Bekanntes Berliner Vinyl-Presswerk steht vor dem Aus

Bekanntes Berliner Vinyl-Presswerk steht vor dem Aus

Objects Manufacturing, 2021 von Jeremy Olivier Guillot und Daniel Plasch gegründet und seit Frühjahr 2023 in Betrieb, hat am 1. Oktober Insolvenz angemeldet.

Die Nachricht kam überraschend, denn noch im August hatte das Magazin Berliner Wirtschaft das Unternehmen als Teil eines wachsenden Marktes vorgestellt. Sogar ein Stellenangebot wurde wenige Wochen vor dem Antrag veröffentlicht.

Gegenüber DJ LAB erklärte Geschäftsführer Jeremy Guillot, die Insolvenz sei das Ergebnis mehrerer Faktoren. „Trotz steigender Auftragszahlen und Nachfrage reichten die Zeit und finanziellen Mittel nicht aus, um den Betrieb ohne weiteres Kapital dauerhaft zu tragen“, so Guillot.

Gestiegene Produktionskosten und eine zunehmende Konkurrenz im europäischen Raum hätten die Situation zusätzlich erschwert. Schon die öffentlich einsehbaren Jahresabschlüsse von 2022 und 2023 zeigten Verluste, obwohl die Firma Umsätze von 1,5 und 2,6 Millionen Euro erzielte. Am Ende standen Minusbeträge von 185.711 bzw. 87.120 Euro.

Im Sommer hatte Objects Manufacturing noch mit potenziellen Investoren gesprochen, doch letztlich kam das Kapital zu spät. „Als sich aber Mitte/Ende September abzeichnete, dass die notwendigen Mittel nicht in vollem Umfang rechtzeitig bereitgestellt werden können, war die Insolvenzanmeldung leider der unvermeidliche und verantwortungsbewusste Schritt“, erklärte Guillot.

Derzeit werde gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter geprüft, ob eine Fortführung oder Übernahme möglich sei. Neue Aufträge nimmt das Unternehmen momentan nicht an. Bereits erteilte Aufträge sollen aber möglichst abgewickelt werden – wenn auch unter schwierigen Bedingungen.

Für laufende Pressungen fallen zusätzliche Kosten an. Das Label Bretford berichtete in einer Crowdfunding-Kampagne: „Unser Vinyl-Presswerk ist insolvent (…). Um die bereits bezahlten Platten trotzdem zu bekommen, müssen wir 920 € nachzahlen.“

Guillot bestätigte, dass solche Zahlungen aufgrund gesetzlicher Vorgaben nötig seien. Die Gelder würden auf ein Treuhandkonto des Insolvenzverwalters fließen, um die Fertigstellung zu ermöglichen.

„Uns ist bewusst, dass dies viele insbesondere unabhängige Labels und Künstler belastet“, sagte Guillot weiter. „Gerade weil wir ebenfalls für diese Community angetreten sind, trifft uns das besonders.“

Auch Lieferanten und Partner seien betroffen. Dennoch hofft das Team auf eine Zukunft für das Projekt: „Wir arbeiten daran, eine Fortführung zu ermöglichen, damit die Idee hinter Objects weiterbestehen kann, wenn auch in veränderter Form.“

Quelle: DJ Lab

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