AIAIAI TMA-2 STUDIO WIRELESS+ – Völlig losgelöst

 

Jordi Cervera | www.jordicervera.com

Wer kennt es nicht: Man befindet sich beim Produzieren inmitten eines kreativen Schubs und möchte mal eben rüber zum Outboard-Gear, um mit dem Synthesizer den gerade laufenden Loop zu ergänzen, und setzt seine Kopfhörer auf, da man sich aus dem Sweet Spot bewegt. Dann Ernüchterung: Das Kopfhörerkabel ist zu kurz und man findet nicht mehr rein, weil auf die Monitorboxen umgeschaltet werden muss und der Workflow gestört wird. Ach, wie schön und praktisch es doch wäre, sich mit seinen Kopfhörern völlig losgelöst im Studio bewegen zu können. AIAIAI hat sich diesem Problem nun gewidmet und ebnet mit dem neuen „TMA-2 Studio Wireless+“ den Weg in eine kabellose Zukunft. Unter dem Motto „Freedom To Create“ stellt der dänische Audiohersteller den weltweit ersten kabellosen Studiokopfhörer vor, der in Zusammenarbeit mit Richie Hawtin entwickelt wurde.

Modular und Nachhaltig

Für diejenigen, denen AIAIAIs Alleinstellungsmerkmal nicht geläufig ist: Die Kopfhörer werden in Einzelteilen geliefert und müssen zusammengebaut bzw. -gesteckt werden. Mit diesem modularen Konzept setzen die Dänen auf Nachhaltigkeit für Umwelt und User. Falls also mal etwas kaputtgehen sollte, kann man sich einfach den entsprechenden Part, seien es beispielsweise Kabel oder Headband, separat nachkaufen. Das Zusammenbauen der Komponenten gestaltet sich als sehr simpel und geschieht innerhalb von Minuten. Vor mir liegt die Studio-Konfiguration mit den präzisen S05-Speakern und den Alcantara-Earpads. Im Lieferumfang enthalten sind das Bluetooth-5.0- fähige Headband und der X01-Transmitter, der Latenz- sowie verlustfreie Audioübertragung ermöglicht. Zusätzlich gibt es noch eine Kopfhörertasche und ein 1,5 Meter langes Spiralkabel für den konventionellen Gebrauch. Vor der Inbetriebnahme ist laut Hersteller ein Burn-in von 24 Stunden empfohlen, den ich natürlich durchgeführt habe. Kopfbügel und Transmitter habe ich vor dem Test bequem über USB vollgeladen.

Praxistest

Nach Synchronisierung von Headband und Transmitter konnte es losgehen: Schalter am Bügel fix auf weiß gestellt, sodass Audio über den Transmitter gesendet wird, der mit der von AIAIAI entwickelten „W+ Link“-Technologie arbeitet. Das handliche Stück habe ich dann einfach in die 6,3-Millimeter-Buchse meines Interfaces gesteckt, und voilà: Musik erklingt. Während meines Tests sind mir keinerlei negative klangliche Aspekte aufgefallen. Ehrlich, druckvoll und genau, so wie ich den regulären „TMA-2 Studio“ in Erinnerung habe, sendet mir der Wireless-Transmitter qualitativ exakt das auf die Ohren, was ich sonst von AIAIAI gewohnt bin. Für mich ist das alles Neuland, da ich im Studio an kabelgebundene Kopfhörer gewöhnt bin. Jetzt endlich mal die frisch produzierte Idee aus meiner DAW hören zu können, während ich in der Küche nebenan bin und mir einen Kaffee zubereite – beeindruckend. Bis zu zwölf Meter sind drin, was jenen zugute kommt, denen großzügigere Studio-Räumlichkeiten zu Verfügung stehen – und das bei einer Latenz von nur 16 Millisekunden, was das Einspielen von Live-Performances mit nahezu nichtspürbarer Verzögerung ermöglicht. Auch vom Tragekomfort bin ich überrascht, denn die wertigen Alcantara-Polster sind für mich nochmal ein Stück angenehmer als die Kunstleder-Pads. Der Transmitter-Akku scheint ein Dauerläufer zu sein, selbst nach über zwölf Stunden Wiedergabezeit war noch Saft vorhanden (der Transmitter hat vier LEDs, die den Akkuzustand visualisieren). Nach dem gelungenen Test im Studio habe ich die Kopfhörer nun ohne den Transmitter, also via Bluetooth, mit meinem Handy gekoppelt. Dazu einmal am Headband den Schalter auf blau umgelegt. Hier war ich doch erstaunt, wie viel Leistung die 32-Ohm-Treiber über Bluetooth rausgeben. Einbußen im Klang? Für mich nur bedingt bis gar nicht hörbar. Fünf Tage täglicher Nutzung waren vergangen und der Akku wollte immer noch – 80+ Stunden Wiedergabezeit sind schon was Feines. Abstriche beim Betrieb über Bluetooth macht man bei der Latenz, diese ist beim Produzieren deutlicher spürbar.

Fazit

Ein klares „Ja!“ von mir für diese Innovation. Klanglich, ergonomisch und optisch herausragend. Es ist eine Wohltat, nicht mehr ans Pult gefesselt zu sein, sondern die volle Bewegungsfreiheit beim Mixen, Musizieren und Produzieren zu haben und sich seine Räume vollkommen neu erschließen zu können.

TMA-2 Studio Wireless+ Facts:

• 16 ms Latenz über W+Link
• W+ Link: 16 Stunden Akkulaufzeit, 12 m Reichweite
• Bluetooth 5.0: +80 Stunden Akkulaufzeit, 10 m Reichweite
• Ladezeit: 2 Stunden

Aus dem FAZEmag 119/01.22
Text: Niklas Fust
www.aiaiai.audio