Angesagter Club in Düsseldorf steht vor dem Aus

Angesagter Club in Düsseldorf steht vor dem Aus / Bild: Phrank

Düsseldorf stand in den 1990er und Nuller Jahren für eine ausgeprägte Club-Kultur für alle Facetten: Ratinger Hof, Checker’s, Bhaggy, Ramrod, Poison Club, Tor 3, La Rocca und später natürlich die Harpune, das 3001 und viele andere. Aktuell ist es nicht so reich bestellt für Clubgänger in der Landeshauptstadt NRW. Und nun scheint auch noch eine Institution wegzubrechen, wie der Betreiber des Golzheim, Daniel Fritschi, auf Facebook gepostet hat.

Denn wo sich heute der Club befindet, fahren bald Baumaschinen. Daniel Fritschi fürchtet um die Zukunft seines Clubs unter der Theodor-Heuss-Brücke. Das Problem ist, die Bauarbeiten sind nötig, da die Brücke ein Sanierungsfall ist, womöglich sogar ein Neubaufall. Die Stabilität der Rampe muss in jedem Fall ertüchtigt werden. Jetzt. Fritschi ist Untermieter der Stadtwerke, die wiederum die Räumlichkeiten von der Stadt angemietet haben. Mieter und Untermieter haben vertraglich zugesichert, dass im Fall der Fälle die „Baufreiheit“ hergestellt werden muss. Und der tritt laut Fritschi nun ein.
Für den Clubbetreiber heißt das, dass er alle seine Einbauten entfernen muss. Dazu zählen eine Brandmeldeanlage, Podeste, die Theke, das Lager, die DJ-Kanzel, Boxen, Lüftungskanäle, Holzboden, Toiletten und mehr.

Aber hier findet ihr das komplette Statement von Daniel Fritschi:

Schon seit ein paar Wochen steht fest, dass die Sanierung der Brückenrampe, in der sich das Golzheim befindet, im höchsten Maße das Fortbestehen des Golzheim Clubs bedroht.
Die sogenannten Zugbänder, welche die Rampe begrenzenden Betonschalen in Position halten, sind so marode, dass eine sanierende Baumaßnahme unmittelbar notwendig ist.
Die Planung des Brückenamtes für die Sanierungsmaßnahme sieht vor, dass die vertraglich festgeschriebene Herstellung der Baufreiheit nicht nur den Abbruch sämtlicher über die Jahre errichteter Einbauten wie Brandmeldeanlage, Podeste, Bar, Bar-Lager, DJ-Booth, Lüftungskanäle, Holzboden usw. fordert, sondern dass sogar die den Club begrenzende Kalksandsteinwand hinterm DJ-Pult über 3m Breite und 5m Höhe abgerissen werden muss, so dass dort der Zugang für Fahrzeuge möglich ist. Das gleiche gilt für die Mauer, welche den Club von dem Vorraum samt Toilettenanlagen (welche natürlich auch samt aller Strom und Wasser-Leitungen demontiert werden müssen) trennt, samt ca. 30cm dicker Stahlbeton-Zwischendecke welche in einem Bereich von mehreren Quadratmetern abgebrochen werden soll. Es sollen schwere Baumaschinen im Clubraum zum Einsatz kommen und auch die Demontage des Stahl-Schwerlastgerüsts, welches für den Betrieb unabdingbar ist, da nur daran Lüftungsanlage samt inkl. 10KW Lüfter Motoren, Brandmeldeanlage, sowie Lautsprecher befestigt werden können, ist möglicherweise für die Sanierungsmaßnahmen notwendig.
Kurz gesagt, fast alles was bisher geschaffen wurde, wird wohl ausradiert werden und nach Abschluss der wahrscheinlich über viele Monate andauernde Arbeiten der Städtischen Sanierungsmaßnahmen, stehe ich nach quasi vor dem Nichts, weil mir vertraglich keinerlei Kompensation für die Ausfallszeit wie auch den Wiederaufbau zuzustehen scheint.
Fest steht auch, dass ich weder die finanziellen Mittel habe, den notwendigen Kosten für Wiederaufbau oder auch nur fortlaufende sonstige Fixkosten über viele Monate ohne jegliche Einnahme-Möglichkeit zu stemmen.
Ich habe seit 2015, teilweise mit einer Hand voll Unterstützer in einem außerordentlichen, oft bis über meine finanziellen und zeitlichen Ressourcen gehendem Maße alles in den Aufbau und den Betrieb des Golzheims investiert, um meine Vision von einem möglichst optimalen Ort für elektronische Subkultur zu verwirklichen.
Dass nachdem die Reihe von Lockdowns bis jetzt durchgestanden wurde, ein solch vernichtender Schlag drohen könnte, war nicht absehbar.
Ohne das gesamte Ausmaß der Bauarbeiten schon genauer abschätzen zu können, gehe ich davon aus, dass ein Wiederaufbau deutlich über dem durch ein mögliches Crowdfunding realistischer Weise zu erzielenden Umfang liegt und nur die Gewährung eines von der Stadt finanziertes Notprogramm das Weiterbestehen des seit 2016 bestehenden Golzheim-Betriebs ermöglichen könnte.
In den Jahren seit der Eröffnung konnten wir im Golzheim über 400 kulturelle Veranstaltungen durchführen, welche das kulturelle Angebot der Stadt um eine wesentliche Facette ergänzt haben, es wäre wirklich schade, wenn nur noch ein paar in diesem Herbst dazu kommen und dann Schluss wäre!

Wir drücken Daniel die Daumen.

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