Jungle by Night – eine analoge Tanzmaschine mit sieben Köpfen

Jungle by Night – eine analoge Tanzmaschine mit sieben Köpfen. Credit: Douwe Hennink

Seit 2009 begeistert die siebenköpfige Band Jungle by Night zahlreiche Fans mit ihren Live-Auftritten. Noch nie von ihr gehört? Naheliegend, wenn man sich eher in den Breitengraden der elektronischen Musik bewegt. Denn die Avantgarde-Künstler kommen eigentlich aus dem Bereich Jazz/World/Dance/Krautrock-Crossover. Mit seinem neuen Album „Synergy“ schlägt das Projekt aus Amsterdam elektronische Wege ein. Wir schauen uns diese stilistische Weiterentwicklung an.

Tienson Smeets, Perkussionist, erläutert, die Truppe habe zunehmend mit Vocodern, Synthesizern und der Ewi experimentiert, einer elektrischen Flöte des Herstellers Akai. Für die Band habe die Fortentwicklung des eigenen Sounds seit jeher eine wichtige Bedeutung. Dazu schlüpfen die Mitglieder in verschiedene Rollen, in denen sie ihre Instrumente unterschiedlich nutzen.

Die Entwicklung von Jungle by Night beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Instrumentale. Für „Synergy“ wurden erstmals Gastsänger*innen involviert. Auf die Frage, ob das mit dem aktuellen Stilwechsel zusammenhängt, antwortet Tienson: „Nachdem wir ein Jahr lang ausschließlich instrumentale Groove-Musik veröffentlicht haben, waren wir von der Idee begeistert, Gastkünstler*innen einzuladen. Das beeinflusst auch unsere Art, gemeinsam Musik zu machen. Plötzlich mussten wir Raum für Texte schaffen, damit die Synergie zwischen uns und dem Gast funktioniert.“ Die Intention dahinter: Dinge neu ausprobieren. Ein weiterer Grund: die Freude an der Zusammenarbeit mit anderen Leuten. Die sollte man als siebenköpfiger Musik-Act auch haben. Für das Album wurde eine Auswahl an Künstler*innen erstellt, die die Bandmitglieder persönlich mögen. Das Resultat: sehr vielfältig – von einem Rapper bis hin zu einem anatolisch-türkischen Folk-Sänger.

Hier könnt ihr in das Album „Synergy“ reinhören und dieses digital käuflich erwerben:

Doch wie funktioniert eine Zusammenarbeit mit sieben Musikern und nun auch weiteren Kollaborationsgästen im Studio? Tienson gibt an, jedes Mitglied sei gleichberechtigt im Entstehungsprozess. Jede*r könne die eigenen Ideen mit einbringen. Manchmal müsse die Band dazu erst abstimmen – eine richtige Demokratie. Apropos Studio: Der Studioalltag von Jungle by Night beginnt mit Gesprächen über individuelle Visionen. Im weiteren Prozess spielen sich Jungle by Night gegenseitig Musik als Inspiration vor. Außerdem ein Begleiter: starker Kaffee.

Los ging das alles im Jahr 2009 aus Lust an der Sache. Ein starker Impuls damals: das New Yorker Label Daptone Records. Dort erscheint Musik mit Einflüssen von Afro-Beat, Soul und Funk. Inzwischen leben alle Bandmitglieder von der Musik. Jungle by Night ist zum Beruf geworden – bei dem der Spaß allerdings nicht zu kurz kommt, wie Tienson verrät. Außerdem habe man erkannt, dass man nach „15 Jahren als Band (…) an vielen verschiedenen Ideen arbeiten“ kann und dabei „musikalisch die gleiche Sprache“ spricht: „Es ist immer noch so, wie als wir angefangen haben.“ Nach all den Jahren sehen sich die Bandmitglieder nach wie vor wöchentlich zu Proben oder zu Auftritten, auch wenn alle abseits noch weitere Jobs im Musik-Spektrum ausführen. Manche spielen in anderen Projekten, legen als DJ auf, arbeiten fürs Radio oder geben Musikunterricht. Tienson selbst etwa spielt mit Band-Mitglied Ko als Duo Tienson & Ko ein DJ-Set beim diesjährigen Amsterdam Dance Event.

Als Band tourt das Amsterdamer Projekt ab Januar 2025 auch durch Deutschland. Tienson schwärmt von einem vergangenen Auftritt im Hamburger Mojo Club, einem Live-Musik-Club auf der Reeperbahn. Dort spielen Jungle by Night am 30. Januar 2025. Außerdem stehen Gigs in Essen, Berlin, Jena, Stuttgart, Frankfurt am Main, Heidelberg, Münster und Köln an. Tienson: „Wir werden Deutschland zeigen, wer Jungle by Night ist: eine analoge Tanzmaschine, angetrieben von sieben Bandmitgliedern.“

Das Album „Synergy“ von Jungle by Night ist am 16. September 2024 via Jungle by Night & V2 Records erschienen.

Text: David Fuchs
Crédit: Douwe Hennink