Nicht willkommen: Berliner Szene zerreißt Club von Tesla im Netz

In der Gigafactory von Tesla bei Berlin wird nicht nur an E-Autos geschraubt – neuerdings wird dort auch getanzt. Zumindest theoretisch.

Denn die Berliner Technoszene reagiert auf den neuen Firmenclub „Hamster“ eher mit Spott als mit Vorfreude. Die Ankündigung des Clubs stammt vom Fabrikmanager André Thierig, der via LinkedIn und später auch auf X verkündete: „Hamster ist jetzt lebendig.“

Mitten in einer Stadt, die für ihre einzigartige und widerständig-alternative Technokultur bekannt ist, stößt diese Aktion vielen sauer auf. Denn gerade die Berliner Clubszene lebt von Authentizität, Subkultur und Ablehnung kommerzieller Vereinnahmung.

Dass ein Unternehmen wie Tesla nun ausgerechnet in Berlin einen eigenen Club eröffnet, wirkt auf viele wie ein ungeschickter PR-Gag – und nicht wie ein echter Beitrag zur Clubkultur. Besonders in den sozialen Netzwerken häufen sich kritische Reaktionen.

Das beliebte Berliner Meme-Konto „Berlinclubmemes“ veröffentlichte satirische Beiträge zur Cluberöffnung. Ein Kommentar des Künstlers Adam Ghebremichael bringt den Ton auf den Punkt: „Wenn der erste Ort, an dem du einen Club ankündigst, LinkedIn ist, dann ist es definitiv kein Club, den man besuchen möchte.“

Und auch der Kommentar „Berlin Horror-Story Staffel 1“ zeigt: Der Club ist alles – nur nicht willkommen. Selbst internationale Stimmen äußerten sich amüsiert bis skeptisch. Der Technokünstler Truncate aus Los Angeles fragte sarkastisch:

„Wer wird der erste ‚Berlin Techno‘ DJ sein, den sie buchen?“ Und ein anderer Kommentar nannte „Hamster“ gar einen Club, „von dem man sich freuen würde, abgewiesen zu werden.“ Die Anspielung auf Berghain ist dabei kein Zufall – erinnert sich doch die Netzgemeinde an das Gerücht, Elon Musk sei dort einst abgewiesen worden, was er später dementierte.

Dabei war die Idee eines Tesla-Clubs kein spontaner Einfall. Schon 2020, lange vor Fertigstellung der Berliner Fabrik, träumte Elon Musk öffentlich davon, unter der Gigafactory eine „mega Rave-Höhle“ zu bauen.

Dass dieser Traum nun Wirklichkeit geworden ist – zumindest in Form von „Hamster“ – dürfte allerdings weniger mit Subkultur als mit Imagepflege zu tun haben. Denn Tesla steht derzeit an mehreren Fronten unter Druck.

In Deutschland stößt die geplante Expansion der Berlin-Brandenburg Gigafactory auf massiven Widerstand. Anwohner und Klimaaktivisten befürchten vor allem negative Auswirkungen auf das Grundwasser.

Obwohl ein Anwohner-Referendum den Plänen widersprach, segnete ein lokaler Rat das Projekt im Mai dennoch ab. Auch international läuft es nicht rund. In Schweden befinden sich Tesla-Mechaniker seit Oktober im Streik – es ist der längste Arbeitskampf des Landes seit den 1940er Jahren.

Die Arbeiter werfen Tesla gewerkschaftsfeindliches Verhalten vor. Das Unternehmen weigert sich bislang, sich auf Tarifverhandlungen einzulassen – was in Schweden und Deutschland als gängige Praxis gilt.

Der Konflikt hat eine Welle der Solidarität ausgelöst: Weitere schwedische Gewerkschaften sowie Organisationen aus Dänemark und Deutschland, darunter IG Metall, unterstützten die Streikenden. Berichten zufolge haben sich über tausend Tesla-Beschäftigte in Deutschland zu möglichen Arbeitskampfmaßnahmen bereiterklärt.

Darüber hinaus machen deutsche Medien wie RTL und Stern auf Sicherheitsprobleme in der Gigafactory aufmerksam. Es soll zu täglichen Unfällen kommen, teils mit schweren Verletzungen.

Tesla hat sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert. All das wirft ein fragwürdiges Licht auf die Motivation hinter der Cluberöffnung. Ob „Hamster“ also wirklich ein Raum für Techno, Tanz und Zusammenkunft wird – oder lediglich ein Ablenkungsmanöver inmitten wachsender Kritik – bleibt abzuwarten.

Quelle: Inside Reeperbahn

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