ANDATA – Music, Fashion, Raves

Die ersten Fußstapfen in der Szene haben die Jungs von ANDATA vor nicht allzu langer Zeit hinterlassen. Dennoch erscheinen ihre Releases bereits auf überaus renommierten Labeln wie Senso Sounds, VOLTA, Set About, Arcane und Riot Recordings. Dadurch erlangen die Hamburger nicht nur national, sondern auch international positive Kritik. Neben ihrer musikalischen Synergie haben Dennis, Max und Andrew in den letzten zwei Jahren auch eine der erfolgreichsten Marken in der Techno-Szene aufgebaut –Customized Culture. Im Jahr 2022 arbeiteten sie mit renommierten Künstlern wie dem brasilianischen Techno-Maestro Victor Ruiz und der britischen Tech-House-Legende Solardo sowie wie mit Adam Beyers Drumcode-Label zusammen. Ihre Pieces werden mittlerweile international getragen, darunter auch von den erfolgreichsten Techno-Acts wie Pan-Pot, Charlie Sparks und Kevin de Vries. Mit ihren knallharten, rollenden Basslines und dunklen, energiegeladenen Vibes setzen sie dieser Tage regelmäßig Ausrufezeichen. Dies gelingt ihnen auch durch ihre eigenen Events, wo sie Künstler*innen wie Amelie Lens, I Hate Models und VTSS zu Gast haben. In diesem Monat liefern ANDATA den offiziellen FAZEmag-Download-Mix ab und standen uns Rede und Antwort.

Max und Dennis, wie habt ihr euch kennengelernt und welche musikalischen Wurzeln und Einflüsse habt ihr?

Dennis: Moin, ihr Lieben. Vielen Dank erst einmal, dass wir die Gelegenheit bekommen, mit euch zu sprechen. Unsere Geschichte ist tatsächlich ein bisschen länger. Wir haben uns vor ungefähr 17 Jahren beim Tennis kennengelernt und haben uns sofort gehasst. Nachdem wir aber ein paar Auseinandersetzungen hatten, haben wir uns eines Abends eine Bowle reingezogen – wir wussten nicht, dass da Alkohol drin ist – und uns über Musik unterhalten. In der Zeit habe ich angefangen, Musik zu produzieren, Maxi hat seit seiner Kindheit schon Instrumente gespielt.

Wann und wie entstand die Idee, gemeinsam Musik zu machen?

Dennis: Wir haben uns immer öfter nach dem Sport zum „Produzieren“ verabredet und nach unzähligen grauenhaften Tracks sind wir beste Freunde geworden. Wir haben uns damals viel von Dubstep und UK-Breakbeats inspirieren lassen, Electro und Trance waren irgendwann auch ein großes Thema. Auf eine Musikrichtung wollten wir uns aber nie festlegen und einfach alles ausprobieren. Ich finde, man hört bis heute die verschiedenen Einflüsse in unseren Produktionen und das ist auch immer unser Anspruch gewesen. Techno haben wir für uns nie als Genre gesehen, sondern als eine wunderbare Kultur. Für uns war die grenzenlose Kreativität immer der wichtigste Aspekt beim Produzieren, den wir bei „kommerzielleren“ Projekten nicht hatten. Deswegen sind wir bis heute so sehr von der Musik und der Kultur begeistert, in der wir uns bewegen.

Maxi: Lustigerweise konnte Dennis keine Noten lesen und ich habe Jahre lang Saxofon gespielt. Das war der erste Impuls, der uns dazu gebracht hat, gemeinsam Musik zu machen. Ich kann mich noch sehr gut an unser erstes Lied erinnern, wenn man das überhaupt Lied nennen darf. Wir saßen monatelang an der Produktion und das Lied war, im Nachhinein betrachtet, wirklich grauenhaft! Da wir aber noch so jung und unerfahren waren, dachten wir, dass wir die krassesten Produzenten wären und den nächsten Welthit produziert hätten. Wir haben die Nummer direkt all unseren Freunden gezeigt. Ich sag‘ mal so, manche Freundschaften sind an diesem Track zerbrochen (lacht). Mit 19 Jahren haben wir dann in einem Hamburger Club Andrew kennengelernt, mit dem wir seitdem jede Studio-Session gemeinsam abhalten. Andrew hatte schon deutlich mehr Erfahrung in der Musikszene als wir und hat uns nicht nur damals viel beigebracht, sondern ist nach sieben Jahren immer noch einer der wichtigsten Bestandteile von ANDATA.

Ihr habt in eurer recht jungen Karriere schon auf sehr namenhaften Labeln veröffentlicht.

Dennis: Glücklicherweise haben wir schon mit 16 Jahren unsere ersten eigenen Tracks gehabt und konnten so schon früh Erfahrungen mit Labeln sammeln. Als wir 2019 mit ANDATA angefangen haben, waren wir superfrustriert. Wir wussten, dass unsere Produktionen gut waren, aber wir konnten zwei Jahre lang kein Lied signen und haben die Tracks immer auf unserem eigenen Label veröffentlicht. Irgendwann haben wir so viele Künstler*innen angeschrieben, dass unsere Tracks immer öfter gespielt wurden. Dazu, wie wir auf Senso Sounds gesignt wurden, gibt es eine lustige Story. Wir sollten auf einem Senso-Open-Air vor Oliver Huntemann spielen und dachten uns, dass wir ihm einfach einen Demo-Track von uns live präsentieren, also haben wir vor Ende unseres Sets Olli gesagt, dass wir eine Nummer nur für Senso produziert haben und fingen an, diese zu spielen. Kurz vor dem Drop wurde Olli aber abgelenkt und in ein Gespräch verwickelt. Daraufhin haben wir sofort einen Loop reingehauen, damit er den Drop nicht verpasst. Sein Gespräch ging bestimmt zwei ewige Minuten lang. Die Crowd war schon leicht genervt und wir auch. Als das Gespräch vorbei war, knallte der Drop rein und in dem Moment war die Nummer auch schon gesignt. Im Endeffekt ist die Musik das Wichtigste, aber man darf nicht unterschätzen, dass persönliche Kontakte einen stark voranbringen können. Wir waren immer auf allen Partys unterwegs und sind sogar extra nur deshalb nach L.A. geflogen, um eine Demo von uns persönlich abzugeben. Ich glaube, das macht es mitunter aus. Leider haben wir tatsächlich fast nie eine Antwort bekommen, wenn wir eine Demo per Mail verschickt haben.

Wie würdet ihr euren eigenen Sound und Stil beschreiben und wie sehr hat eure Heimat Hamburg diesen geprägt?

Maxi: Tatsächlich ist Hamburg sehr weit fortgeschritten, was den Sound angeht. Meistens hört man in Hamburg Musik, die erst Monate später Trend wird, und wir haben viele talentierte Künstlerinnen und Künstler hier. Das hilft uns natürlich extrem, immer up to date zu sein. Unsere Musik verbindet viele verschiedene Stile. Techno, Trance, Acid, Psytrance, Breakbeats, Hardgroove und Rap-Einflüsse spielen eine große Rolle bei unserer Musik. Unser Stil entwickelt sich immer weiter, aber mit dem gewissen ANDATA-Touch.

Ihr habt euer Label eben schon angesprochen. Customized Culture ist aber weitaus mehr als ein herkömmliches Musiklabel. Vielmehr ist die Brand mittlerweile auch sehr erfolgreich in Sachen Fashion und Events.

Maxi: Ja, das stimmt. Customized Culture sollte ursprünglich ein reines Musiklabel sein. Dann kam allerdings die Corona-Pandemie und Clubmusik war vorerst nirgendwo auf der Welt gefragt. Da wir uns schon immer sehr für Mode begeisterten, haben wir angefangen, eigene Designs zu entwerfen, diese auf T-Shirts zu drucken und die Shirts an Künstlerinnen und Künstler zu schicken, die wir von früher kannten. Wir haben auch unsere Freunde ausgestattet und auf den wenigen illegalen Partys in Hamburg war plötzlich alles voller Customized-Culture-T-Shirts. Als die ersten Clubs und Festivals wieder geöffnet wurden, trugen auf der ganzen Welt Künstlerinnen und Künstler unsere T-Shirts und wir begannen damit, unser Mode-Portfolio zu erweitern und auszubauen.

Mittlerweile tragen die renommiertesten Acts der Szene eure Pieces.

Dennis: Ja, das fühlt sich natürlich überwältigend an. Jedes Produkt ist mit so viel Arbeit und Liebe verbunden, dass es uns unglaublich freut, dass DJs uns supporten. Wir freuen uns über jede einzelne Person, die happy mit den Produkten ist. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir eine komplett neue Bewegung kreieren konnten. Wir bekommen jede Woche so tolle Nachrichten von Menschen aus aller Welt, die uns erzählen, dass sie so viele neue Leute kennenlernen, wenn sie unsere T-Shirts tragen. Das merken wir auch selbst oft, wenn wir unterwegs sind. Der Vibe in der „CC-Fam“ ist einfach fantastisch und man spürt die Kraft unserer Bewegung, erst recht auf unseren Raves.

Ihr habt bereits offizielle Kollaborationen mit Drumcode, Victor Ruiz, Solardo und Co.

Maxi: Techno ist die Essenz von Customized Culture. Die Werte des Zusammenhalts und der Gemeinschaft schlagen sich daher auch in unserer Brand-Philosophie nieder und wir arbeiten viel mit Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Wir versuchen, mit allen Kooperationspartner*innen immer etwas Besonderes und Einzigartiges zu schaffen, das Mode, Musik und Kunst miteinander verbindet. Es stehen auch sehr viele neue Projekte an. Als Nächstes kommt eine Kollaboration mit Juliet Fox, auf die wir uns sehr freuen. Nicht nur das T-Shirt ist sehr besonders geworden, auch der Track, den wir zusammen mit Juliet produziert haben, vereint zwei verschiedene kreative Parteien. Wir können leider nicht viel mehr verraten, aber dieses Jahr kommt noch eine sehr unerwartete Kollaboration, die mit Schuhen zu tun hat. Außerdem planen wir jetzt schon eine Pop-up-Store-Tour mit sämtlichen DJs für 2024.

Wie seid ihr bei der Brand aufgestellt?

Dennis: Mittlerweile sind wir eine große Familie geworden. Wir haben unsere ersten Mitarbeiter*innen, aber auch unsere Freunde unterstützen uns sehr. Alles rund um die Strategie und kreative Direction wird aber hauptsächlich von uns beiden entworfen. Vor allem im Social-Media-Bereich und bei unseren Veranstaltungen müssen wir uns sehr auf unser Team verlassen. Die Veranstaltungen sind ein extrem wichtiger Bestandteil unserer Brand; und unser Team, geleitet von Alex und Raphael, macht einen überragenden Job. Es war nicht immer leicht, uns alles selbst beizubringen und umzusetzen, deshalb sind wir heute sehr dankbar dafür, dass wir ein Team haben, auf das wir uns verlassen können.

In Sachen Events macht ihr große Sachen, u.a. mit Amelie Lens, I Hate Models und Charlie Sparks. Was waren eure größten Highlights bislang?

Maxi: Die CC-Events sind immer ein Highlight für uns. Diese Verbindung, die bei unseren Raves herrscht, habe ich so noch nie erlebt. Es bringt immer Spaß, die Partys sind sehr wild und alle haben ein familiäres Gefühl. Es ist schwierig zu sagen, welches das beste Event war, aber es ist immer ein Highlight, wenn so große Acts wie I Hate Models oder Amelie Lens bei unseren Club-Shows so viel Spaß haben, dass sie auch noch die Nacht mit uns mitfeiern, obwohl der Flieger meistens früh geht. Wir werden dieses Jahr noch zwei Customized-Culture-Raves veranstalten und freuen uns schon sehr auf unser nächstes Event mit VTSS.

Im Oktober steht ein Release auf dem neuen Label des EXIT Festivals bevor, die zweite Katalognummer des Labels.

Dennis: Das ist eine sehr spannende Geschichte. Wir haben dieses Jahr unseren guten Freund Human Rias auf dem EXIT Festival besucht und haben uns sofort mit dem ganzen EXIT-Team super verstanden. Wir hatten vorher mit Human schon einen Track zusammen produziert, der sehr speziell geworden ist. Als Human unseren Track als Closing-Track gespielt hat, haben wir noch Stunden später die Leute im Backstage die Melodie summen hören. Das Feedback war unfassbar. Da dieser Moment so besonders war und eines der Highlights des Festivals, haben wir uns dafür entschieden, den Track gemeinsam mit Human auf dem neuen Label des EXIT Festivals zu veröffentlichen. Wir sind schon sehr gespannt, wo die Reise mit dem EXIT Festival noch hingeht.

Anfang des Jahres ist ein Remix zu „Baraye“ erschienen, das Original hat einen Grammy gewonnen. Der Hintergrund zu dem Song ist ein ernster, korrekt?

Maxi: Ja, der Hintergrund für den Remix waren die „Woman, Life, Freedom“-Aufstände im Iran. Zusammen mit Human Rias haben wir uns einen Plan gemacht, um so viele Leute wie möglich auf die menschenunwürdigen Zustände aufmerksam zu machen. Als wir unsere Freedom-T-Shirt-Aktion immer stärker vorangetrieben haben, wurde uns mitgeteilt, dass wir die offizielle Hymne zu den Protesten, „Baraye“ von Shervin Hajipour, remixen dürfen. Das haben wir natürlich direkt in die Tat umgesetzt und es war unfassbar zu sehen, wie viele Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt dieses Projekt unterstützt haben. Unser Remix wurde auch offiziell auf Spotify veröffentlicht, aber durch den schwierigen politischen Druck wurden unser Song, sowie andere Remixe immer wieder runtergenommen. Aktuell ist der Song verfügbar, aber die Menschen im Iran benötigen immer noch unser aller Unterstützung im Kampf um Gerechtigkeit und Freiheit.

Eine bewegende Geschichte. Die Sommersaison neigt sich dem Ende zu, was steht für die Herbst- und Wintermonate bei euch an?

Dennis: Das würde jetzt sicherlich den Rahmen sprengen. Deshalb fassen wir uns kurz. Es stehen, wie eben erwähnt, noch zwei Customized-Culture-Events an, außerdem geht nun wieder die Clubsaison los und wir können es kaum erwarten, unsere ganzen IDs zu spielen, die wir in den letzten Wochen produziert haben. Nach unserem EXIT-Release mit Human Rias kommt unsere Kollaboration mit Juliet Fox auf Customized Culture Recordings raus, und ansonsten folgen noch zwei EPs von uns. Bleibt auf jeden Fall up to date auf unserem Instagram- und TikTok-Channel, um nichts zu verpassen.

Aus dem FAZEmag 140/10.2023
Text: Triple P
Fotos: Rebekka Schnell, Vivienne Bade
Shirt-Foto: Kontantin Beck
www.instagram.com/andata.music