Danny Avila – Tapetenwechsel

Credit: Agustin Escamez

Er ist Stammgast in den DJ Mag „Top 100 DJs“, seine Musik verkauft sich wie warme Semmeln und niemand Geringeres als Tiësto adelte ihn als „der nächste Mega-Superstar“. Die Rede ist von Danny Avila, der mit „Mother & Father“ (feat. Bukhu) jüngst sein Debüt auf Armada Music feierte. Doch was wir dort hören, ist anders als das, was wir vom Spanier, der bereits im zarten Alter von zwölf Jahren hinter den Decks stand, kennen. Denn: Danny Avila macht kein EDM mehr, sondern Mainstage-Techno. Im Gespräch erzählt er uns, wie es zu dieser Entscheidung kam und wie er mit Vorurteilen innerhalb der Branche umgeht.

Dass er nun Techno produziert, ist für den Spanier keineswegs ein Sinneswandel, sondern vielmehr ein natürlicher Übergang. „Ich komme aus einem ganz anderen Umfeld als die meisten DJs in der kommerziellen Branche. Ich habe vor mehr als zehn Jahren mit dem Auflegen begonnen und bin mit Underground-Musik aufgewachsen. Ich habe jede Woche auf Ibiza gespielt und drei oder vier Stunden lang reine House-Musik aufgelegt“, erklärt Danny Avila, der sich in Vergangenheit jedoch zusehends auf die kommerzielle Seite der Branche fokussierte und erst vor Kurzem den Entschluss fasste, zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Eine Rolle spielte hierfür auch die Art des Auflegens. „Ich war es leid, nur 60- oder 90-minütige Sets zu spielen. Ich wollte zu den längeren Sets und zum echten Auflegen zurückkehren. Ich wollte wieder das Gefühl haben, nicht unter dem Druck zu stehen, das Publikum mit jedem einzelnen Track, einem Banger nach dem anderen, unterhalten zu müssen, sondern in der Lage zu sein, in meinen Sets eine Geschichte zu erzählen und die Leute auf eine Reise mitzunehmen“, erläutert der 26-Jährige.

Beginnen soll die Reise also nun mit „Mother & Father“, ein Song, der ursprünglich vom mongolischen Sänger Bukhu stammt und nun von Danny Avila in seinen Mainstage-Techno-Stil konvertiert wurde. „Wenn ich den Track zu Beginn meiner DJ-Sets spiele, kann man die Gänsehaut auf dem gesamten Dancefloor spüren. Dieser Track ist einfach atemberaubend und ich bin mehr als glücklich, dass dies mein erstes Release auf Armada Music ist“, schwärmt der Madrilene, der Acts wie UMEK, Teenage Mutants, Amelie Lens oder Space 92 als seine Einflüsse angibt. EDM gänzlich den Rücken zuzuwenden, komme für ihn aber nicht in Frage. Dieser Ausdruck impliziere ohnehin eine viel zu negative Einstellung. „Ich konzentriere mich voll und ganz auf das, woran ich in den letzten anderthalb Jahren sehr hart gearbeitet habe, und in das ich mein Herz und meine Seele gesteckt habe. Und das ist Mainstage-Techno“, erklärt er. Dass EDM insbesondere in der Technoszene verschmäht ist und viele Leute skeptisch gegenüber Künstler*innen auftreten, die von EDM zu Techno wechseln, ist Danny Avila durchaus bewusst: „Ich weiß das, aber ich denke, dass viele Leute zu voreingenommen sind. Auch wenn ich jahrelang EDM gespielt habe, bin ich ein echter DJ, der seine Wurzeln im Underground hat. Ich weiß, wie man das Publikum liest, ich kann lange, lange Sets spielen und mit meinen Sets Geschichten erzählen.“

Mit diesem Selbstbewusstsein und rund 20 fertigen Platten, die Danny Avila in den Startlöchern hat, wird er sich seinen Platz in der Techno-Landschaft erkämpfen, da sind wir uns sicher. Dass ein Genre-Wechsel dieser Art durchaus Früchte tragen kann, hat uns nicht zuletzt auch Oliver Heldens gezeigt, der unter seinem Techno-Alias HI-LO derzeit für Furore sorgt.

„Mother & Father“ (feat. Bukhu) ist am 1. Oktober auf Armada Music erschienen.

 

Aus dem FAZEmag 118/12.21
Text: Hugo Slawien
Credit: Agustin Escamez
www.djdannyavila.com