Clubszene Berlin – ein Statusbericht: Clubs sterben weiter, illegale Raves feiern Comeback

Clubszene Berlin – ein Statusbericht: Clubs sterben weiter, illegale Raves feiern Comeback

Das Watergate schließt Ende des Jahres nach 22 Jahren, da die Miete zu hoch geworden ist. Diese Nachricht erschüttert die Berliner Clubszene und unterstreicht das wachsende Problem des Clubsterbens in der Hauptstadt, in der immer mehr Locations durch steigende Kosten bedroht sind.

Ohnehin ist für viele Partygänger das klassische Clubbing nicht mehr reizvoll. Gruppen wie Spatial Tactics organisieren stattdessen illegale Raves an temporär besetzten Orten und distanzieren sich bewusst von kommerziellen Strukturen.

Auch Raves von Kollektiven wie Fraktion Nimmersatt finden an ungewöhnlichen Orten wie verlassenen Krankenhäusern oder Schwimmbädern statt. Der Ort wird erst einen Tag vor der Party bekannt gegeben, um den Eventcharakter einmalig und aufregend zu halten.

Organisatoren wie in diesen Beispielen verstehen sich als Gegenbewegung zur etablierten Clubkultur, die zunehmend reglementiert und kommerzialisiert wird. Während Clubs hohe Eintritts- und Getränkepreise verlangen, setzen die Kollektive auf spontane, freie Feiern ohne finanzielle Hürden.

Viele dieser Partykollektive entstanden während der Pandemie, als illegale Raves in Parks wie der Hasenheide boomten. Die Lust am Feiern fand außerhalb der geschlossenen Clubs ein Ventil und führte zur Bildung neuer Underground-Strukturen.

Trotz der Anfragen renommierter Clubs lehnen Gruppen wie Spatial Tactics die Zusammenarbeit ab. Sie wollen keine Türpolitik und Ausschlussmechanismen akzeptieren, die ihrer Ansicht nach in den etablierten Clubs unausweichlich sind.

Andere Kollektive, wie das queere Buttons, arbeiten hingegen erfolgreich mit Clubs zusammen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es ihnen, ein internationales Publikum anzuziehen, das gezielt nach ihren Partys in Berlin sucht.

In der Regel kümmern sich die Kollektive um das Programm, während die Clubs Räume und Technik bereitstellen. Diese Symbiose bietet für beide Seiten logistische Vorteile und sorgt für authentische Events, die gezielt Nischenpublikum ansprechen.

Ein weiteres Beispiel wäre das queere Toys Berlin, das sexpositive Partys veranstaltet. Sie spenden alle Einnahmen ihrer Events an NGOs und setzen so ein Zeichen gegen die zunehmende Kommerzialisierung der Berliner Clubszene.

Trotz steigender Kosten und wachsender Schwierigkeiten, geeignete Locations zu finden, bleibt der Berliner Party-Underground lebendig. Das Nachtleben erhält frischen Wind. Die Frage bleibt, ob die kriselnde Clubkultur und die trendigen Raves gegeneinander arbeiten sollten oder abhängig voneinander sind.

Quelle: Tagesspiegel

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