Yulo X – eklektisches Reset

Yulo X – eklektisches Reset. Credit: Alexander Meyer

Der in Berlin ansässige Elektronik-Künstler, DJ und Produzent Yulo X veröffentlicht am 11. Oktober sein Debütalbum „EUPHORIA ENDS“. Das Werk besticht durch eklektische Sounds, der Wave und Dream-Pop mit zeitgenössischer elektronischer Produktion verbindet. Eingeläutet wurde die LP durch den clubtauglichen House-Track „ECHOES OF ALOJERA“, der bereits am 27. September erschienen ist. Die vorangehenden Singles „UNISON“ und „AMOR“ geben bereits einen Einblick in Yulo X‘ eingängige, pop-inspirierte Klänge.

Im Interview verrät Yulo X, was ihn dazu inspiriert hat, in dieser frühen Phase seines Projekts ein Album aufzunehmen: „Ich liebe den kreativen Prozess, ein Gesamtkonzept zu entwickeln, eine Dramaturgie zu erschaffen, zwischen Vielseitigkeit und Homogenität zu jonglieren, eine spezifische Klangästhetik über die Tracks hinweg zu kreieren und ein visuelles und konzeptionelles Gerüst zu schaffen. Das treibt mich an. Ich finde es aber auch spannend, an einzelnen Club-Tracks zu arbeiten, die auf der Tanzfläche funktionieren. Bei diesem Album ging es aber viel mehr um konzeptionelle Kunst. Ich hatte einfach nach etwas längerer Schaffenspause Lust auf ein großes Projekt, sicherlich ein ungewöhnlicher Einstieg, gerade in einer Zeit, in der viele nur noch Spotify-kompatible Singles veröffentlichen.“

Auf die Frage nach dem Konzept seines Albums erklärt er: „Ich habe mich stark mit dem Thema Abhängigkeit und damit verbundenen Themen wie Euphorie, Dopamin – dem Botenstoff des Glücks – aber auch der Kehrseite auseinandergesetzt. Das ist auf klanglicher Ebene in der Gegensätzlichkeit der Tracks, in den Lyrics, der Titelwahl, aber auch visuell, z.B. bei den Cover-Artworks und bei der Zusammenarbeit mit Video-Producern für die Singles ,UNISON‘, ,AMOR‘ und ,ECHOES OF ALOJERA‘ eingeflossen.“

Die aktuelle dem Album vorangegangene Single-Auskopplung „Echoes OF Alojera“:

Mit seinem neuen Projekt kann er zeitgleich Artist, Produzent und DJ sein, berichtet er: „Ich liebe diese Vielseitigkeit. Es hat mir unglaubliche Freude gemacht, am Album-Konzept zu arbeiten – vom klassischen Songwriting über die Produktion bis zum Einsingen der Vocals. Als DJ und wahrscheinlich auch zukünftig als Producer konzentriere ich mich stärker auf Club-Kompatibilität. Produktionsseitig werde ich auch alleine und in Kollaborationen arbeiten, die vor allem auf der Tanzfläche funktionieren sollen.“

Ob sein Debütalbum eher retrospektiv oder gegenwartsorientiert sei? „Ich habe versucht, beide Welten zu vereinen. Meine früheren Dream-Pop- und Wave-Einflüsse spielen in Tracks wie ,AMOR‘ oder ,WAVES‘ noch eine Rolle, aber es war mir wichtig, dass es nicht angestaubt klingt und den Spagat zur Gegenwart schafft. Ich wollte an eine zeitlose elektronische Clubkultur anknüpfen und mich nicht zu sehr auf aktuelle Szene-Trends fokussieren.“

Dabei soll der Langspieler mitnichten den zukünftigen Ton des Projekts vorgeben:  „Das Album war eine in sich abgeschlossene Konzeptarbeit und setzt höchstens Akzente für die Zukunft. Ich möchte mich wie gesagt stärker auf Cluborientierung konzentrieren, aber mir dabei eine gewisse Experimentierfreudigkeit bewahren. Nichts ist schädlicher für die Kreativität, als ausschließlich in Schablonen zu arbeiten. Es wird also, das ist jedenfalls mein Ziel, kein glattgebügelter oder austauschbarer 0815-Club-Sound. Mich interessieren gerade sehr UK-House, Bass-Music und Dub-Techno, irgendwo dazwischen wird man die Musik vielleicht verorten können.“

Auf die aktuelle elektronische Musikkultur im Jahr 2024 angesprochen äußert sich Yulo X eher bedenklich: „Ich beobachte die Entwicklung kritisch. Das Diktat von Algorithmen, Spotifys Monopol, das Fortschreiten von AI, der Niedergang elektronischer Subkultur und die Tiktokisierung elektronischer Musik erschweren es Künstler*innen, sich zu positionieren. Wer nicht ständig Reels postet und sich Trends beugt, hat es schwer, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Große Künstler betreiben ihre Projekte wie durchkommerzialisierte Unternehmen. Die Schließung von Clubs wie dem Watergate ist zwar eng verbunden mit der Corona-Krise und der Inflation, aber auch eine Folge dieser Gesamtentwicklung.“

Aktuell sitzt Yulo X bereits an neuer Musik sowie Kollaborationen mit anderen Akteur*innen: „Wir stehen mit verschiedenen Labels in Kontakt, und ich freue mich schon mega darauf, das alles zu releasen.“

Hier könnt ihr „Euphoria Ends“ als digitales Release käuflich erwerben:

Tracklist:
1. DOPA
2. MINE
3. ECHOES OF ALOJERA
4. A RUSH
5. APEX
6. UNISON
7. AMOR
8. WAVES
9. SYLVAN VEIL

„Euphoria Ends“ von Yulo X erscheint am 11. Oktober 2024 via Superego Records.

Aus dem FAZEmag 152/10.2024
Text: Triple P
Credit: Alexander Meyer
Web: www.instagram.com/yuloxmusic