Adroit Records – 360-Grad-Blick

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Vor gerade einmal zwei Jahren gründeten die drei Jungs Sam Angelo aka Saime – der italienische Kopf des Trios und Resident der von Jimi Jules geführten Reihe im Hive Club in Zürich –, Giacomo M. aka Jacom – ebenfalls aus Italien, seit sechs Jahren in der Schweiz lebend und eher im Hintergrund agierend – sowie Florin aka Fløbo, der als absoluter Techno-Nerd gilt, das Label Adroit. Zusammen bewegen sie sich in den Bereichen Techno, Ambient und House. Dabei zeigt sich das Imprint äußerst experimentierfreudig und inkludiert dabei sogar Kunst, eigene Events und eine Community. Künstler wie Doomwork, Roberto Clementi, Pulse One und Rekord 61 kollaborierten bereits mit den hauseigenen Akteuren. Aktuell erschienen ist die fünfte Katalognummer „Modern Nightmare’’ vom jungen Talent JC Laurent aus Nizza mit Interpretationen von Doomwork und ArchivOne. Ein Interview.

Jungs, wie seid ihr drei zur Musik gekommen und was hat euch in den ersten Tagen inspiriert?

Jacom: Die Musik war für uns schon immer ein treuer Wegbegleiter. Grundsätzlich sind wir offen für jedes Genre und lassen uns von allem inspirieren, was sich gut anhört. Musikalisch unterwegs sind wir drei schon seit jungen Jahren. Stunden in Gitarre, Keyboard, Synthesizer und Gesangsunterricht ebneten uns den Weg in die Musikwelt. Dann kamen irgendwann zur späteren Zeit die ersten Clubbesuche, das nächtelange Tanzen in vollster Ekstase – und so sind wir schlussendlich der elektronischen Musik verfallen. Damals war es ein Zeitvertreib, heute arbeiten wir zusammen an einem gemeinsamen Traum.

Wie habt ihr euch kennengelernt und wie kam es zur Zusammenarbeit?

Fløbo: Saime und Jacom kennen sich schon seit dem Kindesalter und haben zusammen mehr Zeit verbracht als mit sonst jemandem. Gemeinsam bauten sie ein Studio in Zürich auf und lancierten im Jahr 2015 unser Label Adroit. 2016 veröffentlichte Saime seine Platte „Symetric” mit einem Remix von Isolated Lines auf Vinyl und digital.
Saime: Florin kam erst später dazu. Schnell entdeckten wir sein Talent und seine Liebe zur Musik; nachdem wir uns seine Tracks angehört hatten, holten wir ihn schließlich an Bord. Er war fasziniert von unserer Idee und es hat von Anfang an einfach alles gepasst. Wir hatten die gleiche Vision.

Wie kollaboriert ihr intern, wer ist für welchen Part zuständig?

Jacom: Das Management wird von Saime geleitet. Er kümmert sich um die Termine mit den Clubs, besucht die Plattenpresse, designt unser Artwork und gibt uns die Aufträge. Er ist unser Kopf und schmiedet mit unserem Input die Pläne für die Zukunft. Florin arbeitet gerade an seinem neuen Projekt Fløbo. Unter diesem Pseudonym wird er nächstes Jahr sein Debüt-Release auf Adroit feiern. 2018 werde ich auch zum ersten Mal mit ein paar Acid-Tunes auf der Plattform vertreten sein. Ich war bisher eher im Hintergrund tätig, checkte also Demos ab, nahm den Kontakt mit Artists auf, kümmerte mich um das Social Networking, Podcasts, dazu kamen noch das DJing und das Produzieren. Wir haben keine genaue Aufgabenverteilung, täglich sind wir im Kontakt und geben unser Bestes, um die Ideen umzusetzen. Jeder von uns trägt seinen Teil dazu bei und bringt etwas mit. Wir geben alle 100 Prozent.

Euer Credo ist es, grenzenlos und ohne Scheuklappen zu agieren. Wie zeigte sich das bislang auf eurem Label?

Fløbo: Grenzen sind die Barrieren zur Freiheit. Wenn du dich nicht frei fühlst, kannst du in der heutigen Zeit auch keine gute Musik machen. Wir leben in einer Zeit, in der jeder versucht, authentisch zu wirken. Natürlich ist es uns auch wichtig, das zu machen, was uns gefällt. Wir haben eine klare Vorstellung davon, wie wir unser Label präsentieren wollen, jedoch setzen wir uns keine Schranken. Die bisherigen Platten sind gezeichnet von EBM, House, natürlich Techno und experimentellen Sounds. Zukünftig wollen wir das so beibehalten und bieten somit auch eine Plattform für viele Künstler.

Wie wichtig ist es für euch in der heutigen Zeit überhaupt, eine eigene Plattform zu haben?

Saime: Eine eigene Plattform zu haben, ist meist der Traum eines jeden Artists. Dazu muss man aber sagen, dass das Ganze allein nicht möglich ist. DJing, Produzieren, dazu ein Label führen – da müsste ein Tag wohl 48 Stunden haben. Das Gute daran ist, dass man allein oder eben zusammen die Entscheidungen treffen und hart daran arbeiten kann, dass alles so entsteht, wie man es will und sich vorgestellt hat. Für uns ist es eine Ehre, unsere Musik auf unserem Label auf dem Markt verkaufen zu dürfen.

Wie hat sich das Label seit dem Start im Jahr 2015 in euren Augen entwickelt?

Jacom: Wir sind stolz auf das, was wir bis jetzt geleistet haben. International arbeiten wir mit vielen Künstlern zusammen und planen zukünftige Releases und Label-Showcases in unseren Nachbarländern. Gespannt warten wir auf das kommende Jahr. 2018 ist vor der Tür und es stehen viele Projekte an. Das Fundament unseres Labels wurde soeben fertig gebaut. Tagsüber arbeiten wir für unser Geld und nachts an unserem Traum. Fester Bestandteil von Adroit sind drei junge Männer, die ambitioniert sind. Unsere Arbeit und der Optimismus werden eines Tages Früchte tragen.

Ihr bringt nicht nur Vinyl- und Digital-Releases, sondern auch Podcasts raus und habt eine Community; erzählt uns mehr von der Adroit-Welt!

Saime: Unser Netzwerk ist hauptsächlich über die Städte Zürich, St. Gallen und Basel verstreut. Wie bereits erwähnt, agieren wir mittlerweile international. Unsere Freunde stehen zu 100 Prozent hinter uns und supporten uns, wo sie nur können. Wir pflegen den Kontakt zu unserer Community und sind offen für Neues. 2018 werden wir die Türen zu unserer ersten eigenen Veranstaltung „Adroit Experience“ in Zürich öffnen. Eine große Vorfreude auf dieses Projekt begleitet uns momentan durch unseren Alltag. Wir können noch nicht viel verraten, das Projekt wird aber geprägt sein von technoidem House. Ein nächster Schritt in unsere Zukunft.

Fløbo: Uron aus Kolumbien werden als Nächstes auf Adroit releasen. Saime ist ebenfalls mit einem Remix auf der EP vertreten, dazu kommt noch ein Remix von Rekord 61. Wir arbeiten momentan an einigen Projekten wie zum Beispiel an unserem Online-Shop und am Merchandising, da wir schlussendlich Adroit nicht nur als Record-Label betrachten, sondern als Brand. Wir werden Adroit zu einer Marke machen. Kleider, Accessoires und auch Schmuck gehören schon bald zu unserem Arsenal. Dazu „Adroit Experience” – mit unserer Eventserie wird ein weiterer Meilenstein gelegt.

Wie genau werdet ihr dieser „Experience“ Leben einhauchen?

Saime: Wie der Name schon sagt, möchten wir unseren Besuchern, den Live-Acts und DJs ein Erlebnis offerieren. „Adroit Experience“ ist ein Projekt, das geboren wurde, um Platz für musikalische Experimente in all ihren Formen zu schaffen. Die experimentelle und visuelle Kunst betont die Leidenschaft und Liebe zur Musik. Das Projekt ist auch Teil einer Initiative, den Besuchern mitzuteilen, dass all das, was uns umgibt, Kunst ist. Bei den Adroit-Veranstaltungen werden wir internationale Künstler, die auf hohem Niveau agieren, präsentieren, unterstützt von nationalen DJs, die als Künstler unterwegs sind und vor allem den Traum verwirklichen wollen, für und mit Musik zu leben.

Aus dem FAZEmag 070/12.2017
www.adroitmusic.com
Text: Triple P