
Nach den umstrittenen Wahlen in Georgien hat die Regierungspartei „Nationalkonservative Partei Georgischer Traum“ des Milliardärs Bidsina Iwanischwili ihren Sieg verkündet. Auch die Raver-Szene im Land ist erschüttert.
Lazare Grigoriadis erlangte 2023 nationale Bekanntheit, als er bei den Protesten gegen ein russisch beeinflusstes Gesetz festgenommen wurde. Ihm wurde vorgeworfen, einen Molotowcocktail auf ein Polizeifahrzeug geworfen zu haben. Eine Anklage, die er immer bestritt.
Grigoriadis verbrachte ein Jahr im Gefängnis, bevor ihn die Präsidentin begnadigte. Während seiner Haftzeit wurde er zu einem Symbol des Widerstands gegen russischen Einfluss. Graffitis mit seinen markanten Augen und Wimperntattoos, inspiriert von der Serie „Attack on Titan“, schmücken seitdem die Stadt.
Die Techno-Szene Georgiens ist eng mit dem politischen Kampf verbunden. Der Spruch „We dance together, we fight together“ stammt von den Protesten im Jahr 2018, als der Club Bassiani von der Polizei gestürmt wurde. Diese Erlebnisse prägten Grigoriadis, der sich damals politisierte und Teil der Bewegung wurde.
Das Left Bank, das 2020 eröffnet wurde, unterscheidet sich vom Bassiani. Während Letzteres oft Touristen anzieht, versteht sich das Left Bank als Community-Zentrum für die Einheimischen. Hier gibt es nicht nur Dancefloors, sondern auch Räume für den künstlerischen und politischen Austausch.
DJ Nika Khotcholava, Resident im Left Bank, beschreibt den Club als einzigartig. Neben Techno-Partys finden hier auch Live-Konzerte, Hip-Hop-Events und experimentelle Musikabende statt. Regelmäßig werden zudem Filme gezeigt, die politische Themen wie die Machenschaften des Oligarchen Bidzina Ivanishvili beleuchten.
Ivanishvili, ein einflussreicher Oligarch und Unterstützer der Regierungspartei, ist eine umstrittene Figur. Er gilt als Putins Freund und prägt die konservative Politik Georgiens. Die Club-Community lehnt ihn und seine russlandfreundlichen Positionen vehement ab.
Die Techno-Community ist von den Wahlergebnissen schockiert. Viele hofften, dass Georgien sich weiter von Russland entfernt und eine Zukunft in der EU sichert. Doch nun herrscht Angst vor der politischen Entwicklung und den Folgen, die auch die Clubkultur treffen könnten.
Im Sommer 2024 verabschiedete die georgische Regierung ein Anti-LGBT-Gesetz nach russischem Vorbild. Solche Gesetze ermöglichen in Russland wiederholte Club-Razzien. DJs wie Khotcholava befürchten Ähnliches auch in Georgien.
Etwa eine schrittweise Schließung der Clubs. Auch Grigoriadis fürchtet die Zukunft. „Unsere Community, unsere Bubble, würde ihr zweites Zuhause verlieren, und wir haben gerade erst unsere Stimme verloren“, so Grigoriadis gegenüber taz.
Quelle: taz
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