
In Berlin-Kreuzberg haben Anwohner der Wiener Straße genug: Direkt am Görlitzer Park errichten sie aus Holzresten und Ästen eigene Barrieren, um Drogensüchtige fernzuhalten.
Seit Jahren sitzen dort Konsumenten auf den Blumenrabatten, rauchen Crack, injizieren Heroin oder Fentanyl – und hinterlassen Spritzen sowie Müll. Besonders abends meiden viele Bewohner den Bereich aus Angst.
Eine 38-Jährige lebt seit 14 Jahren dort und schildert gegenüber dem Tagesspiegel: „Da sitzen regelmäßig große Männergruppen und konsumieren. Ich bin hier nur noch mit Pfefferspray unterwegs. Niemand hilft uns – also machen wir es jetzt selbst.“
Gemeinsam mit Nachbarn baut sie einen „natürlichen Zaun“ um drei Beete vor den Häusern. „Dafür haben wir Fördermittel beim FEIN-Programm beantragt und rund 1300 Euro bekommen“, sagt sie. Ziel sei, den öffentlichen Konsum zu verhindern und wieder ruhig leben zu können.
Auch ein 65-jähriger Nachbar sieht keinen anderen Weg: „Egal ob Ordnungsamt oder Bezirk – keiner fühlt sich zuständig. Jetzt kümmern wir uns eben selbst. Es ist traurig, aber notwendig.“
Unterstützung kommt von weiteren Anwohnern, die das Projekt in dieser Woche fertigstellen wollen. Sie hoffen, dass die Barriere mehr Sicherheit und Ruhe bringt – ein „Zaun der Verzweiflung“, wie einige ihn nennen.
Politische Rückendeckung gibt es von CDU-Bezirksverordneter Marita Fabeck: „Die Leute leben im Ausnahmezustand. Frauen trauen sich abends nicht mehr raus. Kinder müssen an Spritzen vorbei – und der Bezirk schaut einfach weg.“
Sie bezeichnet die Aktion als „Armutszeugnis für den Bezirk“ und kritisiert: „Dass Bürger ihre Zäune selbst bauen müssen, zeigt, wie sehr sie im Stich gelassen werden.“ Laut Berliner Senatsverwaltung für Inneres bleibt der Görlitzer Park einer der zentralen Drogen-Hotspots der Hauptstadt.
Zwischen Januar und Ende Juli 2025 registrierte die Polizei dort 588 Straftaten, darunter 169 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und 95 gegen das Aufenthaltsgesetz. 2024 waren es noch 1.211, im Jahr zuvor 1.675 Delikte – ein leichter Rückgang, aber weiterhin hohes Niveau.
Etwa drei Viertel aller Taten geschehen tagsüber, meist im Zusammenhang mit Drogenhandel. Schwere Gewaltdelikte und Sexualstraftaten sind seltener, dennoch gilt der Park laut Polizei weiterhin als einer von sieben kriminalitätsbelasteten Orten Berlins – und als einer der größten Drogenumschlagplätze der Stadt.
Quelle: BILD
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