Album-Tipp – Kölsch – 1989 (Kompakt Records)

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Das Finale der autobiografischen Albumtrilogie. Nach „1977“, „1983“ kommt nun „1989“ und Rune Reilly Kölsch ist in seiner frühen Jugend angekommen. Eine Phase, die ihm sehr grau schien, bis er sich mit seinem Skateboard und seinem Walkman mehr und mehr freischwimmen konnte. Und so finden wir auch hier vier Tracks namens „Grau“ – alle Titel allerdings in verschiedenen Sprachen. Der Däne mit deutschen und irischen Wurzeln liefert uns hier wieder ein Album mit jeder Menge Dancefloor-Futter, das er allerdings sehr schön und gekonnt verknüpft, choreografiert und inszeniert. Es geht sehr ruhig los, mit dem Titeltrack als Intro, das Sprachaufnahmen von Opa Ludwig Kölsch beinhaltet. Es folgt die erste von drei Kollaborationen mit Labelkollege Gregor Schwellenbach („Serij“). Ein Verbindungstrack, kurz vor dem Tanz, der mit seinem 24-köpfigen Orchestereinsatz – überwiegend Streicher – sanft und organisch durch die Lüfte schwebt. Mit „Grå“ folgt dann einer der Hits des Albums, ein klassischer Kölsch mit Druck, Pathos, Hoffnung, Weite, zartschmelzenden Synthies und einem Break zum niederknien. Wie auf seinen Vorgängern gibt es auch auf „1989“ einen Track mit Vocals, es ist „In Bottles“ gesungen von Aurora Aksnes. Zauberhaft, fast elfenhaft, windet sich ihr Gesang durch den Kölschen Soundkosmos. „Grey“, „Grau“ und „Gris“ tragen eine ähnliche DNA wie „Grå“, heben sich aber durch ihre andersartige Schattierung ab und marschieren ebenfalls voller Pathos ins tiefe Clubgewölbe. „Khairo” und „Liath“, die beiden anderen Schwellenbach-Koproduktionen samt Orchester, lassen ihren Beat eindrucksvoll und warm von den Streichern tragen. Bleiben noch „14“, das ambientös-sanft, mit Piano und ruhigeren Beats die Zielgerade einläutet, und „Goodbye“, das ein kaum schöneres Finale bilden könnte. Verworrene Anfangsfäden verschmelzen sirenenartig, die Synthies brennen, der Horizont öffnet sich und die Bassdrum läuft in großen Schritten davon. Es gibt wenige Dancefloor-Produzenten, die ebendiesen Dancefloor auch gekonnt auf ein Album packen können, Kölsch jedoch gehört dazu, Chapeau! 10/10 Dieter Horny