Kid Koala – Back to the Roots

Ein mehr als außergewöhnlicher Stil, eine herausragende technische Raffinesse und eine eindrucksvolle Kunstfertigkeit – dies sind Eigenschaften, die Eric San aka Kid Koala seit Anbeginn seines musikalischen Schaffens durch und durch zeichnen. Wolfmother, Gorrillaz oder Bullfrog sind nur ein paar Namen der ellenlangen Liste von Bands, bei denen er sein Können bereits  unter Beweis stellte. Der 38-jährige Kanadier ist einer der wenigen Turntabelists, die es schaffen, ihre Decks wie ein melodisches Instrument zu spielen und so ihre musikalischen Experimente von denen aller anderen abzuheben. Seine jüngste Arbeit zeugt davon, den bereits in die Jahre gekommenen E-mu SP-1200 Sampler aus den Katakomben der Drum Machines hervorzuholen und sich auf seine Vorzüge zu konzentrieren. Dabei entstand die Idee zu seinem neuen Album „12 Bit Blues“, das sich auf die bloßen Grundlagen der Musik konzentriert und als Kid Koalas ganz persönliche Liebeserklärung an den Blues fungiert.

„Ich habe den Delta Blues schon immer gemocht. Und jede Musik, die ich mag, egal ob HipHop, Rock oder Jazz, hat seine Wurzeln im Blues. Da gibt es so eine Direktheit zu diesen alten Blues-Aufnahmen. Manchmal spielte da nur eine Person und es klang wie eine ganze Band. Ich liebe es, wie potent diese Musik ist. So etwas in der Art habe ich versucht hinzubekommen, aber eben mit Turntables und HipHop-Produktionstools.“ Kid Koala schwelgt beim Erzählen über sein neues Album in Erinnerungen an vergangene Zeiten. Ursprüngliche Elemente und Produktionsweisen sowie die musikalische Einfachheit von damals liegen ihm dabei besonders am Herzen. „Auf vielen alten Blues-Platten klingt alles sehr locker und spontan in der Struktur. Manchmal ließen die Musiker den Rhythmus fallen oder fügten hier und da ein paar extra Takte hinzu. Sie haben gespielt, was sie fühlten. Ich wollte auf meinen Tracks ein ähnliches Gefühl erzeugen. Die Grooves sollten frei sein.“ So lag es nicht allzu fern, dass sich das Ausnahmetalent auch in der Auswahl seines technischen Equipment rückbesann und den längst in die Jahre gekommenen E-mu SP-1200 Sampler für sich entdeckte. „Bei diesem Album habe ich das Grundgerüst der Tracks mit dem SP gemacht. Dazu kamen dann ein paar alte Keyboards und Platten zum Scratchen. Vid Cousins, der mir bei der Produktion des Albums geholfen hat, spielte etwas Bass und die Drums für ein paar Nummern. Bei den heutigen Standards war die Technologie, die ich benutzt habe, vollkommen altmodisch. Auf der Maschine konnte man immer nur zehn Sekunden speichern und keine Töne erzeugen, die länger als zwei Sekunden andauern. Das brachte mich im Studio dazu, verschiedene Entscheidungen zu treffen. Die Tasten des alten Geräts zu drücken ist wie auf einer großen Schreibmaschine oder ähnlichem herumzutippen. Und der Konverter des SP-1200 lässt alles ein wenig schmutzig und staubig klingen.“

Eric San wurde in der Vergangenheit vor allem populär durch das Mitmischen bei zahlreichen Projekten der oberen Musikliga und dadurch, dass sein einzigartiger Sound immer unverwechselbar blieb. Von all seinen musikalischen Abenteuern hat der gelernte Grundschullehrer eine Menge mitgenommen und möchte keines davon missen. „Ich habe sehr viel von all diesen Kollaborationen gelernt. Turntables bieten einfach so viele Möglichkeiten und so war es immer wieder spannend neue Wege zu finden sie zu spielen und damit den richtigen Ton für das jeweilige Projekt zu treffen. Auf unserer The Slew-Tour zum Beispiel stöpselten wir die Turntables in Amps und drehten sie richtig auf! Es war eine laute schwitzige Rockshow. Auf der Tour habe ich eine Menge Instrumente zerstört. Es gab Mosh Pits und Crowd Surfing bei jedem Gig. Mit Deltron 3030 entschieden wir, eine Show mit komplettem Orchester zu machen. Beide Tourneen waren vollkommen unterschiedlich, aber gleichermaßen aufregend.“ Mit seinem neuen Album „12 Bit Blues“ geht Kid Koala in den kommenden Monaten auf große Reise durch Europa und betritt im Oktober auch deutsches Terrain. Freuen dürfen sich Mannheim, Berlin und Hamburg auf Folgendes: „ Es wird eine verrückte Show. Ich werde eine Gruppe von Burlesque-Tänzern und Puppenspielern mitbringen. Es wird riesengroße tanzende Roboter geben, ein überdimensionales Grammophon und eine Menge Albernheit.“

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