Es gab viele Unkenrufe. Es gab viel Häme. Es gab viel Kritik. Alles zurecht. Die Veranstalter von Rave The Planet haben sich im Vorfeld nicht mit Ruhm bekleckert. Allerdings verzeiht die Szene viel. Mark Reeder hat es in seiner Rede vom Rave-The-Planet-Wagen mehrfach auf den Punkt gebracht und auch viele andere Redner haben die Besonderheit der – zugegeben oft pathetisch verklärten – Techno-Familie beschworen.
Im Endeffekt umfasste die ‚Familie‘ heute um die 300.000 Mitglieder. Kaum auszudenken, wie viele es gewesen wären, wenn die Demonstration nicht bis kurz vor der Durchführung auf der Kippe gestanden hätte. Auf den Floats haben wir viele Gespräche geführt und es wurde uns berichtet, dass viele ausländische Raver kurzfristig ihre Reise nach Berlin gecancelt haben. Schade für sie, aber sie können ja im kommenden Jahr kommen.
Auffällig war das Alter der Gäste. Der Großteil schien schon die erste Parade 1989 miterlebt zu haben. Während viele Kinder der Techno-Familie also lieber den Samstag an einem der Berliner Seen verbracht haben dürften, ravten die ‚Alten‘ wie in guten alten Zeiten und haben dafür ihre skurrilsten Verkleidungen vom Speicher geholt. Dass die Stimmung nicht immer euphorisch gewesen ist, kann zum Teil auf die Hitze (35 Grad) geschoben und zum anderen mit den Wortbeiträgen und Forderungen von Rave The Planet erklärt werden. Diese ertönten im Stundenrhythmus von den 25 Floats. Aber wenn die Menge mit den Beats verschmolz, mit der Siegessäule und dem Brandenburger Tor im Hintergrund, dann konnte man tatsächlich glauben: Music Is The Answer.
Aber beginnen wir am Start. Um 14:00 Uhr sollte es los gehen. Aber es wurde 14:30 Uhr. Zum einen, weil Dr. Motte eine sehr lange Rede hielt und zum anderen, weil Kultursenator Joe Chialo direkt danach ans Redner-Mikrofon gebeten wurde. Als es dann an der ‚Goldelse‘ losging, war es noch recht leer. Aber auf der Straße des 17. Juni füllte sich die Menge sehr schnell an. Wir hüpften von Wagen zu Wagen und waren beeindruckt von der künstlerischen Kreativität der Float-Gestalter. Einige DJs spielten auf mehreren Floats, wie Klaudia Gawlas, die auf dem Rave-The-Planet-Set das letzte Set zum Sonnenuntergang ablieferte. Überhaupt bahnten sich viele Gäste erst gegen 19:00 / 20:00 ihren Weg zur Demonstration, was sicherlich mit den hohen Temperaturen zusammenhing. Und je später der Abend, desto ausgelassener die Stimmung auf und neben den Floats. Einige Videos von Rave The Planet findet ihr HIER auf unserem TikTok-Kanal
Das Positive überwiegt. Auch wenn es im Tiergarten wieder viel Wildpinkler gab. Auch wenn die Preise für Getränke an den Catering-Buden echt gepfeffert waren. Und auch wenn unsere Füße und Ohren schmerzen. Aber egal. Gleich geht es weiter mit den After Partys. Alle Infos dazu findet Ihr untenstehend.