Im Test: Pioneer DDJ-FLX4

Im Test: Pioneer DDJ-FLX4

Pioneer holt mit dem DDJ-FLX4 sein Einsteigermodell in die aktuelle Generation. Der Nachfolger des vor vier Jahren vorgestellten DDJ-400 bietet gewohnt preiswert einen kompetenten 2-Kanal-All-in-One-Controller und upgradet den Vorgänger technisch und optisch auf den modernen Stand. Eine eingebaute Bluetooth-Connection macht das Verbinden einfacher und greift schon mal auf die bald erscheinende Rekordbox-App für iOS und Android vor. Die Anfang 2023 erscheinende Mobile-App wird den Rekordbox-Performance-Modus auf die mobilen Geräte bringen.

Für DJ-Beginner*innen stellt sich zum Einstieg in die Welt des Mixings zunächst die Frage, was man denn für Equipment braucht. Gerade für Einsteiger*innen ist ein kompakter All-in-One-Controller der perfekte Starter, mit welchem man die Kniffe, Tricks und Techniken des DJings einfach erlernen kann und im besten Fall so schnell nicht an seine Grenzen stößt. Direkt den Mixer und die Player in einem Gerät zu haben, spart nicht nur Geld, sondern ist auch praktisch beim Transport und lässt den Controller flexibel an verschiedensten Orten einsetzen. Manche Geräte bieten mit integrierten Filtern zudem noch einen Quereinstieg in diesen Bereich des Mixings. Bei der Auswahl des Herstellers des DJ-Controllers kann es sich lohnen, sich direkt für ein Gerät eines renommierten Herstellers zu entscheiden. Denn die Geräte haben oft Technik verbaut, die sich bei den größeren Produktreihen bewährt haben. Technik und Bedienung sind aus langjähriger Erfahrung entwickelt und Tools werden nach einer Evolution zwar simplifiziert, aber auch optimiert für die kleineren Geräte eingebaut. Denn neue Features werden zunächst für die Premiumpalette entwickelt, bevor sie in die darunter liegenden Preisklassen wandern. Im Falle von Pioneer hat sich der DDJ-FLX4 nicht nur Technik-Features bei den großen Brüdern abgeschaut, auch beim Layout bekommt man schon mal einen groben Überblick über die Proportionen und den Aufbau der Flaggschiffe, die zum weltweiten Club-Standard gehören. Mit dabei beim DDJ-FLX4 ist zudem eine Lizenz für die Pro-Version der hauseigenen DJ-Software Rekordbox, die auch für die Track-Synchronisierung für die großen CDJ-Player benötigt wird. Da ist ein direkter Einstieg in die Rekordbox-Software sehr von Vorteil, weil es einen großen Umstand macht, mit der eigenen DJ- Library irgendwann umziehen zu müssen, weil man doch seine Tracks auf USB für CDJs exportieren muss.

Im Aussehen ähnelt der DDJ-FLX4 stark dem Vorgänger. Die Maße bleiben unverändert, die Anordnung der Knobs und Pads ebenso, doch vor allem im direkten Vergleich wirkt der DDJ-FLX4 viel aufgeräumter. Die Ecken des FLX4 sind abgerundet und die Oberfläche erscheint in einem attraktiven Matt. Dieses Matt wurde auch auf die Jogwheels übertragen und lässt das gesamte Gerät in einem modernen Glanz erscheinen. Das Layout führt DJ-Einsteiger*innen an die gewohnte Pioneer-Optik heran. Der Aufbau der Decks ist vom CDJ-Club-Standard übernommen und sorgt dafür, sich schnell auf dem Controller zurechtzufinden. Mittig oben am Mixer befindet sich unverändert vom Vorgänger die bewährte Browser-Sektion mit einem Navigationsrad und zwei Pads für das Laden der Tracks in die Decks. Zwischen den Decks liegt der 2-Kanal-Mixer, bestehend aus Dreiband-EQ, Lautstärke-Fader und Filter-Knob. Neben der Mixer-Sektion finden sich die bekannten Beat-Effekte, die sich über den FX-Button auswählen und einem Kanal zuordnen lassen.

Zusätzlich zur Beat-FX wurden neu für den DDJ-FLX4 die Smart-FX entwickelt. Diese neuen Filtereffekte sollen das Mixing für Einsteiger*innen professioneller klingen lassen. Es lässt sich zwischen acht Effekten wählen, die zusammen mit dem Highpass/Lowpass-Filter eingemischt werden können. Die Effekte werden auf den Beat gesynct und bringen eine hohe Vielfalt und viele Möglichkeiten mit nur einem Drehregler. Neu auf der Oberfläche findet sich jetzt ein Lautstärke-Regler für den Mikrofon-Eingang. Oberhalb der Jogwheels findet sich wie bekannt im Pioneer-Layout der Loop-Bereich. Hier lassen sich durch In und Out die Länge der Loops selbst festlegen oder eine 4-Beat-Loop mit einem Klick auswählen. Neben den Loops findet sich der Sync-Button. Dieser ist für Einsteiger*innen durchaus nützlich, da er die Trackgeschwindigkeit direkt aneinander anpasst. Dennoch empfiehlt es sich, das Mixen ohne Sync zu lernen. Das lässt sich mit den 4,3“-Jogwheels gut erlernen, diese sind sehr sensibel und reagieren wie bei den ausgewachsenen CDJ-Playern gewohnt vorbildlich drucksensitiv. Durch ihr verbessertes Drehverhalten lässt sich das Beatmatchen auch ohne Sync auf den kleinen Decks durchaus gut handhaben. Das CDJ-Layout findet sich auch an den Tempo-Fadern wieder. Anders als bei den meisten Controllern, wo die Track-Decks einfach vertikal gespiegelt werden, befinden sich die Fader bei den Pioneer-Geräten auf beiden Seiten rechts unter dem Jogwheel. Durch eine Tastenkombination lässt sich der relativ kleine Tempobereich des Faders von +/-6 auf +/-10 oder wide einstellen. Unterhalb der Jogwheels haben beide Decks jeweils acht Performance-Pads. Diese sind zwar kaum größer als eine Briefmarke, trumpfen aber, durch Vollgummi und farbliche Hintergrundbeleuchtung mit hoher Qualität auf. Die Pads lassen sich wahlweise als Hot-Cues nutzen, mit Pad-FX belegen, zum Beat-Jump nutzen oder können sogar Samples abfeuern.

Der Crossfader beim DDJ-FLX4 hat ein neues Feature und ist nun smart geworden. Durch Knopfdruck lässt sich der Smart-Fader einschalten und durch ihn lassen sich Tracks unterschiedlichster Geschwindigkeiten einfach zusammenmischen. Gewisse Ähnlichkeiten zum Sync-Button sind zu erkennen, doch lässt sich im Vergleich zum Beatmatchen die Smart-Fader-Funktion selbst nur schwer nachbilden. Der Smart-Fader passt über die Position des Crossfaders die Geschwindigkeit der Tracks aneinander an. So fadet der Crossfader nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Geschwindigkeit der Tracks über. Es geht das Tempo von Track A langsam zum Tempo von Track B über, je nach Position. Je nach Geschwindigkeit klingt das smooth, bei schnellem Faderwechsel funktioniert der Smart-Fader wie ein Echo. Es entsteht ein sauberer und synchroner Übergang zwischen den Tracks trotz unterschiedlicher Geschwindigkeiten und es lassen sich super Übergänge zwischen Tracks verschiedener Genres machen. Dieser Effekt lässt sich analog nur superschwer nachstellen und war technisch so noch nicht möglich. In den Settings lässt sich der Smart-Fader sowohl auf den Crossfader als auch den Kanal-Fader einstellen.

Auf der Vorderseite befindet sich ein 3,5mm-Klinkenanschluss für den Kopfhörer-Ausgang zum Vorhören der Tracks. Auf der Rückseite findet man den üblichen Cinch-Master-Out und Mikrofon-In, der sich über einen Drehregler von der Lautstärke her regeln lässt. Neu ist, dass der Mikrofon-Input auch über den USB-Mix ausgegeben wird. Die Lautstärke lässt sich nun zusätzlich auch auf der Oberseite am Mixer einstellen. Auch die Effekte von Rekordbox lassen sich auf das Mikrofon-Signal übertragen. Im Vergleich zum DDJ-400 hört man das Mikrofon-Signal nun beispielsweise auch beim Streaming. Das macht den DDJ-FLX4 zum perfekten Streaming-Partner, für DJs und Musiker*innen, die streamen und gleichzeitig moderieren möchten.

Auffällig auf der Rückseite ist, dass alle USB-Anschlüsse jetzt USB-C sind. Der erste USB-C-Anschluss ist ein reiner Stromanschluss, der zweite verbindet den FLX4 mit Computer, Laptop oder später Smartphone. Diese Anschlüsse funktionieren nicht nur für den Datenaustausch, sondern auch für Durchgangsladung. Zusätzlich lassen sich die Verbindungen auch über Bluetooth herstellen.

Mit einer Größe von 48 x 27 x 6 cm kopiert der DDJ-FLX4 das bewährte Maß des Vorgängers, steht in seiner Kompaktheit dem Vorgänger in nichts nach und hat der Konkurrenz einiges voraus. Zudem und für Einsteiger*innen besonders wichtig: Der FLX4 funktioniert direkt und einfach, plug & play. Und das nicht nur mit der hauseigenen Rekordbox-Software, sondern auch mit Serato DJ. Das bringt einen entscheidenden Vorteil: Die Einsteiger*in muss sich nicht schon am Anfang der Reise zwischen der mehr fürs Battle-DJing ausgelegten Serato-Software oder dem für CJDs ausgelegten Rekordbox entscheiden, sondern kann beides austesten und erst dann entscheiden, wo die Reise hingeht. Durch neueste Pioneer-Technik, schickes Design, gewohnt qualitative Verarbeitung und Softwarekompatibilität hat Pioneer einige großartige Argumente in petto, die es DJ-Einsteiger*innen schwer machen, einen Weg am DDJ-FLX4 vorbei zu finden.

 

Aus dem FAZEmag 130/12.2022
Text: Bastian Gies
www.pioneerdj.com