L.U.P.O. – ein Nachruf von Westbam

lupo flyerWestbam Nachruf auf DJ L.U.P.O.

L.u.p.o. ist eine DJ Legende.
Er hatte mit dem Job schon in den 70ern in seiner Heimatstadt Hannover angefangen und hing bereits Mitte der 70er als einer der Pioniere des Clublebens in Ibiza ab.
Er deejayte in Hamburg und im legendären Jara Club in Dortmund. In den 80ern wurde er Star DJ im P1 in München. In den 90ern wurde er Recording Artist bei Low Spirit (Seine Single “Hell or Heaven” halte ich für eine der besten Tanzplatten der frühen Techno/ House Zeit) und später die gute Seele des Labels. Und bis zu den Electric Kingdom Partys, bis in die Nuller, hat er immer wieder tolle Sets gespielt.

Star DJ, Künstler, Lebemann, vor allem war Lupo ein großartiger Typ. Wer ihn mal getroffen hat, der erinnert sich an ihn. Er war eine Bündelung allermöglichen Energien von hellstem Sonnenschein bis lachender Selbstzerstörung. Er gab es sich immer hart und er war von ansteckend guter Laune. Und kein noch so übler Zahnschmerz, kein Kater, keine Krankheit und keine tragische Wendung des Schicksals und kein finanzielles oder gesundheitliches Desaster konnte daran etwas ändern.

Seine Wohnung und alles was er hatte, stand seinen Freunden immer offen. Fast alles in seiner Welt endete auf „i“. Diddi, Ibi, Billi Lilly, Apfelschorli und alle Vornamen so ziemlich aller Freunde.
Er war ein Guru für sein Umfeld, der immer alle möglichen DJ- und Lebensweisheiten auf Lager hatte und lustige Wahlsprüche wie „Kein Job ist uns zu hart. Keine Gage ist uns zu hoch.“
Oder er sagte häufig : „Unrecht kann nie wieder gut gemacht werden.“ Und lachte laut, weil er meinte es natürlich höchstens halbernst.
Wenn man „dem Onkel“, wie er von vielen genannt wurde, eine Frage stellte zur Musik, zur Party oder zum Leben, kam immer kam etwas Tolles und Weises zurück, denn er konnte ein großer Philosoph sein. Nachdem er sich von seinem DJ Job größtenteils (aber nie ganz) zurückgezogen hatte, und es stiller um ihn wurde, fand er immer irgendwas zu tun, gab seinem Leben einen neuen, charmanten Inhalt, machte irgendetwas Interessantes, Überraschendes. Plötzlich suchte er als Headhunter Führungskräfte für irgendwelche Firmen. Ich kann mir nichts Unpassenderes für ihn vorstellen, aber er machte es. Dann kam er aber auch gerne als Babysitter bei mir vorbei. Und er machte das mit derselben Begeisterung, mit der er alles in seinem Leben gemacht hatte.
Lupo blieb immer derselbe Typ, ob er große Erfolge feierte, oder er eine Weile in den 90ern in unserer Techno-WG auf einer Matratze in der Vorratskammer lebte.
Gute Freunde hatte er bis zuletzt. Wenn ich mal zwischendurch anrief, um mich mit ihm zu verabreden, dann war er meistens schon verplant. Immer war er gerade paddeln an der Müritz, oder schaute sich etwas Seltsames an, wovon noch keiner gehört hatte, ging auf seltsame Butterfahrten, besuchte irgendjemanden oder hatte gerade Besuch.
Ständig wollte er neue Leute kennenlernen und was erleben, immer blieb er neugieriger und begeisterungsfähiger als die meisten von uns.
Weihnachten 2012 ging es ihm plötzlich schlecht. Er wurde von Freunden ins Krankenhaus geschickt, wo er dann unter Protest hinging. Als ich ihn später sah, wirkte er zum ersten Mal durchsichtig und zerbrechlich und hinfällig auf mich. Aber er war frohgemut wie immer. Ich hatte trotzdem damals das Gefühl, er würde 2013 nicht überleben. Aber dann erholte er sich und sah plötzlich besser aus als in den letzten 20 Jahren. Es sah wieder schlank und rank aus und wieder zu Kräften gekommen, wie Phönix aus der Asche. Jetzt hofften alle, ein Wunder würde geschehen. Denn Lupo war immer ein Wunderselbstheiler, der sich sich aus jeder Krankheit allein durch sein Lachen herausholen konnte.
Er war ein Mann wie ein Baum, mit strubbeligem Haar und „großem Zinken“ im Gesicht, wie er selbst sagte, an dem nichts kaputtzumachen schien.
In der Nacht zum 9ten April 2014 ist er gestorben.
Eine alte Zigeunerin hatte ihm einmal geweisssagt, er würde „sehr alt“ werden. Und obwohl er nicht mal sechzig wurde, glaube ich, dass die Weissagung irgendwie wahr geworden ist.

Mach es gut, Onkel, mach es gut Lupo.

 

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