Sicherheit. Hört uns zu und haltet uns. Es ist nicht nötig, die Situation des ‚Täters‘ rechtfertigen zu müssen.“

Damit trifft sie einen Nerv und definitiv ein Warnsignal der Zeit. Erst im vergangenen März wurde über eine Studie bekannt, dass ein Drittel aller Frauen im Musiksektor schon Opfer sexueller Belästigung wurde (FAZEmag berichtete).

Immer wieder berichten auch wir über sexuelle Übergriffe gegen Frauen – vor und hinter den Decks, aufdringliche Partygäste, Vorurteile gegen weibliche Musikerinnen – das Problem IST real und muss in Zukunft noch stärker bearbeitet werden. Auch vom männlichen Teil der Szene.

Quelle: Instagram

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