DJ Koze im Gespräch über HipHop

kozeDJ Koze hat ein neues Remix-Album im Gepäck. Grund genug, ihn aufzusuchen und mit ihm über das Album zu sprechen. Allerdings drehten sich die ersten 20 Minuten des Gesprächs nur über HipHop. Das komplette Interview lest ihr in der Novemberausgabe des FAEZmag. Hier ein Vorgeschmack auf das

Gespräch mit DJ Koze

FAZEmag: Was mich jetzt erst einmal persönlich interessiert und was gar nichts mit dem Remix-Album zu tun hat und auch nicht wirklich mit der Musik, die du im Augenblick produzierst, wird es nochmal eine Fischmob-Reunion geben?

KOZE: Ne.

FAZEmag: Also nicht, dass ich jetzt etwas Derartiges gehört hätte, aber ich habe Tobi Tobsen und Kowe aka Moonbootica vor einiger Zeit in Hamburg getroffen, und die 5 Sterne treten ja jetzt wieder auf Festivals auf.

KOZE: Ich glaube nicht lange.

FAZEmag: Die arbeiten gerade an einem Remix-Album, wohl auch mit elektronischen Remixes von Acts wie Lexy & K-Paul und so.

KOZE: Ich verstehe das nicht richtig. Man kann sich auch seine eigene Legende kaputtmachen. Ich kann zwar nicht für sie sprechen, aber ich finde nichts unattraktiver als eine Reunion ohne neues und starkes Material und ohne einen geilen Bandspirit zu haben. Dann auch noch mit einem Remix-Album um die Ecke zu kommen von Klassikern, die schlechter sind als das Original und im 2014 Gewand sind. Das ist für mich der absolute Abstieg. Da würde ich lieber in einer Currywurst-Bude arbeiten. Hört sich zwar blöd an, aber das sind für mich totale Helden gewesen und auch das Projekt.

FAZEmag: Glaubst du nicht, dass sie da einfach Bock drauf haben? Nach den Clubs, in denen sie auflegen, jetzt mal wieder so HipHop-mäßig auf Festivals zu spielen?

KOZE: Keine Ahnung, ich kann nicht für sie sprechen. Dadurch dass Rap an Texte gekoppelt ist und auch über solche Protagonisten funktioniert, na ja, ich meine, man muss echt zugeben, dass man älter geworden ist. Ich bin jetzt 42 und wenn ich mir solche Sendungen angucke wie 16Bars, was ich manchmal aus Prokrastination abends dann noch mache (mit dieser total bezaubernden Moderatorin Visa Vie), dann merke ich einfach, dass ich alt bin, und dass die ihre eigenen Vertreter haben, die jetzt 20jährigen. Und dass wir da gar keine Aktien drin haben und das auch zurecht nicht. Die Sprache verstehe ich nicht richtig und ich kenne auch das ganze Koordinatensystem nicht mehr, aber das ist nun mal so. Das ist ein Generationenwechsel, und da möchte ich nicht mit unseren alten Kollegen, die vielleicht damals eine Relevanz oder Fun-Faktor hatten, einen Herzinfarkt kriegen auf der Bühne vor Leuten, die gar nicht die Lieder kennen. Das wird auch nicht mehr so gehuldigt wie früher oder in Amerika. Wenn da jetzt ein 18jähriger Rapper aufkommt, dann weiß der natürlich, wer Primo ist oder wer Guru war, aber das ist jetzt hier nicht wichtig. Die haben jetzt ihre Vertreter, steigen jetzt ein, sind 16 oder 17 Jahre alt, finden Marteria geil oder Cro und denen ist das jetzt nicht so wichtig, ob es Advanced Chemistry gab oder Cora E, und ich kann das auch ein bisschen verstehen. So sind wir nicht, wir haben nicht so einen Stolz auf unsere musikalische Historie. Und irgendwie ist das dann komisch, dann stehst du auf dem Splash und dann kennt dich da keiner. Das muss furchtbar sein. Das ist auch an die Altersgruppe gekoppelt, denn es gibt bestimmt nicht viele 43jährige, die auf dem Splash stehen. Trotzdem gibt es aber dann Tausende, die auf das Revival von den Beginnern gehen, um das Ganze nochmal zu erleben. Du spielst dann allerdings nicht in der Szene mit, du bist eben so ein Revival Act. Ich habe natürlich auch eine gute Position, das jetzt so zu sagen, denn das Eine ist auch so, dass man in so einem Pop-Star-Ding drin ist, wie die Fanta 4 zum Beispiel. Weil, wenn du halt mal sowas gemacht hast und so als Band stehst, dann musst du das halt auch so am Köcheln halten. Zwei Ideen: Eine ist, immer so dynamisch weiter und die andere ist, du hast irgendwas, Vermögenssicherung und dann bist du halt auch diese Band, auch wenn du zehn Jahre älter bist. Irgendwann bist du dann bei den Rolling Stones, wenn es schlecht läuft.

FAZEmag: Ich glaube nicht, dass die finden, dass es bei ihnen so schlecht läuft.

KOZE: Nein, aber das sind so die Ansätze, dass man halt immer das Gleiche macht und dann ist man so die Karikatur von irgendetwas, bedient das immer. Aber ich glaube nicht, also ich würde eine Krise kriegen. Da bin ich froh, dass es bei uns nie so war. Da jetzt noch auf der Bühne rumzuschreien, wäre einfach nicht mehr angemessen.

FAZEmag: Also ich bin ja auch 43 und ich habe mich unglaublich darauf gefeiert, als EPMD in Köln waren, in der Essigfabrik mit DJ Scratch. Es waren sehr viele alte HipHopper da, aber auch Oliver Bondzio von Hardfloor, und es war eine tolle Party. Es war jetzt natürlich nicht zukunftsgewandt. Es war schon voll retro, der ganze Abend, nichtsdestotrotz hatte ich Spaß und ich weiß nicht, ob es da draußen jetzt Leute gibt, denen man das verbieten sollte, auch Spaß zu haben auf der Bühne. Es war einfach nur eine Frage, weil ich alle Fischmob-Alben habe…

KOZE: Ich glaube, wenn ich jetzt keine Musik mehr machen würde und nicht mehr an neuen Sachen Spaß hätte, wäre es viel relevanter für mich. Oft kriege ich auch mit, dass Grandmaster Flash und DJ Hell in der Philharmonie in Luxemburg aufgelegt haben. Das war so ein irrer Mix, ein irres Booking am Abend und dann hat Flash völlig unpersönlich so eine Greatest Hits aus 100 HipHop Classics aneinander gereiht. So eine Traktor Liste eben. Dann lief ein Lied nur rund 20 Sekunden. Dann denke ich mir halt auch, der reist jetzt hier rüber, dann nimmt der seine Scheine mit, und das war es. Da hat man schon das Gefühl – das ist die Ami-Attitüde. Das war ja früher schon so, aber da hat man das nicht gemerkt und jetzt ist das glaube ich so: Ja ihr wollt Public Enemy, aber dann wollen wir auch das und das haben und dann nehmen wir aber auch Flavor mit.

FAZEmag: Ich hab Flash einmal live erlebt in Ravensburg im Douala – einer der Helden meiner Jugend, und er hat dort dann nicht einen Übergang hinbekommen. Es war katastrophal. Er ist zwar mit Vinyl gekommen. Mit seiner Louis Vuitton Plattentasche und einem Träger. Es war letztendlich aber total für’n Arsch. Vielen ist es nicht aufgefallen, aber ich war total enttäuscht. Hat für mich auch so das Ende einer Ära bedeutet. Aber wir reden ja nicht über mich oder Flash, sondern über DJ Koze.

Das komplette Interview lest ihr in der November-Ausgabe des FAZEmag

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