Beyerdynamic steht vor einem historischen Einschnitt: Der traditionsreiche Audiotechnik-Hersteller aus Heilbronn wird an den chinesischen Investor Cosonic verkauft.
Für 122 Millionen Euro soll der Deal über die Bühne gehen – das entspricht etwa dem 14-fachen des Nettogewinns von 2024. Noch steht die Genehmigung der Behörden aus, laut Geschäftsführer Andreas Rapp könne das finale Closing bis zu fünf Monate dauern.
Der Verkauf erfolgt laut Rapp, weil künftige Investitionen mit der bisherigen Eigentümerstruktur nicht zu stemmen seien. Die Gesellschafter hätten in den letzten Jahren bewusst auf Entnahmen verzichtet, um die Liquidität zu sichern.
Nun soll Cosonic, bislang als Auftragsfertiger bekannt, helfen, die Entwicklung des Unternehmens voranzutreiben und Beyerdynamic international zu stärken. Beyerdynamic wurde 1924 in Berlin gegründet und nach dem Zweiten Weltkrieg nach Heilbronn verlegt.
In den Folgejahren entwickelte sich das Unternehmen zu einem der renommiertesten Hersteller von Mikrofonen und Kopfhörern – sogar die Beatles nutzten einst Technik aus Heilbronn. Heute beschäftigt Beyerdynamic weltweit 375 Mitarbeitende und erzielte 2024 einen Umsatz von rund 84,45 Millionen Euro.
Trotz der chinesischen Übernahme soll der Standort Heilbronn erhalten bleiben. Rapp betont, dass „der Käufer sehr an dem Standort und der Produktion in Heilbronn interessiert“ sei, da gerade das Label „Hand made in Heilbronn / Deutschland“ ein zentrales Alleinstellungsmerkmal sei.
Entwicklung, Produktion und Logistik sollen weiterhin in Deutschland stattfinden. Die Belegschaft reagierte gespalten auf die Nachricht. Zwar sehen einige Mitarbeitende eine „riesen Chance“, doch es herrscht auch Unsicherheit.
Laut IG Metall sind Sorgen über mögliche Verlagerungen nach China weit verbreitet. „Die Sorgen, die aus der Belegschaft kommen sind (…): Was passiert mit uns, was wird hier in Heilbronn gemacht?“, sagte Betriebsratsvorsitzender Johann Albach.
Auch der Zeitpunkt der Informationsweitergabe sorgte für Unmut – der Betriebsrat wurde erst kurz vor der offiziellen Bekanntgabe informiert. Niklas Anner von der IG Metall forderte ein „klares Bekenntnis zu Heilbronn und Talheim“.
Auch der Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel äußerte sich: Der Verkauf sei ein „bedeutender Einschnitt“, die neuen Eigentümer müssten das „herausragende Know-how“ der Mitarbeitenden schätzen und den Standort aktiv stärken. Ziel sei eine „stabile Zukunft“ für das Unternehmen.
Trotz anfänglicher Überraschung zeigen sich einzelne Mitarbeitende offen: „Erst war ich so ein bisschen geschockt, weil ich damit nicht gerechnet hatte, aber (…) das ist tatsächlich eine riesen Chance“, äußerte ein Mitarbeiter anonym gegenüber dem SWR. Die Kommunikation des Verkaufsprozesses bezeichnete er allerdings als „ein bisschen holprig“.
Laut Geschäftsführer Rapp bleiben sämtliche Arbeitsverträge, Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen unangetastet. Die Marke Beyerdynamic soll als eigenständiges Unternehmen fortbestehen.
Quelle: SWR
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