Arbeiten als Duo – Chromeo

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Für unsere neue „Arbeiten als Duo“-Edition haben wir uns das Grammy-nominierte Electro-Funk-Duo Chromeo geschnappt. Aktualität genießen Patrick Gemayel und David Macklovitch, die sich selbst als die bisher einzige erfolgreiche arabisch-jüdische Kollaboration bezeichnen, derzeit durch die Veröffentlichung ihres neuen Albums „Adult Contemporary“. Wir haben mit David Macklovitch über Gepflogenheiten, Angewohnheiten und Arbeitsroutinen im Studio sowie über die neue LP gesprochen.

Hallo, David. Wir beginnen mit einem heiklen Thema. Wie ist es euch seit dem Ausbruch des Krieges zwischen Israel und Palästina ergangen? Hattet ihr mit Kritik oder Anfeindungen zu tun?

Es ist extrem schwer und aus vielen Gründen für uns beide sehr persönlich. Aber letztendlich haben uns all unsere Lektüren und Diskussionen über diese Ereignisse noch näher zusammengebracht. Wir sind in der Lage, uns gemeinsam zu bedauern und manchmal sogar aufzumuntern. Anfeindungen haben wir zum Glück nicht erlebt. Stattdessen bekommen wir wirklich viel Unterstützung.

Kommen wir zu den heiteren Themen – zu eurer Arbeit im Studio. Wie sieht dort ein typischer Tag bei euch aus?

Pee (Patrick, Anm. d. Redaktion) ist vor mir da und arbeitet schon an allen möglichen Dingen: Tourvorbereitung, Logistik, Buchhaltung, Reparaturen, Equip-Einrichtung etc. In meiner Abwesenheit arbeitet er auch an Demos – aber ich weiß bis heute nicht, wann genau sie fertig werden, haha.
Ich komme meist am frühen Nachmittag hinzu. Wir arbeiten sehr intensiv und konzentriert bis in den Abend hinein.

Was sind eure jeweiligen Kernkompetenzen?

Pee ist der Mann für alles Technische – MIDI, Reparaturen, Equipment. Meine Rolle ist eher makrokreativ: Songtitel, Themen, Arbeitsplan. Unsere Songs schreiben und produzieren wir aber gemeinsam.

Was gefällt euch bei der Arbeit als Duo am meisten?

Die gesamte oben beschriebene Synergie. Wir haben eine 50/50-Partnerschaft, in der alles auf Vertrauen basiert und wir uns auf ein gemeinsames Ziel konzentrieren.

Wie geht ihr mit Differenzen um?

Die sind vorprogrammiert und hängen vom Grad unserer Müdigkeit und Erschöpfung ab. Aber wir sprechen alles aus und vertrauen einander. Wenn mir eine Idee nicht gefällt, ist es für Pee kein Problem, sie loszulassen – und umgekehrt. Vertrauen, Fokus, gemeinsames Ziel, Ego-Abbau.

Welche Eigenschaften schätzt du an Patrick am meisten?

Er ist sehr loyal und seine Arbeitsmoral ist beeindruckend. Ich schätze an ihm außerdem, dass seine musikalischen Ideen oft sehr ausgefallen sind, was unseren Sound distinktiver gestaltet. Nichts, was er macht, ist jemals generisch.

Und gibt es auch etwas zu meckern? Natürlich mit einem Augenzwinkern.

Ich weiß, dass er es nicht leiden kann, dass ich ungeduldig bin. Aber ja, er hat Recht. Ich bin der ungeduldigste Mensch der Welt, es ist schrecklich. Dafür hat er ein furchtbares Gedächtnis. Wenn wir uns an alte Songs, Sounds oder Patches erinnern, dauert das oft ewig. Aber wir haben uns daran gewöhnt. Wir sind wie ein altes Ehepaar.

Euer schönster gemeinsamer Moment?

Fünfmal Coachella, mit Daryl Hall in seinem Haus jammen, mit Idolen wie Jesse Johnson, Charlie Wilson und The Dream im Studio sein, mit Philippe Zdar und Morgan Geist arbeiten, zu den Grammys gehen. Wir haben Glück.

Ein paar Worte zum neuen Album?

Es ist unser klanglich ausgereiftestes und lyrisch schlüssigstes. Es ist eine Rückkehr zum klassischen und weniger poppigen Chromeo-Sound aus der Mitte der 2000er-Jahre, aber mit zusätzlichen ausgefeilten Arrangements und Live-Instrumentierung. Thematisch ist es eine Meditation über reife Beziehungen, in all ihren Aspekten – natürlich mit unserem typischen Sinn für Humor. Wir haben das Gefühl, dass es auch unser bisher persönlichstes und intimstes Album ist.

„Adult Contemporary“ ist am 16. Februar via BMG erschienen.

Hier könnt ihr in das Album reinhören und dieses käuflich erwerben:

Aus dem FAZEmag 145/03.2024
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