AlphaTheta DDJ-FLX2 – Leichtes Spiel

Mit dem DDJ-FLX2 präsentiert AlphaTheta seinen ersten DJ-Controller für Einsteiger*innen unter dem neuen Label. Den vor fünf Jahren veröffentlichten Vorgänger DDJ-200 zierte noch das Pioneer-DJ-Logo, auf dessen Technik und Design die neue Ausgabe aufbaut.

Little Sweetheart
„Ach, wie süß,“ wird es wohl jedem entfahren, der das kleine Gerät aus dem Schutzkarton befreit. Insbesondere, wenn man sonst vor allem mit Profi-Tools bis hin zum Megaformat hantiert. Dank seines 1.200-Gramm-Leichtgewichts und seiner geringen Dimensionen von nur 38 x 48 x 21 cm lässt es sich mühelos mit einer Hand liften und zum Beispiel in einem Backpack oder einer Umhängetasche versenken. Denn gerade für mobile DJs, die bevorzugt mit leichtem Handgepäck reisen, ist ein solcher Bonsai ein Segen. Zum Lieferumfang gehören ein USB-C-Kabel und ein Quick-Start-Guide.
Als DJ-Software werden rekordbox, Serato DJ Lite sowie Algoriddim djay empfohlen. Sie können von den Hersteller-Pages gezogen oder, sofern man sich für eine mobile Variante entscheidet, im App-Store heruntergeladen werden. Mac und PC, iOs und Android – alles ist möglich. Für den Zuspieleranschluss befindet sich rückseitig der entsprechende USB-C-Port. Wer lieber kabellos arbeitet (oder aufgrund C-Port-Mangels muss), hat als Novum jetzt die Möglichkeit, die Datenverbindung über Bluetooth herzustellen. Natürlich inklusive einer vielfach höheren Latenz, die sich jedoch erst bei sehr schnellen Scratch-Manövern bemerkbar macht. Turntablisten dürfte AlphaTheta mit dem DDJ-FLX2 aber sowieso nicht im Visier haben.
Ein „süßes Herz“ trägt das Tool übrigens auch im Inneren. Hier wurde ein Audio-Interface mit moderner 24-Bit-Tiefe und 48-kHz-Auflösung implementiert, sodass eine saubere Audioqualität gewährleistet ist. Ein deutlicher Fortschritt zum Vorgänger, denn der sparte eine Soundkarte noch aus. Auf der linken Seite des Geräts befinden sich noch ein Miniklinke-Ausgang für den Kopfhörer und, im selbigen Format, ein separater Stereo-Output für den Anschluss eines Aktivboxen-Paars. Beide lassen sich dort über kleine Regler in der Lautstärke anpassen.

Kurz und gut
Der 2-Kanal-Controller ist im Layout so gestaltet, wie man es von einem Einsteigergerät unverändert erwartet: Außen befinden sich die identisch aufgebauten Playereinheiten mit Tempofadern jeweils an der rechten Flanke. Dem schließen sich acht quadratische Performance-Pads an, gefolgt von einer runden Start/Pause-Taste und einem Cue-Knopf am linken Rand. Im Handlungszentrum jedes Players steht natürlich das Jogwheel. Aufgrund des sehr begrenzten Gesamtformats zeigen sich diese mit 100 mm Durchmesser und die Performance-Pads mit 15 mm Kantenlänge deutlich verzwergt. Dennoch arbeiten sie absolut exakt und lassen sich ansprechend führen. Lediglich die Oberfläche der Jogs hätten die Entwickler*innen griffiger ausführen können. Grundsätzlich führen die Wheels bei Oberflächen-Moves Scratches aus und bei Außenringdrehungen geht’s an Pitch-Bending für die feine Beat-Anpassung. Nimmt man noch den vorhandenen Shift-Button hinzu, lässt sich zudem der schnelle Track-Suchlauf starten.

Den Mittelteil des Geräts bildet klassisch die Mixereinheit mit 3-Band-EQs und den Fader-Elementen. Bei Letzteren muss man ebenso Verkürzungen in Kauf nehmen: 40 mm weisen der Kanal- und Crossfader auf, 60 mm der Pitcher. Aber auch hier wird Miniaturisierung dank der technisch präzisen Umsetzung in keiner Weise zum Show-Stopper, zumal die Abstände zwischen den Bedienelementen hinreichend groß bemessen sind. Insgesamt hat AlphaTheta einen sehr akzeptablen Kompromiss zwischen kleinstmöglichem Format und ergonomischer Bedienbarkeit gefunden.

Effektiver denn zuvor
Zwischen den EQs und Fadern sind beim DDJ dann noch zusätzliche Funktionen untergebracht. Hier wurde im Vergleich zum Vorgänger ebenfalls aufgestockt. Zum einen lässt sich über die Master-Cue- und Headphones-Tasten 1 und 2 der Vorhörprozess über Kopfhörer realisieren. Zum anderen kann bei Hinzunahme der Shift-Taste ebenfalls ein Soundeffekt aktiviert und ausgewählt werden. Die Echtzeitsteuerung erfolgt über einen eigenen CFX-Poti als viertes Element in der EQ-Reglerreihe. Welcher Effekt bedient wird, hängt davon ab, für welche Software bzw. mobile App man sich entschieden hat. Direkt oberhalb des Crossfaders lässt sich per Smart-Fader-Button zusätzlich noch ein Fadereffekt zuschalten, dessen Typ ebenfalls in Abhängigkeit von der genutzten Software agiert. Wer gerade als wenig geübter DJ einen klanglichen Notausgang beim Übergang sucht, wird mit dieser Funktion glücklich werden. Pad-Effekte lassen sich in herkömmlicher Weise ebenfalls nutzen. Sie lassen sich logischerweise über einen der vier anwählbaren Modi innerhalb der Performance-Pad-Sektion abrufen und werden – wiederum je nach Software – auf die acht Leuchtquadrate verteilt. Als weitere Optionen können die Modi Hot Cue, Loop und Sampler eingesetzt werden, wobei die Beschriftungen allgemeine Preset-Vorschläge sind. Innerhalb der jeweiligen Software lassen sich bis zu einem gewissen Grad andere Einsatzmöglichkeiten definieren. Dazu zählt beispielsweise die angesagte Klangsplittung mittels Stemming.

Gut bedient
Ob die Tracks von einem lokalen Datenträger geladen oder über eine der einschlägigen Streamingplattformen eingefangen werden, ist dem DDJ-FLX2 einerlei. Er unterstützt Beatport-Streaming, Beatsource-Streaming, SoundCloud Go+/DJ und TIDAL. Wer Algoriddm djay nutzt, kann sogar auf Apple Music zugreifen. Was davon auf welche Weise eingesetzt werden kann, ist abermals eine Frage der präferierten Applikation und ggf. des abgeschlossenen Abonnements. So ist der süße AlphaTheta-Fratz ein Software-Diener der ursprünglichsten Art, ohne jeden Schnörkel, aber auf der technischen Höhe der Zeit. Unabhängig von einem mobilen Endgerät oder Laptop ergibt seine Existenz keinen Sinn. Das wird einem bewusst, wenn man einen Track aussuchen und laden möchte oder eine Pegelanzeige sucht. Denn weder sind ein Browser-Poti und Load-Buttons noch ein LED-Meter hardwareseitig vorhanden. Diesen Bonus gibt es erst ab Modell DDJ-FLX4, zwei Jahre alt und noch gebrandet mit Pioneer DJ. Der Blick und Tap auf einen Screen oder Griff zum Trackpad bleiben beim DDJ-FLX2 somit obligatorisch.
Dafür kostet er allerdings auch nur 189 Euro. Mehr moderne Features inklusive Audiointerface sind für den Preis auch kaum machbar.

Aus dem FAZEmag 155/01.2025
Web: www.alphatheta.com