Die Berliner Techno-Szene: vielfältig, mythisch, lebendig, verrucht, offen, eckig, undergroundig. Es gibt viele Attribute, die mit der Kultur verbunden werden, in der wir uns zuhause fühlen. Die Ausstellung „Berlin Techno“ zeigt das Facettenreichtum einer vibrierenden subkulturellen Popkultur, die irgendwo im Massentauglichen angekommen ist, aber irgendwo auch immer Nische bleibt.
Spätestens die Anerkennung der Berliner Technokultur als Unesco-Weltkulturerbe in diesem Jahr zeigt den Stellenwert einer Kultur, die das Bild der deutschen Hauptstadt seit den frühen Anfängen der Techno-Musik in Europa bis heute immens geprägt hat, sowie den Blick der Welt auf Berlin.
Glitzerboys bzw. Glitterboys nennt sich das Berliner Künstler-Duo, das die Ausstellung „Berlin Techno“, die bereits diesen Freitag startet, gemeinsam kreiert hat. Das Ehepaar lebt selbst in Berlin und liebt die dortige Techno-Szene. Ihre eigene Szeneaffinität haben die beiden als Anlass genommen, um die Berliner Technokultur in ihren Hintergründen künstlerisch zu beleuchten. Beide haben hierfür eine eigene Perspektive auf das Geschehen und das Geschehene entwickelt, die sich als duale Kunstgalerie subjektiv zusammenfügt. Stets im Blick für das Resultat: bestimmte Fragen, die das Thema zunächst inhaltlich unter die Lupe nehmen, bevor sich ein Ausstellungsobjekt daraus ergibt. Dazu wurden neben der Betrachtung von Veranstaltungen, Clubs oder Werten auch Szeneakteure mit einbezogen.
Sebastian (BerlinSebastian), einer der beiden Künstler, hat sich mit dem Mittel der Fotografie dem Thema darstellend angenähert. Er hat sich beispielsweise gefragt, welche Anzahl an Jacken ein Garderobier am Abend so annimmt. Zur nächsten Fragestellung bräuchte es sogar eine Hochrechnung. „Wie viele Besucher hat Clubmanagerin Alex aus dem KitKatClub während ihrer 26 Jahre an der Tür schon reingelassen? Oder: „Wie lange bereitet sich ein DJ auf ihr/sein Set vor und wie bewerten all diese Menschen den Berliner Techno“ allgemein? Neben porträtierten zentralen Figuren der Berliner Szene wie Westbam und Dr. Motte werden auch Akteure gezeigt, die vielleicht sonst nicht ganz so oft zu Wort kommen.
Eine andere Herangehensweise hatte Thomas. Seine Gemälde bewegen sich zwischen Collage (Mixed Media) und Leinwand-Acryl. Sie interpretieren die Bedeutung von Techno in Berlin, historisch gesehen auf mit der deutschen Wiedervereinigung. Tiefere Ansätze wie die Frage, was Techno mit dem eigenen Ich und mit den Menschen in Summe macht, was die Grundidee hinter verschiedenen Clubs ist und wie Techno-Demos wie die Loveparade bzw. ihr Nachfolger, die Rave The Planet Parade, historisch einordbar sind, versuchen die Ausmaße mehrerer Jahrzehnte einer lokalen Technokultur zu verstehen oder auch erst mal festzuhalten, die schon längst global als Sehnsuchtsort gilt.
Austragungsort ist das Bekleidungsgeschäft The Code, das sich auf der gegenüberliegenden Seite vom KitKatClub befindet. Es handelt sich um einen sexpositiven Mode-Store für Fetisch- und kinky Kleidung sowie Club-Wear, der den Kunden bzw. Besuchern einen Safe Space bieten möchte.
Die Vernissage von „Berlin Techno“ eröffnet die Ausstellung am Freitag, den 4. Oktober 2024 von 19 bis 22 Uhr. Die Finissage findet am Mittwoch, den 9. Oktober 2024, zur selben Uhrzeit statt. Sowohl zur Vernissage als auch zur Finissage spielen jeweils DJs aus Berlin. Zur Eröffnung sind das Sika Akis und Yuliana, zum Closing Max Muth. Weitere besondere Aktionen befinden sich in Planung. Das Beste zum Schluss: Der Eintritt ist kostenlos.
„Berlin Techno“ findet vom 4. bis zum 9. Oktober 2024 im The Code in Berlin statt. Die Ausstellung ist als Programmpunkt des Tag der Clubkultur in Berlin gelistet, der vom 3. bis zum 10. Oktober 2024 geht.
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