Unbekannter erfindet Detroit-Ikonen & verkauft KI-Tracks auf Bandcamp

Ein mysteriöser YouTube-Nutzer namens @Tobfunka sorgt derzeit für Aufsehen in der elektronischen Musikszene. Seit Dezember 2024 lädt er vermeintlich verlorene Tracks hoch, die angeblich von unbekannten Künstlern oder vergessenen Legenden stammen. Zuerst hatte DJ Lab darüber berichtet.

Ein Beispiel ist der Titel „[US Deep House, 2002] Otis Brown Jr. Feat. Chilly V. – You’ve say“. Doch weder ein Künstler namens Chilly V. noch eine solche Zusammenarbeit sind in den Musikdatenbanken auffindbar.

Besonders ins Auge fällt das Album „[Detroit Techno, 1994] Marcellus Young – Exit From Big D (Full Album)“. Laut @Tobfunka handelt es sich um das einzige Release eines „übersehenen Genies der dritten Generation der Detroit-Techno-Produzenten“, veröffentlicht 1994 in einer Auflage von nur 100 Exemplaren.

Doch die Musik weist Merkmale von KI-generierten Tracks auf: „Die Hi-Hats wirken schlierig und es ergeben sich immer wieder rhythmische Fehler sowie melodische und harmonische Ungereimtheiten“, bemerkt Kristoffer Cornils von DJ Lab.

Unter den Videos häufen sich die kritischen Kommentare. Ein Nutzer kommentiert: „Das sieht aus, als ob es von AI [sic] gemacht wurde“. Ein anderer fragt sarkastisch: „Gibt es ein Bild von ihm mit den Händen außerhalb der Taschen? Ich wollte nur etwas überprüfen…“, in Anspielung auf mögliche Ungereimtheiten im Cover-Artwork, die auf eine KI-Generierung hinweisen könnten.

Brisant wird die Situation durch den Verkauf dieser fragwürdigen Tracks über Bandcamp. Für 0,99 Euro bietet @Tobfunka das Album „Exit From Big D“ unter dem Label Tobias Records an. Dies wirft ethische Fragen auf, insbesondere wenn die Musik tatsächlich mittels KI generiert wurde und dabei Trainingsdaten realer Künstler verwendet wurden, ohne deren Zustimmung oder Beteiligung.

Die Flut solcher Tracks könnte legitimen Künstlern in Zukunft das Geschäft kaputt machen und die Kultur nachhaltig beeinflussen. Es bleibt abzuwarten, wie die Branche auf diese Entwicklungen reagieren wird und inwiefern sich Medienkompetenz in dieser Richtung mitentwickelt.

Quelle: DJ Lab

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