Dexter – Vom Beatmaker zum Housekeeper

Dexter-by_Robert_Winter

In einem Hip-Hop-Magazin müsste man diesen Jungspund gar nicht mehr vorstellen, denn seine Instrumentals haben längst Kultstatus erlangt: Der Stuttgarter Beatmaker Dexter ist ein Künstler, in dessen Sound immer eine rasanten Entwicklung zu betrachten war, sodass wir uns jetzt auf ein ganz besonderes Release von ihm freuen können: Sein Debüt auf dem Berliner Imprint Money Sex Records, dass sich neben dem schönsten Label-Namen feinsten House auf die eigene Karte geschrieben hat. Warum, weshalb und wozu, verrät er uns im Gespräch: 

Dexter, dein Sound hat sich in den letzten Jahren immer wieder verändert, von reinen Sample-Beats bis zu immer elektronischeren Tracks. Wie kam es zur „Money $ex 10“-EP und wie war es für dich an housigen Beats zu arbeiten?

Ich habe die Money-Sex-Reihe schon von Anfang an gern gemocht, im Endeffekt kam ich durch den Kollegen Hulk Hodn auf diese Sachen. Irgendwann habe ich dann Max Graef, der ja einer der Gehirne hinter Money Sex ist, hier in Stuttgart kennengelernt und mich auf Anhieb gut mit ihm verstanden. Da er ja ein sehr offener Geist ist, hat er mich gefragt, ob ich Bock hätte, mich in die EP-Serie einzureihen. Auf die Aussage hin, dass ich ja nicht unbedingt House mache, hat er gesagt, dass das egal ist und ich machen kann, was ich will. Das fand ich schon cool, hab mich aber dann aus eigenem Interesse heraus doch an bisschen schnellere Sachen gewagt, die jetzt nicht unbedingt House sind, aber zumindest Uptempo und nach wie vor immer noch mit den Einflüssen aus Jazz und Hip-Hop. Samples sind nach wie vor mit im Spiel, aber die Tatsache dass ich mittlerweile immer besser Chords spielen kann, führte eben zu der Tatsache dass ich viel eingespielt habe. Zumal ich Synthie-Flächen einfach liebe und davon hab ich ordentlich viele auf die Platte gepackt. 

Hast du Vorbilder oder Inspirationen aus der elektronischen Musik?

Es gab immer mal wieder Zeiten in meinem musikalischen Werdegang, in der ich mich viel mit elektronischer Musik befasst hab. Weniger als Produzent, mehr als Hörer. Ich stehe zum Beispiel sehr auf alte Kerri-Chandler-Tracks und allgemein diesen funky House der 90er, aber auch klassische Technotracks kann ich durchaus feiern. Zur Minimal-Techno-Hochzeiten war ich oft auf Partys in Berlin in der Bar25 etc., habe das aber eher von außen betrachtet und analysiert, als dass ich da jetzt auf Mollies auf der Tanzfläche gestanden hätte.

Wird es für dich in nächster Zeit immer mehr in Richtung elektronischer Tanzmusik gehen?

Ich weiß ehrlich gesagt nie, wohin die Reise führt, kann´s mir aber durchaus vorstellen. Im Endeffekt hab ich mich ja erst jetzt so langsam da herangetastet. Mal schauen, was passiert, wenn ich richtig einsteige.

Wie hat sich dein Studio-Setup verändert im Vergleich zu deinen Hip-Hop-Releases?

Eigentlich überhaupt nicht. Ich mach seit eh und je meine Musik mit denselben Mitteln. Analoge Synthies ob als Hardware (z. B. Minimoog Voyager) oder Software. Dann natürlich meist gesamplete Drums aus alten Zeiten oder aus der 808. Für mich fühlt es sich noch genauso an wie in den Anfangstagen, nur das halt was anderes dabei rauskommt.

Hip-Hop-Jam oder Techno-Club?

Also die klassische Hip-Hop-Jam gibt es ja kaum noch, und wenn, würde ich da wohl auch nicht mehr hingehen, da auf so Veranstaltungen meist dogmatische oder hängengebliebene Menschen sind und das ist gar nicht mein Ding, obwohl ich die Grundidee einer Jam natürlich nicht schlecht finde. Aber diese Zeiten sind einfach vorbei. In Technoclubs fühle ich mich aber auch nicht immer wohl. Schwierige Frage, ich glaube ich bin auch mittlerweile sehr gern zu Hause.

Aus dem FAZEmag 064/06.2017