Die Corona-Pandemie hat die Clubkultur massiv getroffen. Besonders hart traf es Betreiber wie Steve Turn aus Kassel, der seinen Club in der Mombachstraße zwei Jahre lang nicht öffnen konnte.
„Wir hatten gerade eine neue Soundanlage angeschafft, die war nur ein Wochenende in Betrieb, dann kam der Lockdown“, erinnert sich Turn in einem Interview mit HNA. Planbarkeit? Fehlanzeige.
Die wirtschaftlichen Folgen waren dramatisch. Während Kneipen unter Auflagen wieder öffnen durften, hingen Clubs monatelang in der Schwebe. Viele mussten aufgeben. „In der Musikszene fühlten wir uns schon alleingelassen“, so Turn.
In Berlin organisierte sich die Szene, in Kassel jedoch fehlte eine starke Lobby. „Jeder versuchte, sich irgendwie durchzuwurschteln.“ Um Aufmerksamkeit für die schwierige Lage zu schaffen, gründete Turn den Verein „Kulturgesichter 0561“ und organisierte eine Demonstration.
Doch seitens der Stadt hätte er sich mehr Unterstützung gewünscht. „Warum gibt es keine städtischen Initiativen für kleinere Clubs? Kassel hätte mehr Clubkultur verdient.“
Im März 2022 dann die Wiedereröffnung seines Clubs Frau Tanz. Die Nachfrage war enorm: „Die Menschen sehnten sich nach Musik und Geselligkeit. Tanzen ist ein Grundbedürfnis.“ Doch die Folgen der Pandemie sind noch spürbar. „Viele junge Leute waren wegen Corona noch nie in einem Club.“
Finanziell bleibt der Betrieb herausfordernd. „Mit einem kleinen Laden machst du keine großen Geschäfte, aber es geht um die Musik und das Zusammenkommen.“ Ein Bier gibt es für 2,50 Euro – eine Seltenheit in der Branche.
Turn betont: „Techno bedeutet, dass Menschen unabhängig von Alter oder Geldbeutel gemeinsam feiern.“ Trotz aller Rückschläge bleibt er optimistisch. Doch er fordere mehr Unterstützung für kleine Clubs.
„Große Festivals sind toll, aber wo bleibt die Hilfe für die kleinen Läden?“ Ideen wie eine Open-Air-Bühne auf dem Friedrichsplatz oder Clubslots beim Zissel könnten helfen. „Der Bedarf ist da – Kassel braucht eine lebendige Clubszene.“
Quelle: HNA
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