Andy Rigby-Jones hat viele der DJ-Mixer designt, die bis heute einen legendären Ruf genießen: Zu den bekanntesten zählen die Xone-Serie von Allen & Heath sowie die innovativen Play Differently-Modelle Model 1 und Model 1.4 – entstanden in Zusammenarbeit mit Richie Hawtin. So weit, so gut. Der wohl einzige DJ-Mixer-Designer auf dieser Welt, den auch außerhalb der Szene viele mit dieser Tätigkeit verbinden, hat 2014 im englischen Cornwall seine eigene Marke gegründet: Union Audio. Hier dreht sich für Rigby-Jones alles um maßgeschneiderte, hochqualitative DJ-Mixer. Es geht um das Optimum – in Handarbeit gefertigt, mit Fokus auf Klang und Design. Von 2014 bis 2022 stellte Union Audio primär Tools für andere Marken her, doch seit 2022 veröffentlicht man eigene Mixer – und sorgt seither für Aufsehen. Denn hier entstehen absolute Boutique-Liebhaberstücke.
Auf dem diesjährigen ADE geht es nun weiter für Andy Rigby-Jones: Am Freitag wird ein neuer Rotary-Mixer in einer Signature-Edition vorgestellt. Der spanische DJ und Vinyl-Wizard Pergo spielt darauf ein exklusives Set – zwischen seinen geliebten Technics-Plattenspielern auf dem four.valve. Wir sind durch seine ausschweifenden Vinyl-Sets bei Hör Berlin und seine Releases auf DREI-Vinyl ohnehin aufmerksam geworden – also höchste Zeit, ihn kurz vor der ADE in der Westergas zu erwischen und zu fragen: Macht es wirklich einen Unterschied, auf einem handgefertigten, analogen Mixer zu spielen – oder ist das alles nur Hype?

Moin Pergo, wie bereitest du dich auf die Show in Amsterdam vor?
Hello! Ich höre schon seit mehreren Wochen intensiv Musik für die Show und kaufe mir Vinyls. Vor allem stöbere ich auf Discogs und geh in Secondhand-Läden, um wirklich besondere und einzigartige Platten zu finden, die diesen besonderen Vibe des ADE transportieren.
War es auch dieser Lifestyle, der dich am Anfang daran fasziniert hat? Mit welchem Equipment hast du damals angefangen?
Ich wurde DJ, weil ich wirklich völlig besessen davon war, ständig und immer Vinyls zu kaufen. Ich war Stammkunde in einem bekannten Plattenladen in Madrid dem Ater Cosmo. Da war ich noch lange kein DJ. Irgendwann sah ich meine wachsende Sammlung und mein angeeignetes Wissen über all die Musiken an und fing einfach an, alles miteinander zu mixen. Ich hatte das Glück, direkt mit einem Technics MK7 und einem Allen & Heath Xone:23 zu starten – da war ich wirklich privilegiert.
Seit dieser Zeit ist deine Sammlung bestimmt nicht gerade kleiner geworden. Wie würdest du deinen Mix-Stil beschreiben, mit dem du seitdem Platten mixt?
Vielseitig – denke ich zumindest. Denn ich beschränke mich nicht darauf, nur Dinge zu suchen, die gleich klingen, und das dann „meinen Sound“ zu nennen. Ich mixe gerne House, Techno, Hardgroove, frühen Hard Techno, Trance aber auch viele vocallastige Tracks. Und vor allem: Sowohl neue als auch alte Vinyls.
Mit dieser Philosophie im Hintergrund: Hast du ein absolutes Vorbild, ein DJs DJ, wenn es ums Auflegen geht? Und wenn ja, warum?
Auch wenn wir musikalisch nicht den gleichen Stil teilen, ist Sven Väth eines meiner großen Vorbilder – wegen seines Engagements, Vinyl immer am Leben zu halten. Er hat alles erreicht, was man erreichen kann, aber du siehst ihn trotzdem immer mit Platten auflegen, statt den bequemeren Weg zu gehen. Und er reist wirklich viel.
Wie beeinflusst dein Equipment deine Art zu mixen?
Durch meinen Fokus aus Schallplatten fühl ich mich frei, viel zu improvisieren viel. Es fühlt sich gut an, meine Übergänge mit den bloßen Händen zu machen – ganz unmittelbar und haptisch.

Du legst großen Wert auf das Unmittelbare und Physische. Würdest du dann auch sagen, der Unterschied zwischen analogen und digitalen Mixern ist ähnlich wie zwischen CDJs und Vinyl?
Ich würde sagen, es gibt zwischen analogen und digitalen Mixern große Unterschiede im Klang und in der Präzision, mit der man arbeitet. Aber aus meiner Sicht könnte ich nie mit etwas anderem als Vinyl spielen. Der Unterschied bei den Mixern ist dann nicht gleich dramatisch für mich: In einem Club wäre es für mich kein Problem, mit einem analogen oder digitalen Mixer zu arbeiten.

In letzter Zeit bist du aber auf die Mixer von Union Audio aufmerksam geworden. Wie kam es dazu, dass du diese eher boutique Marke aus England so feierst?
Allein schon die Tatsache, dass dort alles von Hand gefertigt wird – und dass man weiß, wer jedes einzelne Detail bearbeitet hat – macht das Produkt sehr besonders. Sie legen Wert auf viele kleine Dinge, die andere vielleicht gar nicht bemerken würden – aber ich schon. In diesem Sinn denke ich, dass wir eine ähnliche Denkweise teilen.
Das ganze hat sich ja dann sogar so weit entwickelt, dass du auf der ADE am Freitag die Signature Edition des Union Audio four.valve.-Mixers präsentiert mit einem exklusiven Set. Wie fühlt es sich an, damit zu performen?
Er vermittelt dir das Gefühl, dass du wirklich zwei Songs miteinander mischst – nicht einfach nur einen Track in den nächsten überblendest. Das liegt vor allen an der präzise EQ-Sektion, die es erlaubt, die Tracks wirklich zu verschmelzen. Und auch der Filter klingt vollkommen natürlich und überhaupt nicht künstlich oder effektiert. Probier ihn aus und du wirst merken, dass alles genau so klingt, wie du und der Track es willst und nicht so, wie der Mixer es „vorgibt“, weil er künstlich klingt. Aber das Erste, was mir auffiel, war die Tiefe der Bässe, als ich ihn zum ersten Mal in meinem Studio eingeschaltet habe. Wenn du den Bass EQst, kannst du ihn richtig weit zurücknehmen, ohne dass der Track wie bei anderen Mixern einfach verschwindet. Jede Frequenz sitzt an ihrem Platz. Und natürlich ist auch die Ausgangsleistung beeindruckend.
Da du ja in vielen Genres unterwegs bist: Für welche Genres eignen sich Rotary-Mixer deiner Meinung nach besonders gut?
Bevor ich zum ersten Mal mit einem Rotary-Mixer gearbeitet habe, dachte ich, das sei eher etwas für ruhigere, langsamere Stile wie House. Aber nein – man kann damit auch schnellen, harten Techno spielen und dabei richtig Spaß haben. Wenn du schnelle Cuts willst, nutzt du den Crossfader; wenn nicht, kannst du mit dem Rotary-System sanfter arbeiten. Also denke ich: Jedes Genre funktioniert.

Wirst du in Zukunft öfter mit dem four.valve spielen?
Absolut ja! Ich hoffe, bald einen Club mit einer guten Booth zu finden, um dort eine richtig gute Vinyl-Party zu machen – mit dem Four.Valve zwischen meinen beiden Technics.
Zu guter Letzt: Was sind deine aktuellen Top-3-Tracks?
01 Robert Cosmic – Siempre en chandal (Gente Seria Viste Chandal)
02 Maxx Rossi – I Can Forget You (Modular Soul)
03 Gary Beck – Fright from the Hand (BEK Audio)
Alles zum Union Audio X Technics Event findet ihr hier: www.instagram.com/p/DPlm_t0CqDL/?utm_source=ig_web_copy_link
Alles zu Pergo findet ihr hier: www.instagram.com/pergo.dj