Clubsterben: Sind Kollektive Auffangbecken, Gegenbewegung oder auch bald weg?

Das Nachtleben hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. Durch die Pandemie verloren Clubs ihre zentrale Rolle, und spontane Outdoor-Raves gewannen an Bedeutung. In einem aktuellen Beitrag versucht die Süddeutsche Zeitung, einen Überblick zu liefern.

DJ-Kollektive wie „Sachsentrance“ entstammen der Pandemie-Ära. Auch heute organisieren sie Partys an geheimen Orten, informiert über soziale Netzwerke. Diese Szenen verschwanden nicht mit dem Ende der Pandemie, sondern prägen die Clubkultur bis heute.

Die Feierkultur ist vielfältiger und digitaler geworden, geprägt von einer neuen Generation, die sich ihre Räume abseits konventioneller Clubs schafft. Kollektive bieten dabei nicht nur Partys, sondern fungieren als Netzwerke und Gemeinschaften.

Clubs werden zunehmend zu Plattformen für diese Partyreihen, während die Kollektive sich professionalisieren und um finanzielle Stabilität kämpfen. Man könnte fast von einem Shift sprechen. Das ist bei genauem Betrachten aber gar nicht so überraschend.

Herausforderungen wie steigende Gagen für DJs, höhere Mieten und Investitionen in Infrastruktur belasten die Clubbetreiber. Parallel dazu ziehen viele Feiernde öffentliche Plätze und Parks vor, wo sie unabhängig und kostengünstig feiern können.

Diese Entwicklung bedroht die traditionellen Clubs, die unter der Konkurrenz und Inflation leiden. Ein neuer Trend ist die Entstehung von kleinen, spezialisierten Partyszene-Blasen, die über soziale Medien kommunizieren.

Diese Veranstaltungen sprechen gezielt Nischen an, fördern Gemeinschaft und schaffen Exklusivität, ohne sich auf Türsteher oder strenge Einlassregeln zu stützen. Sie stehen für eine wachsende Vielfalt im Nachtleben.

Man könne dies mit dem Wechsel von Filmen und Serien im linearen TV erklären, auf die man sich früher tagelang freute und mittlerweile im Zeitalter des Streamings irgendwo immer irgendwie finden kann.

Eine Gegenbewegung zu hohen Preisen und Dresscodes. Die Ironie daran ist: Auch Kollektive werden irgendwann Mainstream sein. Bei vielen Partyreihen ginge es inzwischen „vorrangig um Geld “. Es funktioniere „alles nur noch über Instagram, wer likt was“, meinen zwei Mitglieder von Sachsentrance.

„Sachsentrance in der SZ war nicht mehr auf meiner Bingo Karte 2024“, meint ein User auf Instagram, in der Kommentarspalte der Süddeutschen. Ein lustiger Spruch, der aber auch zeigt, wie medial interessant Kollektive für die Masse werden – und sich dafür zu öffnen scheinen.

Auch das Kollektiv merkt das. Die Gagen von Musikern und DJs würden drohen „wie eine Immobilienblase zu platzen“. Sie als Veranstalter trügen das finanzielle Risiko, wenn sie einen Rave in einem Club schmeißen. „Inzwischen muss man eigentlich ausverkauft sein.“

Städte reagieren auf die sich verändernde Feierkultur mit Nachtmanagern, die zwischen Verwaltung, Anwohnern und der feiernden Szene vermitteln. Die Zukunft des Nachtlebens bleibt dynamisch: Es entwickelt sich ein Nebeneinander aus freien Kollektiven, etablierten aber kriselnden Clubs und einer neuen Generation, die ihre eigenen Regeln schreibt.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

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