Parrot Zik 2.0 – Starckes Stück

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Frankreich bleibt das Land des Schöngeistigen. Da macht der Hersteller Parrot keine Ausnahme. Vornehmlich für die Entwicklung von Mini-Drohnen und Navigationssystemen bekannt, haben die Franzosen nun ihr einziges Kopfhörermodell „Zik“ einer Generalüberholung unterzogen. Die Gestaltung der Version 2.0 wurde dabei abermals von Landsmann Philipp Starck übernommen. Für die Crétins unter uns: Philippe Starck zählt zu den prominentesten Industriedesignern der Gegenwart. Von Nudeln über Puma-Sneakers und Möbeln bis zu Raumschiffen(!) hat der Franzose schon alles entworfen. Auch die sagenumwobene Yacht „Venus“ für Steve Jobs entstammt seinem Reißbrett. Am bekanntesten ist aber wohl seine Zitronenpresse „Juicy Salif“ von Alessi. Ja, genau das raketenförmige Ding, das in vielen gut sortierten Damenhaushalten steht. Und steht. Und steht. Weil immer ein imaginäres Hinweisschild daran zu hängen scheint: „ Nur gucken, nicht anfassen!“ . Das ist beim Zik 2.0 natürlich anders.

Form-idable!
Vorwegschicken sollten wir, dass es sich beim Zik 2.0 nicht um einen DJ-Kopfhörer, sondern um ein kabelloses Hifi-Modell mit allen digitaltechnischen Schikanen handelt. Sein Anliegen ist somit die Darstellung eines möglichst ausgewogenen Klangs und nicht etwa die Überbetonung des Bassbereichs oder das Herausplärren möglichst hoher Lautstärken.

Für die Gestaltung organischer Formen bekannt, bleibt Philipp Starck seinem Konzept treu. Mit seinen harmonisch geschwungenen Linien wirkt der neue Zik wie aus einem Guss. Als hätte man ihn als Rohling auf einen Modellkopf gesetzt, verflüssigt und in der Idealposition erstarren lassen. Ein Augenschmaus, der die Bezeichnung Design-Kopfhörer wirklich verdient: Minimalistisch, cool, zeitlos. In der Konstruktion wird auch schnell erkennbar, dass es sich nicht um einen DJ Kopfhörer handelt. Er lässt sich exakt der gewünschten Kopfposition anpassen, verfügt aber nicht über extreme Klapp- und Drehmechanismen. Dafür ist der Tragekomfort außerordentlich gut. Nicht zuletzt dank der neuen Aluminiumstege, die das Gewicht im Vergleich zum Vorgänger auf 270 Gramm senken konnten. Zudem ist der Zik 2.0 in verschiedenen Farbvarianten erhältlich: Schwarz, Weiß, Orange, Blau, Mocca und Gelb.

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Bonjour finesse
Schon der erste Zik gehörte bezüglich der eigesetzten Technik zu den innovativsten Kopfhörern des Jahres 2012. Die Version 2.0 wurde dahingehend nochmals optimiert. Gebliebenen sind natürlich die tragenden Basisfeatures. So zum Beispiel die kabellose Funktionsweise. Für die notwendige Stromversorgung wurde ein tauschbarer Akku in der linken Ohrmuschel implementiert, der bei voller Feature-Auslastung maximal sechs Stunden Power gibt. Regelmäßiges Aufladen sowie die Abschaltung aller nicht genutzten Funktionen sind also anzuraten. Für den Notfall oder die Heimnutzung kann der Zik jedoch auch über das mitgelieferte Kabel betrieben werden. Das streckt die Akkulaufzeit auf bis zu 18 Stunden, sorgt aber durch den Passivbetrieb auch für geringe Klangeinbußen. Die kabellose Datenübertragung erfolgt über Bluetooth 3.0 mittels AFC-Technologie. Bereits grundklanglich kann der Zik 2.0 dabei vollends überzeugen. Der neue D/A-Wandler in 192kHz/24-bit Qualität leistet hörbar hervorragende Arbeit. Das Bassfundament ist stramm und die Mitten sowie Höhen kommen sehr klar und konturiert im Stereobild zur Geltung. Wie gemacht für elektronische Musik aller Art. Wenn allerdings jemand fragt, wie der Zik 2.0 eigentlich klingt, kann man ohne Gewissenbisse sagen: So, wie Du es willst. Denn eine herausragende Eigenschaft sind die weitreichenden Anpassungsmöglichkeiten an Nutzerpräferenzen. Diese erfolgt über eine kostenlose App für iOS- oder Android-Systeme.

Die App besteht im Wesentlichen aus drei Unterkategorien. Für die schnelle Klanganpassung steht die Equalizer-Oberfläche bereit. Über ein kreisrundes Touchfeld lässt sich die Frequenzgewichtung innerhalb von fünf Style-Vorgaben (Pop, Punchy, Club etc.) radial äußerst präzise verschieben. Wer es noch detaillierter benötigt, kann in das Producer-Fenster wechseln. Hier wird der Sound in fünf Frequenzbänder aufgeteilt, die sich nach unten oder unten ziehen und so in ihrem Anteil verändern lassen. Wer wissen möchte, wie ausgewählte Künstler ihre Musik am liebsten auf dem Zik 2.0 genießen (oder wünschen, dass ihr sie genießt), sollte auf den eingerichteten Artist-Preset-Pool zugreifen. Unter anderem La Roux, Downliners Sekt, Richard Dorfmeister, Danton Eeprom, Semian Mobile Disco oder DJ Jazzy Jeff haben dafür eigene EQ-Einstellungen erstellt, die sich kostenlos herunterladen lassen. Als dritte und neue Kategorie bietet schließlich die Zik 2.0-App schließlich noch einen Concert Hall-Effekt an. Hierüber kann die Musik in fünf verschiedene Hallraumgrößen gepackt und in der Stereospreizung verändert werden. Was zweifellos eindrucksvoll klingt, bleibt aber wohl dennoch Geschmackssache bzw. eine Frage der persönlichen Hörphilosophie. Ich persönlich stehe abseits vom Auflegen eher nicht so auf derartige Effekt-“Verschönerungen“, sondern höre Musik am liebsten so, wie Sie vom Produzenten geschaffen wurde. Entsprechend stehen mir die Artist-Presets wesentlich näher.

Let’s make no noise!
Ebenfalls gute Dienste leistet die hauseigene ANC-Noise Cancelling-Technologie. Über sechs aktive Mikrofone werden Außengeräusche eingefangen und durch gegenpolige Signale eliminiert. Das Ergebnis ist Fremdgeräusch-Stille unter dem Hörer, auch wenn es draußen mal laut zugeht. Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass mit zunehmender ANC-Beeinflussung die musikalische Dynamik etwas abnimmt. Was allerdings bei allen geräuschabschirmenden Kopfhörern der Fall ist. Auch dieses Feature kann, wie alle anderen, editiert sowie zu- und abgeschaltet werden. Es lässt sich im „Street Mode“ sogar umkehren. Was bedeutet, dass die Mikrofone die Außengeräusche bewusst mit ans Ohr tragen. So kann man zwischendurch mal hören, was um einen herum passiert. Zum Beispiel wenn die Freundin mal wieder verärgert aus der Küche herüberfragt, wer ihren Juicy Salif benutzt hat.

Wer sich jetzt noch grübelt, wie die Grundfunktionen gesteuert werden, ohne dass man ständig sein Phone hervorkramen muss – auch dafür hat der Zik 2.0 eine elegante Lösung parat. Auf der rechten Ohrmuschel befindet sich ein Smart Touch-Feld, das bei Auf- und Abwärtsbewegungen die Lautstärke regelt und in Links- und Rechtsrichtung den Track wechselt. Der Druck ins Zentrum sorgt für Play/Pause. Oder man setzt den Kopfhörer einfach ab, auch dann pausiert der Titel. Nach kurzer Übung hat man diese blinde Benutzerführung gut im Griff. Man sollte sich angewöhnen, den Hörer so abzusetzen, dass man das Touchfeld nicht versehentlich berührt. Auch dieses lässt sich bei Nichtbedarf übrigens abschalten.

Kommt ein Parrot geflogen
Da haben die französischen Papageien ein richtig feines Küken ausgebrütet. Der Zik 2.0 ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern überzeugt auch in allen (klang)technischen Disziplinen. Wer mag, kann den Vogel übrigens auch als Telefon-Headset nutzen. Sicher sind die geforderten 290 EUR kein Pappenstiel. Dafür erwirbt man allerdings ein außergewöhnliches Design-Produkt, mit dem man sich vom öden „Beats“ (Wireless)-Mainstream abhebt. Ab einem gewissen Alter wirken die Nüsse by Dr. Dre ohnehin nur noch peinlich. Wer es eher sophisticated, individuell und erwachsen mag, wird mit dem Zik 2.0 einen geschmackvollen Kontrapunkt setzen.

Parrot Zik 2.0
Wireless Hifi Headphone
– Design: Philippe Starck
– Anschlüsse: Bluetooth 3.0, USB/USB Micro 2.0
– 40 mm Neodymium-Treiber,
– A/D-Wandlung: 192kHz/24bit,
– Ausgangssignalfrequenz: 20 Hz – 22 KHz
– Umfangreiche Steuerung über zik 2.0 App (iOS, Android) mit Preset-EQ, 5-Band Pro-Equalizer, Halleffekt
– Direkte Touch Field Steuerung Volume, Play/Pause, Next/Previous Track
– Tauschbarer Akku (6 bis 18 Std Betriebsdauer)
– Aktive Geräuschunterdrückung
– Passiv-Modus bei Kabelanschluss
– Gewicht: 270g
– Maße: 175 mm x 202 mm x 39.3mm
– Zubehör: Micro-USB-Anschlusskabel, 3 Punkt-Mini-Audiokabel, Schutztasche, Akku
– Preis: 349 EUR UVP

www.parrot.com