AKKI – Weitaus mehr als Techno

Foto: Silas Grieß

Nach Veröffentlichungen auf Autektone Records, Legend, Terminal M, Codex und Co. hat der Wahl-Frankfurter deutlich gemacht, dass er zu Recht den Status des derzeitigen Techno-Shooting-Stars aus dem Rhein-Main-Gebiet trägt. In München geboren zog es ihn mit 18 Jahren in die Mainmetropole, wo er zeitgleich seine Karriere lancierte. Einer seiner Förderer ist Pappenheimer, der schon früh begann, seine Tracks zu spielen und den Kontakt zu seiner Agentur herstellte, der AKKI nun angehört. Stilistisch lässt er sich dabei nur schwer kategorisieren, vermischt er doch nicht selten zahlreiche Genres wie Melodic, Techno und sogar Drum & Bass. Anfang Juni debütierte er mit „Move Your Body“ auf dem renommierten Label 1605 von Umek. Dort ist später im Jahr bereits eine eigene EP geplant. Am 29. Juli ist mit „Inside My Head“ eine weitere Single auf Legend erschienen. Bis dahin stehen für AKKI zahlreiche Festivalshows, darunter bei NATURE ONE sowie SonneMondSterne, an. In diesem Monat mixt er den offiziellen FAZEmag-Download-Mix.

Du bist in München geboren und aufgewachsen – wie sehr hat dich die Region geprägt?

Um ehrlich zu sein, hat mich München nicht sonderlich geprägt, da ich in meiner Jugend oft umziehen musste und keine wirkliche Bindung zu der Stadt und den Menschen dort aufbauen konnte. Ich habe trotzdem viele schöne Erinnerungen an die Region, gerade das Landschaftliche um München herum und die vielen Seen haben mir immer gut gefallen. Außerdem bin ich mit 18 Jahren dann nach Frankfurt gezogen.

Wie bist du zur Musik gekommen und was hat dich dabei maßgeblich beeinflusst?

Meine Mutter war in den 90er-Jahren Geschäftsführerin eines Techno-Clubs in Frankfurt, ich bin also sozusagen mit dieser Musik aufgewachsen. Nach meinem Umzug habe ich die Frankfurter Clubkultur dann zum ersten Mal kennengelernt. Sie hat mich direkt in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Ich habe von Anfang an einfach eine ganz besondere Anziehungskraft und eine enorme Vielfalt in dieser Musik gespürt, die ich unbedingt auch in meinen Produktionen zum Ausdruck bringen möchte.

Mit 18 bist du zeitgleich selbst musikalisch aktiv geworden. Wann und wie entstand die Idee dazu?

Ich wusste schon sehr früh, dass ich etwas Kreatives machen wollte. Als ich zwölf war, bat ich meine Mutter um ein kleines Mischpult und begann, Musik zu machen. Von da an nahm alles seinen Lauf und mit 18 beschloss ich, alles auf eine Karte zu setzen und ein Musikstudium in Frankfurt zu beginnen, weil ich lernen wollte, meine eigene Musik zu produzieren. Außerdem wollte ich einfach die Technik hinter den Produktionen verstehen, aber vor allem erlernen. Da meine Mutter hier einen Club betrieb, verdanke ich ihr und Frankfurt in gewisser Weise meine Leidenschaft für Techno-Musik. Frankfurt und Techno – das gehört einfach zusammen, und ich wusste genau, dass ich hier eines Tages leben wollte. In meinen Augen hat man hier genau die richtigen Möglichkeiten, wenn es um elektronische Musik geht.

Wie können wir uns einen normalen Tag in deinem Leben vorstellen?

Die meisten Tage unter der Woche laufen relativ ähnlich ab: Aufstehen, Frühstück, Kaffee. Dann gehe ich in der Regel ins Fitnessstudio, und wenn ich nach Hause komme, setze ich mich für ein paar Stunden an die Musik. Danach fahre ich meist mit dem Fahrrad raus, um den Kopf freizubekommen und Inspiration zu sammeln. Abends setze ich mich dann meist wieder an meine Produktionen und je nachdem, wie gut es läuft, sitze ich dann noch ein paar Stunden oder manchmal bis früh morgens dran. Ich verbringe sehr viel Zeit im Studio, Musik ist einfach meine Leidenschaft.

Wie würdest du deinen Sound selbst beschreiben?

Für mich ist es wichtig, eine Kombination aus emotionalen Melodien oder Gesang und treibenden Rhythmen zu schaffen. Für mich kann man das eine nicht ohne das andere haben. Ich mag es, die Sounds verschiedener Genres zu mischen, weil ich keine Grenzen darin sehe und gerne experimentiere. Manchmal verwende ich Drum-&-Bass-Sounds oder -Rhythmen und kombiniere sie z.B. mit einem Hip-Hop-Gesang und unterlege das Ganze mit dunklen, technoiden Drums.

Du hast mittlerweile eine beeindruckende Diskografie mit namenhaften Labels aufgebaut. Wie würdest du die Zeit seit deinem ersten Release rekapitulieren?

Ja, es war eine sehr spannende und ereignisreiche Reise bis zu diesem Punkt. Natürlich bin ich sehr glücklich, dass ich auf so großen Labels veröffentlichen kann und durfte. Die Unterstützung einiger großer Künstler*innen zu bekommen, ist einfach ein extrem gutes Gefühl. Besonders Tracks wie „New World“ mit T78 auf Autektone Records oder auch „Dark Places“ mit den Cosmic Boys sind mir sehr in Erinnerung geblieben.

Wie können wir uns deinen Workflow im Studio vorstellen? Was inspiriert dich, wie befreist du dich z. B. aus weniger kreativen Phasen?

Wie ich bereits erwähnt habe, bin ich gerne draußen in der Natur, um den Kopf frei zu bekommen und mich inspirieren zu lassen. Aber es passiert auch oft in untypischen Momenten wie beim Fernsehen oder beim Sport, wo mir die Idee für eine Melodie oder die Lösung für ein Problem bei einem Track kommt. Ich würde sagen, dass man nie ganz abschalten kann, weil der Kopf immer auf der Suche nach neuen Inspirationen oder Ideen ist.

Was sind deine Favoriten in Sachen Soft- und Hardware?

Ich habe immer mit Ableton gearbeitet und kann es daher nur empfehlen. Aber wenn es um Plug-ins geht, bin ich ein großer Fan von Serum und Decapitator. Ich verwende beide Plug-ins in all meinen Tracks. Serum ist ein Synthesizer-Plug-in, um die einzelnen Sounds zu erzeugen und Decapitator ist ein Kompressor-Plug-in, um meine Drums oder Synths nachträglich zu bearbeiten. Was die Hardware angeht, benutze ich von Anfang an KRK Rokit 8 Desktop-Monitore und dank der Empfehlung der schottischen Produzentin Mha Iri benutze ich Audio-Technica-ath-m50x-Studio-Kopfhörer.

Anfang Juni hast du dein Debüt bei 1605 gefeiert, dem Label von UMEK. Wie entstand der Kontakt?

Als ich hörte, dass UMEK auch bei meinem Co-Management MGNFY unter Vertrag war, wollte ich meine Chance nutzen und bat meinen Manager, ihm zwei meiner Tracks zu schicken. Nach kurzer Zeit bekamen wir die Rückmeldung, dass er von den Tracks begeistert war, und kurz darauf konnte ich zum ersten Mal persönlich mit ihm sprechen. Was ich an der Zusammenarbeit mit ihm sehr schätze, ist, dass er sich die Zeit nimmt, gemeinsam die letzten Details eines Tracks auszuarbeiten und einem gleichzeitig Tipps für zukünftige Produktionen gibt. Mir ist es sehr wichtig, dass man Produktionen „abschließt“. Ich kenne es nur zu gut, dass man mehrere halbfertige Projekte auf dem Schreibtisch hat und sich darin ein wenig verliert. Aber erst wenn man sich wirklich mit seinen eigenen Produktionen im Detail auseinandersetzt und versucht, die Probleme zu beheben, macht man wirklich Fortschritte und lernt etwas, meiner Meinung nach.

Eine eigene EP auf 1605 ist bereits geplant, was kannst du uns dazu bereits verraten?

Es ist eine Ehre für mich, meine eigene EP auf einem so großartigen Label wie 1605 zu veröffentlichen, und ich freue mich wirklich auf den Moment, wenn ich sie mit der Welt teilen kann. Umek glaubt fest daran, dass man seinen eigenen Sound finden und ihm folgen sollte. Man kann nicht anderen Künstler*innen folgen oder versuchen, etwas zu kopieren, man muss seiner Inspiration freien Lauf lassen und das produzieren, was einem gefällt und womit man sich identifizieren kann. Und das ist genau das, was ich auf dieser EP getan habe.

Ende Juli ist deine Single „Inside My Head“ auf Legend erschienen. Erzähle uns mehr zu Idee, Inspiration und Umsetzung.

Das ist wohl einer der emotionalsten Tracks, die ich bisher produziert habe. Und es ist für mich immer ein Gänsehautmoment, wenn ich ihn live bei meinen Shows spiele. Die Idee für diesen Track begann mit einer Melodie, die mir in einem kleinen Hafen in der Nähe von Frankfurt eingefallen ist. Ich bin so schnell wie möglich nach Hause gefahren, um diese Melodie umzusetzen und habe dann nach und nach den Track um diese Melodie herum aufgebaut. Es war mir wichtig, die Emotionen, die ich beim Schreiben der Melodie hatte, einzufangen und sie mit anderen Elementen zu verstärken. Ich denke, der wichtigste Teil dieses Tracks ist, wenn die sehr tiefe und gleichzeitig warme Bassline mit der emotionalen Melodie zum ersten Mal zu hören ist und zum letzten Drop führt, um seine ganze Energie zu entladen.

Welche Vision hast du generell von dir als Künstler und welche Träume verfolgst du für die kommenden Monate und Jahre?

Meine Antwort klingt vielleicht etwas klischeehaft, aber mein Herzenswunsch ist es, meine Musik mit so vielen Menschen wie möglich zu teilen und die Emotionen, die ich beim Produzieren der Tracks hatte, weiterzugeben. Ich glaube, dass es Tracks für jede Lebenslage gibt, die dich motivieren oder dir helfen können, mit bestimmten Situationen im Leben fertig zu werden. Egal, ob man glücklich, traurig, enttäuscht oder frustriert ist.

In diesem Jahr spielst du deinen ersten „richtigen“ Festivalsommer. Wie ergeht es dir dabei?

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, seine Songs auf so großen Bühnen mit so vielen Menschen teilen zu können und ihre Reaktionen live zu erleben. Ich bin vor jedem Auftritt extrem aufgeregt, aber sobald ich die Freude in den Gesichtern der Leute sehe und wie sie auf die Songs reagieren, ist die Aufregung wie weggeblasen und dann ist es einfach ein berauschendes Gefühl.

Im August spielst du bei der NATURE ONE und nur eine Woche später beim SMS. Erzähle uns mehr zu beiden Bookings, die mit zu den legendärsten in Europa gehören.

Die Möglichkeit, auf der Nature One zu spielen, stand schon immer ganz oben auf meiner Wunschliste. Ich hatte mein Debüt vor der Pandemie und es ist immer noch eines meiner persönlichen Highlights. Dieses Jahr werde ich mit Felix Kröcher auf der We Are The Night Stage spielen und ich freue mich schon sehr darauf. Die Cosmic Boys, Artche, GNTN und Kaspar werden auch dabei sein. Ich freue mich sehr über das Booking beim SMS und kann es kaum erwarten, die tolle Location und die Energie des Festivals live zu erleben. So viele Leute haben mir gute Dinge über dieses Festival erzählt. Ich bin einfach sehr dankbar, dass ich solche Gigs spielen kann.

Welche Highlights stehen außerdem auf deiner Agenda für die kommenden Wochen? Einmal pro Jahr veröffentlichst du eine Art Herzensprojekt. Gestartet bist du 2019, in diesem Jahr lautet das Motto „You & Me“.

Das ist richtig, ja. Und genau das wird das kommende Highlight sein. In dem Track habe ich sehr viele Emotionen in einer schwierigen Lebenssituation verarbeitet. Damals hatte ich mich gerade von meiner Freundin getrennt und verließ eigentlich kaum noch das Haus.

Die Verarbeitung der damaligen Emotionen in diesem Track hat mir enorm geholfen, diese Zeit zu überstehen und weiter nach vorne zu schauen. Dieser Track ist, wie ich es immer gerne beschreibe, ein absolutes „Herzensprojekt“.

Aus dem FAZEmag 126/08.2022
Text: Triple P
Foto: Silas Grieß
www.instagram.com/akki.de