Zwei Underground-Techno-DJs wettern gegen heutige DJ-Szene „Parodie ihrer selbst“

Underground-Techno-DJ wettert gegen heutige DJ-Szene „Parodie ihrer selbst“. Foto-Quelle: Facebook

Der in Italien ansässige Emmanuel, Gründer des unabhängigen Labels A R T S, hat sich gerade in einem Social-Media-Post an die heutige DJ-Szene gewandt. Darin greift er die Worte von Blu Peter, einem walisischen DJ, der bereits seit den 90er-Jahren aktiv gewesen ist. Dieser kritisiert die heutige DJ-Szene scharf. Emmanuel kommentiert, wie man dem Abhilfe schaffen könnte.

Emmanuel bewegt sich zwischen den Genres Techno, Tech-House, Minimal, House und Deep House. Als talentierter Musiker beherrscht er Komposition, Studio Gear, Instrumente, Mixing und Mastering. Er hat die beiden Underground-Independent-Labels A R T S und Darkmatter Inc. ins Leben gerufen und bereits mit Größen wie Ken Ishii oder auch Yan Cook zusammengearbeitet. Er ist ein Musiker, den die Liebe zur Musik in der Seele liegt.

Blu Peter arbeitet bereits seit 1988 in der Szene. Zunächst als Barkeeper im Heaven Club begonnen, arbeitete der walisische Produzent ab den 90er-Jahren selbst als Resident-DJ im Club Garage und veröffentlichte zudem als Musiker zahlreiche Produktionen.

Die Seele habe die heutige DJ-Kultur in Großen Teilen verloren, so lautet der Vorwurf des Social-Media-Posts von Blu Peter, den Emmanuel gerade teilte und kommentierte. Die heutige DJ-Szene sei „eine Parodie ihrer selbst“.

Doch was ist damit gemeint? Blu Peter redet von DJs, die ihre Gesichter mit Filtern überdecken, den Dancefloor in ein Fotoshooting verwandelten oder bei denen es nur um Follower-Zahlen ginge. Die Musikindustrie habe sich in „etwas sehr Dunkles verwandelt“. Es gebe mehr Influencer, Models, Tänzer oder Promoter als richtige DJs heutzutage. Die meisten dieser Fake-DJs hätten keine Ahnung, worum es in der elektronischen Musikkultur wirklich ginge.

Als Feinde der Szene sieht Blu Peter Algorithmen, vorab aufgenommene DJ-Sets und Bookings, die sich nach der Social-Media-Reichweite richteten, an. Er benennt die heutige Industrie als „hype machine“. Weiterhin holt das DJ-Urgestein gegen die heutige Bedeutung des Wortes „Rave“ aus. Raves seien ursprünglich ein Mittel zum Eskapismus gewesen und keine Imagesache. Heutzutage ginge es um Exklusivität, Maken-Deals und um das Festhalten des Geschehens des iPhones. VIP-Booths an Stelle von Schweiß ständen an der Nachtordnung.

Emmanuel kommentiert in seinem Post, den man als Antwort verstehen könnte, man könne Kultur nicht vortäuschen. Die wahren Musiker würden aufgrund dieser von Blu Peter genannten Tatsachen leiden und könnten nicht mehr so performen, wie sie es eigentlich wollten.

Doch Emmanuel sieht Hoffnung, dazu müsste man allerdings aktiv werden. Neben diesen Fassaden und Hypes gäbe es noch eine Vielzahl an Künstlern, die Musik aus Liebe machen. Diese bezeichnet er als „Rückgrat der Zukunft dieser Musik“. Der leidenschaftliche Musiker ruft dazu auf, genau diese Künstler zu buchen – aufgrund „ihrer musikalischen Fähigkeiten“. Dann würden auch die Richtigen Karriere machen und die Tanzflächen füllen.

Er werde alles daransetzen, um Musik mit Herz und Begabung zu fördern und die Künstler dahinter zu pushen. Alleine könne er das jedoch nicht schaffen. So appelliert Emmanuel an Labels, Raver, Raver von damals und Promoter, ihren Teil dazu beizutragen. Wer jedoch nicht mit seiner Meinung übereinstimme, der sei Teil des Problems. Die Kultur sei weiter von ihren Wurzeln abgedriftet und dagegen möchte Emmanuel aktiv werden.

Emmanuel selbst wurde durch Ethno-Folk-Melodien der Regionen seiner skrilankischen und maledivischen Wurzeln geprägt, ehe er sich der elektronischen Musik widmete. Man merkt seinen Ansatz, eine Kultur aus sich heraus verstehen zu wollen und ihre Wurzeln zu berücksichtigen.

Beide Posts, sowohl der originale Post von Blu Peter, als auch die Antwort von Emmanuel, gehen gerade in den sozialen Netzwerken viral und stoßen auf große Zustimmung.

Der Re-Post Emmanuels von Blu Peter mit Antwort darauf:

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