Kaum ein halbes Jahr beim FAZEmag und schon ging es los zum ersten internationalen Festivaltrip, um euch mit dem Eindrücken vom Balaton Sound Festival aus Ungarn zu versorgen. Was mich erwartete? Vier Tage volles Festivalprogramm, inklusive Bootsparty, türkis-blauem Seewasser und sommerlichen Temperaturen sowie einem feierwilligen, internationalen Partyvolk bei Top-Acts und lokalen Insider-Tipps. Nun aber der Reihenfolge nach …
Mittwochmittag startete also mein Trip nach Budapest in Köln. Privat habe ich schon viele Festivals und Raves gesehen, auch fürs FAZEmag war ich schon auf welchen unterwegs – doch in Ungarn noch nie. Voller Spannung und Vorfreude ging es also um 13.10 mit fünfzehnminütiger Verspätung bei durchwachsenem Regenwetter in den Flieger, mit Umstieg in München und dem Wissen, dass das Festivalgelände schon um 16 Uhr seine Tore aufmachen würde. In Budapest traf ich dann Vivi und Sebastian vom Radio Energy aus Berlin. Schwupps, nicht mehr allein. Die beiden warteten schon seit ein paar Stunden am Flughafen.
Vor Ort herrschten angenehme 23 Grad bei bewölktem Himmel. Der Vorteil bei einer Festivalreise an den Balaton, neben der schönen Location: Das Wissen, dass das Wetter zumeist wärmer und besser ist als in Deutschland. Durch die Wetterprognosen wusste ich schon, dass es ab jetzt jeden Tag wärmer werden würde, bis zu 32 Grad am Samstag – während in Deutschland Temperaturen unter 20 Grad bei Regenwetter herrschten. Im Großen und Ganzen das perfekte Festivalwetter für einen deutschen Touri – nicht zu heiß, aber auch nicht zu kalt oder regnerisch.
Vom Flughafen aus ging es dann um 18 Uhr mit dem Festival-Shuttle-Bus weiter zum Balaton, einem 79 Kilometer langen Binnensee in Ungarn mit einer Wasserfarbe, die man wohl sonst aus der Karibik kennt. Nach eineinhalb Stunden kamen wir in unserer Unterkunft an, einem kleinen Ferienhaus in Zamárdi, einem von Tourismus geprägten Urlaubsort am Südufer des Balatons. Der knapp über 2 000 Einwohner zählende Ort wirkt wie ein Bungalowpark, kleine umzäunte Häuser mit Wiesen-Grundstücken, umgeben von vielen Bäumen und kleinen Straßen – direkt Urlaubs-Feeling. In unmittelbarer Nähe zum Festival gibt es auch ein paar Hotels – Camping ist natürlich ebenfalls möglich, für diejenigen, die das echte Festival-Feeling mit allem Drum und Dran haben wollen.
Wie bereits erwähnt, öffnete das Festivalgelände bereits um 16 Uhr seine Tore. Wir waren um kurz vor 20 Uhr erst an der Unterkunft – was aber überhaupt gar nicht schlimm ist. Das Festival findet nicht nur an vier Tagen statt, sondern auch in vier Nächten. Am Samstag öffnete das Festivalgelände bereits um zwölf Uhr mittags und schloss am Sonntagmorgen um sechs Uhr – also genug Zeit, um das Gelände zu erkunden und sich auf eine umfangreiche Festival-Experience einzulassen.
Vom Aufbau der Timetables her kann man sich das ganze folgendermaßen vorstellen: Mittags bis zum frühen Abend haben nur die kleinen Stages mit Insider-Acts geöffnet sowie verschiedene Attraktionen. In dieser Zeit können die Besucher gemütlich am Strand bzw. Seeufer entspannen, sich warmtanzen oder an Aktivitäten wie einem House-Dance-Workshop sowie dem Techno-Yoga, das ab Freitag täglich ab 13 Uhr bis 14.30 Uhr stattgefunden hat, teilnehmen. Außerdem gibt es kühle Drinks, einen Foodcourt mit verschiedensten Essensständen, die Street- und Fastfood anbieten, einen Unicorn Beach mit besonderen Drinks und Schminkmöglichkeiten, einen auf dem Festivalgelände abgestellten Partybus, einen Grillbereich von ALDI, spezielle Bars von Getränkemarken wie Johnnie Walker oder Malibu, einen Fashion-Bereich, ein Riesenrad und vieles mehr.
Ab frühen Abend öffnete dann die Heineken Balaton Sound Stage, auf der verschiedene Stile elektronischer Musik als buntes Potpourri laufen. Wir waren am Mittwoch pünktlich um 21.30 Uhr zu Purple Disco Machine am Start, der im Anschluss von James Hype abgelöst wurde. Eine große Bühne mit toller Lightshow, Visuals und Effekten erwartete uns auf einem großen Areal, das genug Platz für zahlreiche Besucher bot. Man hatte nie das Gefühl, das es zu voll wird. Auch die Anlage war ziemlich gut und generell sah alles sehr professionell aus. Um 0.15 Uhr schloss die Hauptbühne schon – diese konzentrierte sich also auf die Abendstunden. In den Folgetagen hatte diese länger geöffnet, aber nie so lang wie die B Stage. Die B Stage? Wohl die wichtigste Bühne fürs FAZEmag beim Festival, denn die mit einem offenen Zelt ausgestattete Stage widmete sich dem Techno – von Melodic- und Peak-Time-Sound bis hin zu Hardtechno. Hier spielten die großen Acts zwischen Mitternacht und sechs Uhr – genau richtig fürs Techno-Feeling. Dunkelheit mit Light-Effects, die irgendwann frühmorgens vom Sonnenuntergang, den man aus dem Zelt aus sieht, abgelöst wird. So blieb ich also an allen Tagen bis zum frühen Morgen, während die hauptsächlich auf die Mainstage-Acts und das Tagesgeschehen fokussierten Kollegen vom Radio Energy bereits im Bett lagen. In der Mittwochnacht spielten auf der B Stage als Haupt-Acts Miss Monique, Kölsch, Adam Beyer (mit einer überraschend schnellen BPM-Zahl) und Maceo Plex. Zwischendurch ging es zur My Stage, ebenfalls eine Techno-Bühne, die zwar klein, aber fein war. Direkt (!) am Seeufer gelegen, konnte man von dieser aus am besten den Sonnenunter- und -aufgang angucken. Einen Abstecher Mittwochnacht widmete ich Baugruppe90, die dort auflegten. Insgesamt konnte man kaum glauben, dass es eine Mittwoch(!)nacht gewesen ist. Das Festivalgelände war gut besucht und die Leute feierten, als wäre es ein Samstag. Es lohnt sich also, bereits früh zum Festival anzureisen.
Tag zwei: Donnerstag erwartete uns dann ein besonderes Highlight, abseits vom Festivalgelände: eine Bootsparty. Auf dem Weg dorthin lernte ich dann auch Ronny von Ravepedia kennen, der mit uns in der Unterkunft war und in der Vornacht schon früher ins Bett gegangen war. An diesem Nachmittag: 28 Grad, Sonnenschein, gut gelaunte Menschen und vier Stunden feinste House-Musik auf einem Party-Schiff, das am Festivalgelände vorbei über den See tuckerte. Da kam schon ein wenig Ibiza-Feeling rüber. Gehostet wurde die auf dem Boot installierte, mit Palmen ausgestatte Bühne von der Veranstaltungs-Reihe House Picknick.
Nach der Bootsparty ging es dann kurz zum Ausruhen ins Apartment und im Anschluss direkt zum Highlight der Festivalnacht: Paul Kalkbrenner lieferte von 22 Uhr bis Mitternacht ein Live-Set auf der Hauptbühne, auf der zuvor Vintage Culture das Warm-up gespielt haben. Danach wurde die Entscheidung schwer: Mathame und Mind Against hintereinander bis 3 Uhr auf der Hauptbühne, Hardtechno-Power auf der B-Stage mit Trym, Nico Moreno, 999999999 und Svetec. Ich entschied mich für den Hardtechno und blieb dort bis zum Schluss. Besonderer Insider-Tipp für mich: der ungarische Hardtechno-Act Svetec, der dort das Closing spielte. Dieser scheint auch vor Ort sehr beliebt zu sein, die Stage war bis zum Schluss gut besucht.
Tag drei: Während ich mich noch in der Unterkunft aufgehalten habe, schauten sich mehrere deutsche Pressepartner das EM-Spiel Deutschland gegen Spanien an – auf dem Festivalgelände gab es extra einen Public-Viewing-Bereich, sodass die Fußballfans nicht auf die Spiele verzichten mussten. Freitagnacht wurde es musikalisch gesehen auf der Main Stage dann sehr poppig-elektronisch bis EDM-lastig: John Newman, Lost Frequencies, Marshmello, Alison Wonderland, Borgore und Zomboy spielten. So konzentrierte ich mich lieber auf die B Stage, auf der ab ein Uhr nachts (vorher spielten schon kleinere Acts) Fjaak, Amelie Lens und Reinier Zonneveld ihre Sets zum Besten gaben. Davor habe ich mir noch Laidback Luke als House-Act auf der Rádió 1 Heineken Beach Club Stage angeschaut, auf der, wie auf der Hauptbühne auch, gemischte Genres elektronischer Musik liefen. Auch in dieser Nacht blieb ich lange, für Techno-Liebhaber ist die Nacht die Crème de la Crème beim Balaton Sound.
Tag vier, Samstag – Als ob drei Tage-Festival-Power noch nicht genug wären, stand noch die letzte Nacht an. Die Kollegen vom Radio Energy waren schon seit 12 Uhr mittags auf dem Festivalgelände unterwegs, was aber auch daran gelegen hat, dass diese für einen Tag die kleinere Lookout-Bühne übernommen haben. Für meine Verhältnisse machte ich mich auch früh auf den Weg zum Festivalgelände: Trance-Größe Ben Nicky spielte ab 18 Uhr als Opening-Act auf der Mainstage. Allerdings bin ich erst ab 18.30 Uhr dort gewesen – Eigenverschulden. Irgendwo hat man dann doch einen relaxten Urlaubsmodus drin. Nickys Set – zumindest den Teil, den ich gesehen habe, fiel überraschend Dance-lastig aus. Auf „Thank You“ von Tiësto folgte der Sommer-Hit „Pedro“.
Danach schaute ich mir mit den Radio-Energy-Leuten und Ravepedia-Ronny Nervo an, die abgefahrene Visuals und eine gute Unterhaltung trotz sehr kommerzieller EDM-Sounds lieferten und entgegen der konservativen Regierungspolitik Ungarns dem Publikum nachträglich einen Happy-Pride-Month und Liebe übers Mikro widmeten – eine starke Botschaft. Generell wirkte das Duo feministisch-emanzipatorisch. Im Anschluss spielte der australische Muskel-Schrank Will Sparks, der die BPM-Zahl immer mehr steigen ließ. EDM-Show-Deluxe gab es dann mit Timmy Trumpet, bevor ab 23 Uhr die Marke Q-Dance aus den Niederlanden mit Harder Styles die Hauptbühne übernahm. The Qreator, Warface, Ran-D und Sefa brachten das niederländische Hardstyle-Feeling nach Ungarn – allerdings war es zu der Zeit leerer als an den anderen Tagen auf der Mainstage – schade eigentlich. Während die Zahl auf der Mainstage in dieser Nacht ordentlich stieg, wurde es auf der B Stage langsamer. Stephan Bodzin, Cassian und Sama‘ Abdulhadi lieferten ab. Auch hier war es etwas leerer als an den anderen Tagen. Schnelleren Techno gab es dafür auf der kleinen My Stage am Seeufer in dieser Nacht. Juliet Fox, Space 92 x Popof und Nusha spielten dort. Für mich die beste Bühne der Samstagnacht. Auch die Stimmung war hier am ausgelassensten und familiärsten. Man fühlte sich ein wenig, wie auf einem illegalen nächtlichen Rave im Park, mit großem See nebenan.
Fazit: Insgesamt war das Festival eine besondere Erfahrung, die ich allen Fans elektronischer Musik und des Genres Techno, die mal was anderes sehen wollen als deutsche Festivals, sehr ans Herzen legen kann. Nicht nur das bessere Wetter spricht dafür. Das Festival hatte eine professionelle Aufmachung und Technik. Am Einlass wurden die Ausweise per Ausweis-App gescannt. Das scheint in Ungarn aber so üblich zu sein, in der Unterkunft wurde das auch so von der Vermieterin gehandhabt. Die Kontrollen am Festivaleinlass wurden mit Equipment statt Abtasten durchgeführt, die Hosentaschen mussten kurz geleert werden. Ein wenig wie am Flughafen. Der Einlass verlief stets schnell und reibungslos. Generell war überall Kartenzahlung möglich, ich musste also vorher keine Euro in Forint wechseln. Das galt sowohl für Restaurants, Supermarkt, Taxi als auch fürs Festivalgelände. Man konnte sich aussuchen, ob man per Cashless-System Guthaben auflädt oder lieber direkt mit Karte an der Bar bezahlt. Reibungslos verlief auch die Anfahrt und Anreise mit den Taxis – diese warteten, sehr gut organisiert, in einer langen Schlange. Wer sich das Angebot eines VIP-Tickets holt, kann in speziellen Bereichen mit eigenen Bars, Chillout-Möglichkeiten und Emporen mit Blick auf die Stages verweilen – oder auch auf Liegen am VIP-Beach am See – wobei auf dem Festivalgelände verteilt auch große Liegen und diverse Chillout-Möglichkeiten vorhanden sind.
Insgesamt war die Stimmung sehr ausgelassen und das Publikum international. Ich traf auf Leute aus Slowenien, Ungarn, Deutschland, Polen, Österreich, Italien und Großbritannien, eine Person aus Brasilien und viele aus Belgien – wohl ein gutes Zeichen, wenn man bedenkt, dass die Belgier doch eigentlich das Tomorrowland haben. Was wohl für das Balaton spricht ist das bessere Wetter sowie die im Vergleich günstigen Preise. Außerdem muss es nicht immer die Größe des Tomorrowlands haben – wobei das Balaton Sound Festival an allen Tagen zusammen auch auf eine Besucheranzahl von über 100 000 kommt – die sich aber sehr gut verteilen. Wir hatten eine gute Zeit und können das Festival als Urlaubs-Trip weiterempfehlen. Ein herzlicher Dank geht raus an die Agentur Factory 92, die den Festivaltrip ermöglicht hat!
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