Das sind die Unterschiede zwischen EDM, Techno, Electro und House

Das sind die Unterschiede zwischen EDM, Techno, Electro und House

Elektronische Musik gehört seit rund 30 Jahren zur Unterhaltungsbranche. Dabei hat sie ihren ursprünglichen Standort in der Subkultur längst verlassen. Verantwortlich dafür ist die Wirtschaft, die erkannt hat, dass sich auch elektronische Musik hervorragend dazu eignet, den Kauf von Produkten zu unterstützen. Nicht erst seit dem Siegeszug von Streamingdiensten wie Spotify ist Musik in jedem Aspekt des menschlichen Alltags angekommen. Heute ist sie ein zentraler Bestandteil in der Werbung sowie in der Unterhaltungsindustrie geworden.

Musik verbindet Wirtschaft und Unterhaltung

Sie dient im Supermarkt dazu, die richtige Stimmung für das Shopping zu erzeugen. Im Radio soll sie die Hörer an den jeweiligen Sender binden und gute Laune verbreiten. In der Unterhaltungsindustrie dient sie dazu, die Gäste in die gewünschte Richtung zu lenken. Das gilt für Unterhaltungsparks ebenso wie für Casinos und deren Angebote. Selbst große Sportevents nutzen Musik dazu, um die Fans anzuheizen. Wer sich bei den zahlreichen Sportwetten Tipps vor Beginn Informationen geholt hat, geht mit noch mehr Spannung in die Veranstaltung.

Während die harten Fakten der Buchmacher auf das Gehirn zielen und so Wahrscheinlichkeiten transparent darstellen, zielt die Musik im Stadion direkt auf das Herz und die Emotionen der Anhänger. Dabei gehen beide Stoßrichtungen eine perfekte Verbindung ein. Schließlich können Sportwetten auch mobil, direkt über die jeweilige App und das live während eines Spiels abgeschlossen werden. Musik befeuert die Lust an der Unterhaltung, und welche Form wäre dabei besser geeignet als jene elektronische Musik, die man im Stadion hört?

EDM

Dort regiert zumeist EDM. Dabei handelt es sich um die kommerziellste Form elektronischer Tanzmusik. Diese baut zwar auf der Soundästhetik von Techno auf, agiert jedoch völlig losgelöst von dieser Szene, denn sie wird für einen Massenmarkt produziert. Am besten kann man dies in den USA beobachten.

Dort haben sich die Stars der EDM-Szene wie beispielsweise Calvin Harris oder Tiesto zu Großverdienern aufgeschwungen, die den traditionellen Cashcows in Las Vegas den Rang abgelaufen haben. Wo früher die Magier den Ton angaben, locken heute die EDM-Stars die Massen an. Um eine große Zahl an Fans zu begeistern, arbeiten diese DJs allerdings mit den einfachsten Mitteln. Ihre Musik setzt lediglich auf Breaks und Drops. Viel wichtiger als der Sound ist jedoch das Drumherum. Dieses besteht aus Pyrotechnik, Konfettibomben und sogar Tortenschlachten. Angesichts dieses Bombasts geht es nur noch am Rande um die Musik.

EDM wird in Deutschland gerne abwertend als „Schlumpftechno“ bezeichnet. Dieser Begriff geht auf das Album „Techno ist cool“ von den Schlümpfen zurück. Diese Platte markierte den endgültigen Übergang von der Subkultur des Techno hin zum Kommerz. EDM-DJs sind heute vor allem Entertainer und Animateure, während im Gegensatz dazu Techno-DJs zumeist unsichtbar bleiben. Sie sehen ihre Aufgabe vor allem darin, Platten aufzulegen.

Techno

Kein Wunder also, dass die berühmtesten EDM-DJs in den bekanntesten deutschen Techno-Clubs, wie dem Berghain in Berlin, keinen Platz finden. Hier sind nicht nur die Türsteher streng, sondern auch die Verantwortlichen, wenn es um die Auswahl der DJs geht. Diese konzentrieren sich auf Techno in seiner reinen Form und wollen mit dem Kommerz von EDM nichts zu tun haben.

Techno wird von seinen Anhängern als Kunstform gesehen, dessen Wurzeln in der Musik von Kraftwerk liegen. Doch erst US-DJs wie Derrick May oder Kevin Saunderson haben diese Klänge in Detroit zu einem globalen Trend geformt.

In Deutschland waren Sven Väth und WestBam in den 1980er Jahren dafür verantwortlich, dass sich Techno rasend schnell verbreitete. Sichtbares Beispiel dafür war die von WestBam mitbegründete Loveparade. Sie machte Techno zum Massenphänomen. Heute gilt die Bezeichnung als Oberbegriff für verschiedene härtere Stilrichtungen der elektronischen Tanzmusik. Damit ist man wieder zu den Wurzeln zurückgekehrt, schließlich verstanden die Gründer Techno einst als klare Abgrenzung von der kommerziellen Musik in den Charts.

Diese sollte die Tänzer und weniger die DJs in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. Die Musik setzt auf den Flow und weniger auf Stimmen oder einen Chorus. Monotone und hypnotische Klänge sollen die Anhänger auf der Tanzfläche in Ekstase versetzen. Als logische Fortsetzung des Punks wurde Techno zu einer neuen Jugendbewegung. Dabei ersetzte der Plattenspieler die Gitarre.

Mit ausschlaggebend für den Erfolg in der Techno-Hauptstadt Berlin war zweifellos die fehlende Sperrstunde. Wie nirgendwo anders auf der Welt konnten die Techno-Jünger in Berlin tagelang durchfeiern, das befeuerte den Hype noch einmal gewaltig.

Electro

Im Laufe der Zeit bildeten sich verschiedene Spielarten von Techno heraus, eine davon ist Elektro. Hier steht ein funkiger Beat im Vordergrund, die straighte 4/4 Bassdrum rückt in den Hintergrund. Die Bezeichnung Elektro stammt eigentlich aus dem Hiphop der 1980er Jahre. So beschrieben die Amerikaner einst jene Musik, die Kraftwerk berühmt gemacht haben. Die Fusion von elektronischen Tracks mit Sprechgesang übernahm auch Afrika Bambaata in seinem Klassiker „Planet Rock“. Er galt als großer Verehrer von Kraftwerk und schaute sich deren musikalische Grundstruktur für seine eigene Arbeit ab.

Heute findet sich der Einfluss von Elektro auch in der Popmusik. Bestes Beispiel dafür ist der Megastar Billie Eilish, die diese prägende Stilrichtung ebenfalls nutzt. Doch mit der Ursprungsform von Techno hat dies nicht mehr viel zu tun.

House Music

Eine weitere höchst kommerzielle Spielart von elektronischer Tanzmusik ist House Music. Diese entstand ebenfalls zu Beginn der 1980er Jahre und wurde aus der Fusion von Disco-Songs sowie Soul Music geboren. Ihre Stoßrichtung war von Anfang an maximale Tanzbarkeit. House Music basiert auf einer Bassdrum, die den Rhythmus wie ein Uhrwerk vorgibt.

Doch wie so oft zuvor verwässerte der Mainstream die ursprüngliche Intension und macht House Musik in Europa zum Massenphänomen. Mittlerweile ist sie vielerorts wieder zu ihren unkommerziellen Wurzeln zurückgekehrt und findet sich in vielen Clubs, denn die Grenzen zum Techno sind fließend geworden.