COMA – Der nächste Schritt

Foto: Uli Grohs

Rund viereinhalb Jahre nach „Voyage, Voyage“ kehrt das Kölner Indie-Electronica-Duo COMA erneut zurück auf City Slang, wo am 15. März das neue Album von Georg Conrad und Marius Bubat erscheint. Getauft wurde die Platte auf den Namen „Fuzzy Fantasy“ – eine Wahl, die laut COMA auf den Entstehungsprozess inmitten von Kleinkindbespaßung und Familienleben zurückgeht. Seit „Voyage, Voyage“ hat sich im Leben der Domstädter so einiges verändert. Conrad und Bubat sind Väter geworden, ihr Sound ist (noch) reifer geworden und mit „Fuzzy Fantasy“ stellen sie diese Entwicklung nun eindrucksvoll zur Schau.

Es ist der nächste logische Schritt einer musikalischen Evolution. Was sich auf „Voyage, Voyage“ bereits angedeutet hatte, erreicht auf „Fuzzy Fantasy“ seine vorläufige Vollkommenheit: der Wandel zu einem echten, und damit meinen wir waschechten, zu einem lehrbuchmäßigen Songwriting. Das neue Album beinhaltet keine Tracks mehr, es beinhaltet Songs: Strophe, Bridge, Refrain. Angst brauchen Fans des Duos deshalb allerdings nicht zu haben. COMA ist immer noch COMA. Auch auf „Fuzzy Fantasy“ bewegen sich wieder melodiensatte Innovationen zwischen Indie und Electronica, erzeugen dabei emotionale Momente und lassen warme wie bitterkalte Beats in den Gehörgängen pulsieren – nur eben mit einer noch stärkeren Tendenz zum Pop.
Mitverantwortlich für diese Entwicklung: der Post-Pandemie-Zeitgeist. „Lange Zeit hat man ja Musik eigentlich immer nur zu Hause konsumiert. Das ist jetzt nicht unbedingt das Surrounding für endlos ausschweifende und hypnotische Tracks, wie wir sie vielleicht noch auf den ersten zwei Alben produziert haben“, erklärt Georg Conrad. Zur Info: Die elf Songs sind zwischen Mai 2020 und Mai 2023 entstanden, wurden also ziemlich genau zur Hälfte während der Corona-Krise produziert. Auf „Fuzzy Fantasy“ ist das ziemlich gut zu hören. Isolation und Tristesse auf der einen Seite, Aufbruchstimmung und Hoffnung auf der anderen. „Wohlbefinden und Unbehagen gleichermaßen“, antworteten COMA auf die Frage, was ihre Musik vorzugsweise bei den Hörer*innen auslösen sollte. „Für uns hat unsere Musik immer sowohl mit Melancholie als auch mit Euphorie zu tun, sie macht den Kern unserer Produktionen aus“, so Conrad. „Diese Ambivalenz ist unserer Meinung nach gut und richtig, um spannende Musik zu komponieren, die Hörer*innen können selber entscheiden, was sie empfinden, ganz unabhängig von Dur-Moll-Tonalitäten.“

So auch bei „Beyond You And Me“, der zweiten Single und der einzigen Kollaboration auf „Fuzzy Fantasy“. Zu hören ist hier der wundersame Gesang von Dillon, die bereits auf dem zweiten COMA-Album „This Side of Paradise“ vertreten war und deren Song „Your Flesh Against Mine“ 2012 von Conrad und Bubat geremixt worden war. „‚Beyond You And Me‘ ist der mittlerweile dritte Song mit ihr und in diesem Fall war es so, dass wir ein altes Demo wiederentdeckt und es neu aufgerollt haben“, erzählt Marius Bubat. „Das passte dann irgendwie auch total gut in den Kontext des Albums.“ Ein Album, das vom Entstehungsprozess das wohl bis dato schwierigste war, wie die beiden einräumen. Doch COMA wären nicht COMA, wenn sie sich nicht jeder neuen Herausforderung stellen würden. „Die Herausforderung bestand diesmal darin, geschmackvolle Popmusik hinzukriegen“, so Conrad und Bubat ergänzt: „Vielleicht haben wir uns das früher auch einfach nicht so getraut, weil man halt immer noch in so einem Underground-Ding verhaftet war. Und mit so richtigen Popsongs macht man sich natürlich auch irgendwie angreifbar.“
Aber seien wir ehrlich: Viel Angriffsfläche bieten die Jungs mit ihrem neuen Album nicht, dafür ist es einfach zu gut.

Wer COMA in nächster Zeit live erleben möchte, kann dies im April tun. Hier sind die Dates:
12. April | Hamburg, Uebel & Gefährlich
13. April | Hannover, Lux Club Linden
18. April | Berlin, arkaoda
19. April | Köln, Artheater
20. April | Essen, Goethebunker

„Fuzzy Fantasy“ erscheint am 15. März via City Slang.

Aus dem FAZEmag 145/03.2024
Text: M.T.
Foto: Uli Grohs
www.instagram.com/comacologne