Mit dem Mixon 8 Pro hat der Münsteraner Hersteller Reloop jüngst ein neues Flaggschiff im Bereich der hybriden DJ-Controller vorgestellt. Hybrid meint, dass er als Software-Steuerzentrale konzipiert ist, an die jedoch zusätzlich vier externe Zuspieler angeschlossen werden können. Als Besonderheit richtet sich der Mixon-4-Nachfolger zudem nicht nur an professionelle Anwender von Serato DJ Pro, sondern ebenso explizit an die vielen Nutzer*innen von Algoriddm Djay. Letzteres erlaubt in der Pro-AI-Version erstmals sowohl DVS über mobile Endgeräte als auch die KI-gestützte Track-Separation und Bearbeitung der drei Einzelspuren in Echtzeit.
Rock solid und Platz ohne Ende
Ein Kompliment muss man den Mixon-8-Pro-Entwickler*innen für das Layout seiner Unit machen. Die 65,7 x 6,8 x 39,1 cm messende und 5,7 kg wiegende Scholle ist in Größe und Gewicht noch sehr gut für den mobilen Einsatz geeignet. Gleichzeitig wurden die Bedienelemente so angeordnet, dass sie den Raum optimal ausnutzen und dem Nutzer einen riesigen Aktionsspielraum gewähren. Neben den weiten Abständen und der insgesamt hervorragenden Verarbeitung fällt zudem die Größe der Bedienelemente sofort positiv auf: Potis, Buttons, Performance Pads – hier ist alles XXL. Wie schon beim Mixon 4 wurden die Pitchfader jeweils an der oberen linken und rechten Geräteflanke untergebracht – jetzt allerdings in voller, hochauflösender 100-mm-Länge. Die Anschlusssektionen des Controllers lassen ebenfalls keine Wünsche offen. An der Vorderseite befinden sich ein Mikrofonanschluss (6,3 mm Klinke), ein Kopfhöreranschluss wahlweise in 6,3-mm- oder 3,5-mm-Klinke sowie ein Poti zur Einstellung der Crossfader-Kurve. Die Rückseite weist XLR- und Cinch-Ausgänge für das Master- und Cinch für das Booth-Signal auf. Eingangsseitig lässt sich auf jeden der insgesamt vier Mixerkanäle ein externer Zuspieler legen. Auf die Kanäle 1 und 2 sind das ein Line- oder Phono-Signalgeber (rückseitig umschaltbar), auf die Kanäle 3 und 4 jeweils ein Line-Gerät. Der 4-Kanalmixer lässt sich also standalone nutzen, auch ist die vollständige DVS-Unterstützung mittels codierter Vinyls gesichert. Um Rechner anzuschließen, sind zwei USB-Anschlüsse vorhanden, was natürlich auf ein internes Dual-Audiointerface schließen lässt und nahtlose DJ-Übergaben sowie Back2Back-Sets ermöglicht.
Joyful Jogwheel
Vorbildlich geraten sind die beiden neu entwickelten 149-mm-Jogwheels. Die oberseitig metallisierten Platter lassen sich nicht nur absolut wackelfrei sämig führen, sondern besitzen jetzt auch On-Jog-Displays. Dort hat man zum einen wichtige Informationen wie die Songdauer, das BPM-Tempo oder den Pitch-Wert direkt im Blick. Zum anderen werden am Displayrand in einem LED-Kranz die Restlaufzeit und Nadelposition visualisiert. Einen Slip- und Vinyl-Mode inklusive Reverse-Play bringen die Decks ebenfalls wieder mit. Weiterhin übersichtlich angeordnet sind Buttons für Key-Sync, Pitch-Range und das Setzen von Loops, die in der Länge automatisch verdoppelt oder halbiert werden können. Über Shift und einen Encoder lassen sich Loops zudem manuell anpassen. Highlights unter den Kreativfunktionen sind zweifellos die acht riesigen RGB-Performance-Pads pro Deck. Die 3 x 3 cm großen Kissen arbeiten anschlagdynamisch, sodass z.B. Samples gefühlvoll in unterschiedlichen Lautstärkeakzentuierungen abgefeuert werden können. Als zuweisbare Modi kann man sich auf zwei Ebenen für Hot Cue, Loop Roll, Saved Loop und Sampler sowie Pitch Play, Saved Flip, Slicer und Scratch Bank entscheiden. Ergänzend lassen sich die Pads für Effekte und die Stem-Separation (bei Algoriddm KI-automatisiert DJ Neural Mix genannt) nutzen. Über zwei „Param“-Buttons gelangt man schließlich noch in die Einstellungen für die RGB-Modi.
EQ-Separation und FX-Toggling
Kommen wir zur Mixereinheit. An der hinteren Geräteoberfläche hat Reloop sinnvollerweise wieder einen gummierten Schlitz eingeführt, der als Docking-Slot für ein iPhone oder iPad Pro (oder jedes andere mobile Endgerät bis 12,9“) dient. Als erster Controller überhaupt bringt der Mixon 8 Pro eine USB-C-Geräteunterstützung mit, sodass Apple-iPads und MacBooks der neuesten Generation direkt eingebunden werden können. Das USB-C lässt sich rückseitig über einen Switch alternativ zum zweiten USB-B-Port aktivieren. Sehr cool: Die 3-Band-EQs in den vier Mixerkanälen wurden funktional so erweitert, dass sich auch darüber ebenfalls die drei Neural-Mix-insolierten Instrumente in Algoriddm Djay isolieren lassen. Am augenfälligsten sind aber wohl die neuen Effekt-Toggles unterhalb der Filter-Potis pro Kanalzug. Sie erlauben in bekannter Flip-Manier das dauerhafte oder blitzartige Einblenden des eingestellten Software-Effekts. Die Belegung der FX-Slots und Bearbeitung der Effekte erfolgt wie beim Mixon 4 sehr komfortabel über die vier Buttons und Drehregler jeweils oberhalb der Joghwheels.
Yesss!
Respekt, da haben die Münsteraner ein sowohl stabiles und attraktives wie auch hochfunktionales Tool rausgehauen, das die Bezeichnung Pro wirklich verdient hat. Auf ihre Kosten kommen werden nicht nur Serato-DJ-, sondern vor allem Algoriddm-Djay-Nutzer*innen; letztere Gruppe wird ja mit spezialisierten Highclass-Tools nicht gerade verwöhnt. Hier spielt Reloop ganz grundsätzlich eine herausragende Rolle. Die A-Djay-Neural-Mix-Separation trennt die Klänge zwar etwas unsauberer, als es bei Serato DJ der Fall ist – aber das wird sich mit jedem neuen Software-Update ändern. Dafür kostet die DJ-Applikation nur einen Bruchteil von Serato. Die bislang nur für Apple-Gerätenutzer verfügbare Neural-Mix-Separation ist übrigens jetzt auch für Windows verfügbar. Für den Mixon 8 Pro verlangen die Münsteraner allerdings immerhin 1.245 Euro. Wer zudem die vorhandene Möglichkeit des Streamings von Tidal, Soundcloud, Beatport Link oder Beatsource Link verwenden möchte, muss dort ein gesondertes Abo entweder bereits besitzen oder abschließen.
Aus dem FAZEmag 141/11.2023
www.reloop.com/reloop-mixon-8-pro