Richtig poetisch mit einem orchestralen Touch lehnt sich an ein antikes Klagelied aus dem fernen Russland Alexander Popovs „Elegia“ an. Konstant mit einer progressiven Tiefe zeichnet sich das instrumentale „Carmen“ mit einer steigernd erhellenden Melodie und langen Flächen als ein Beispiel für Dramatik aus. Nicht verwunderlich, dass Armin van Buuren diesen Track einige Zeit exklusiv für seine Sets vorbehalten hat, letztendlich jedoch auf Armind nun dieser auch an die Öffentlichkeit freigegeben wurde. Rein intuitiv beim Hören ohne Vorkenntnisse könnte man zwar meinen, dass die Produktion vielleicht von Armin selbst ist, da sie sehr stark seinen eigenen symphonischen Releases ähnelt. Letztendlich wird aber eine eigene Geschichte mit Schwebefaktor erzählt und ist einfach mal als echtes Armind Release zu betrachten.
Echt schön ist auch die Album Version von „The Real You“ des Dark Matters Projekts mit Vocals von Jess Morgan anzuhören, die eine Auskopplung des „Fallen Feathers“ Albums auf S107 ist. Eine entspannende Down-Tempo-Ballade für zwischendrin und die ganz ruhigen Momente des Tages. Sollte man von der palmigen Chill-Out Atmosphäre genug haben, bietet das Paket mit zwei kontrastreichen Remixen viel Abwechslung. Mit knapp 137 BPM steuert Jorn Van Deynhoven eine charakteristisch upliftige Version bei, die aber das Gesicht des Original-Themas nicht verliert. Progressiver und mit 10 BPM weniger geht es im Remix des holländischen Duos DubVision zu, das dem kompletten Paket das Tüpfelchen auf dem I verleiht und hier keine geschmacksspezifischen Wünsche offen lässt.
Offene Wünsche bleiben auch keine bei der aktuellen Auswahl von Markus Schulz auf seinem eigenen Coldharbour Imprint, und der 28. Ausgabe seiner Mini-Compilation- Reihe „Coldharbour Selections“. Die Auswahl der Tracks hierfür beruht auf einer besonders positiven Resonanz in bestimmten Zeitabständen der Hörer von Markus‘ wöchentlicher Global DJ Broadcast Radio Show. Ich bekenne mich, selbst ein ganz großer Fan des Labels und auch von Markus Schulz zu sein, weil die Sachen schlicht und einfach gut sind sehr gut sogar. Es gibt kein Release, das mir bisher wenig zusagte, der Sound ist zeitgemäß und geht gut nach vorne, und besonders zu betonen ist dabei, dass das alles komplett von Markus selbst entwickelt worden ist. Wenn man Schulz-Sound hören möchte, weiß man dass man Schulz-Sound bekommt, was zu einer sehr großen Individualität dieses Künstlers beiträgt. „Mosni“ des Rumänen Adrian Ivan, oder besser bekannt als Mr. Pit, wurde Ende Oktober letzten Jahres auf dem Escape To Wonderland Festival in Kalifornien zum ersten Mal von Markus präsentiert und fand nach weiteren Einbindungen in der wöchentlichen Radioshow und Touren rund um den Globus, wahrscheinlich nicht nur wegen der hypnotischprägenden Melodie, einen sehr großen Anklang bei den Fans. Ähnliche Anerkennung bekam das irische Duo Tucandeo für „Nibiru“. Eine tiefe Bassline und die verträumte Melodie könnten dem Namen der babylonischen Gottheit gerecht werden, auf welche der Titel anspielt. Jüngste Entdeckung: „Starfall“ des 20-jährigen Russen Sensetive5 führt mit einer dunklen Bassline und verschiedenen progressiven Schichten einen entwickelnden Aufbau bis zum wunderschönen Piano-Break hin, das von einem stampfenden Beat abgerundet wird.
In Anbetracht der vielfältigen Bandbreite und ständig neuen ans Licht tretenden Künstlern wie auch stark melodischen Einflüssen in anderen Richtungen der elektronischen Musik, ist es unschwer erkennbar, dass Trance keine unterentwickelte Modeerscheinung ist, wie einige behaupten, sondern ein langjähriger Techno-Wegbereiter, was sich an der zunehmenden globalen Popularität und auch Bildung neuer Szenen widerspiegeln lässt.
Bis nächsten Monat
Damian Duda