Drea Perlon & Tom Wax: Lyrics, Passion und Träume

Drea Perlon & Tom Wax: Lyrics, Passion und Träume

Mit ihrem Debütalbum „My Roots Will Never Leave My Heart“, das im Frühjahr 2025 erscheint, beweist Drea Perlon, dass elektronische Musik weit mehr sein kann als Beats und Basslines. Andrea Rasper, wie die Künstlerin mit bürgerlichem Namen heißt, hat sich in den letzten Jahren als prägnante Stimme der Szene etabliert. Mit ihren tiefgründigen Lyrics und zahlreichen Kooperationen – unter anderem mit Torsten Kanzler, Martin Books und natürlich Tom Wax – hat sie bereits über 30 Tracks auf renommierten Labels wie Harthouse, Phuture Wax und Kuukou veröffentlicht. Es war Tom Wax, der Drea 2022 ermutigte, ihre musikalischen Visionen in einem eigenen Album umzusetzen. Zwei Jahre Arbeit, geprägt von Höhen und Tiefen, führten zu einem Longplayer, der mit emotionaler Tiefe und musikalischer Vielfalt beeindruckt – von Ambient und Modern-Electronica über Electro-Pop bis hin zu Drum ’n’ Bass. Das Werk bietet eine genreübergreifende Reise durch die verschiedenen Facetten von Dreas elektronischem Universum. Supportet wurde sie dabei von einer beeindruckenden Liste an Produzenten, darunter The Timewriter, Bassface Sascha und Mijk van Dijk. Wir haben mit Drea Perlon sowie mit Tom Wax gesprochen.

Drea, dein erstes Album „My Roots Will Never Leave My Heart“ erscheint bald. Was bedeutet der Titel für dich persönlich?

Drea: Dafür müsste ich weit ausholen. Kurz gesagt ist es meine Liebe zur elektronischen Musik, die sich seit Anfang der 90er nie geändert hat. Ich habe Anfang der 2000er bereits mit Produzent*innen gearbeitet und ein Song auf dem Album, „You Must Be An Angel“ mit Mijk van Dijk, ist 22 Jahre alt. Aufgenommen haben wir ihn damals im legendären Studio in der Torstraße in Berlin.

Tom, du hast Drea 2022 ermutigt, dieses Album zu machen. Was hast du in ihrer Musik oder Persönlichkeit gesehen, das dich überzeugt hat, sie auf diesem Weg zu begleiten?
Tom: Ihre Leidenschaft für Musik, ihr persönlicher Musikgeschmack und vor allem ihre prägnante unique Stimme sowie ihre Gabe, Menschen zusammenzubringen. Generell harmonieren wir beide einfach sehr gut miteinander.

Das Album kombiniert Genres wie Ambient, Electro-Pop, Breaks und Drum ’n’ Bass. Drea, wie hast du diese Vielfalt miteinander verbunden, ohne den roten Faden zu verlieren?

Drea: Es gab keinen Plan, wir haben einfach gemacht. Für mich ist Musik ein geliebtes Hobby. Es bereitet mir große Freude, ich verspüre keinen Druck, ich mache Musik, weil ich möchte und nicht, weil ich muss. Die Instrumentals der Produzenten mussten mir gefallen, dann habe ich mich in die Musik hineingefühlt und die Lyrics dazu geschrieben. Gemeinsam wurde dann an der finalen Version gefeilt, bis alle glücklich waren.

Tom, wie hast du als Produzent und Mentor das Projekt begleitet? Gab es bestimmte Momente, in denen du deine Erfahrung besonders einbringen konntest?
Tom: Ich habe versucht, mit Drea ihre persönlichen musikalischen Vorlieben in ihren Tracks umzusetzen und ihre Stimme bestmöglich in Szene zu setzen. Wir hatten schon vorher gemeinsame Releases, die alle eher im straighten Technobereich angesiedelt waren, aber in Drea steckt mehr als nur stereotype Vocals für einen Clubtrack. Und so haben wir uns beide dafür entschieden, ein musikalisch vielfältigeres Album für sie zu produzieren. Durch meine Kontakte zu diversen Produzent*innen haben wir gemeinsam neue Produktionspartner für die Album-Tracks an den Start gebracht. Und durch meine langjährige Erfahrung im Musikbusiness haben wir auch das gemeinsame Label AEYA Records gegründet.

Drea, du hast über zwei Jahre an diesem Album gearbeitet und dabei auch schwere emotionale Phasen verarbeitet. Gibt es einen Song oder eine Textzeile, die dir besonders nahegeht?

Drea: Jeder Song hat für mich eine große Bedeutung, es fällt mir schwer, einen speziellen hervorzuheben. „Labyrinth Of Thoughts“ ist z.B. sehr traurig, aber wunderschön. Es war schwer, ihn einzusprechen.

Ihr habt zusammen AEYA Records gegründet. Wie kam es dazu, und welche Vision verfolgt ihr mit dem Label?
Tom: AEYA ist die Plattform für alle Releases von Drea Perlon. In 2025 wird dort gefühlt jede Woche ein neues Release veröffentlicht werden.

Tom, du hast schon viele Projekte produziert. Was macht die Zusammenarbeit mit Drea für dich besonders?
Tom: Drea hat diese Passion für Musik, Tiefgang in ihren Texten und den Willen, ihre musikalische Vision umzusetzen. Das spürt man heute nur noch selten bei den meisten Künstler*innen in unserem Genre. Und musikalisch lebe ich hier meine Leidenschaften neben Techno aus, indem ich Breaks und Drum ‘n‘ Bass bei den Produktionen einfließen lassen kann und eine Künstlerin habe, die mich herausfordert, ihr Tracks auf den Leib zu schneidern. Ähnlich, wie ich das auch mit Marusha schon in der Vergangenheit getan hatte.

Eine ältere Zusammenarbeit von Marusha und Tom Wax, „Summertime”, aus dem Jahr 2012, erschienen auf WePLAY Music:

Drea, wie war es für dich, mit so unterschiedlichen Produzenten wie The Timewriter, Mijk van Dijk oder Sikøra zusammenzuarbeiten? Was hast du aus diesen Sessions mitgenommen?
Drea: Die Arbeit mit meinen Produzenten empfinde ich als großes Geschenk und bin sehr dankbar dafür. Das Sich-aufeinander-einlassen, die Fusion, ist spannend und entscheidend für das Ergebnis. Letztendlich versuche ich, mit meiner Stimme zu berühren. Schaffe ich das bei meinem Produzenten, dann klappt es vielleicht auch bei den Hörenden. Aus den Sessions habe ich wundervolle Erinnerungen in Form eines Songs gewonnen und dass es sich immer lohnt, Träumen zu folgen, und mit Respekt, etwas Demut, viel Geduld und Bescheidenheit an Produzenten heranzutreten.

Habt ihr während der zweijährigen Arbeit auch kreative Differenzen gehabt? Und wenn ja, wie habt ihr sie gelöst?

Drea: Nein, Tom hat mir immer Zeit und Raum gegeben. Musik ist eben Geschmackssache, und er betonte immer, „es ist dein Album, du entscheidest“. Es war und ist eine verständnisvolle und wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe.

Tom: Wenn, dann eigentlich nur bei der Auswahl der Coverbilder. Es war wahnsinnig viel Kommunikation zwischen uns oder mit den anderen Produzenten in den letzten zwei Jahren, was aber auch unheimlich Spaß gemacht hat und viele neue Connections, Erfahrungen und Begegnungen mit sich brachte.

Gibt es einen Moment während der Produktion, der euch beiden besonders in Erinnerung geblieben ist?

Drea: Als ich Tom bat, The Timewriter bezüglich einer Collab anzusprechen, machte er mir wenig Hoffnungen. Als er ihm den Link zum Album schickte und mich dann zehn Minuten später zurückrief und sagte, „Setz’ dich hin …“, habe ich mich unendlich gefreut. Es gab stets schöne Momente, jedes erste Öffnen eines fertigen Songs war eine große Freude.

Wie teilt ihr euch generell die Aufgaben, wenn es um Arrangements oder Entscheidungen in der Produktion geht?

Tom: Ich kümmere mich um die Instrumentals und Drea um ihre Vocals. Ich bin der Mann hinter dem Computer und Drea die Frau, die ihre Texte auf Papier bekommt, die Vocals recordet und den Kontakt zu den anderen Produzenten pflegt.

Welche weiteren Projekte stehen für 2025 an, vor allem auf dem Label?

Tom: Nach den beiden Singles „Set It Off“ und „I Need A Freak“ kommt als Nächstes die Single „WHO AM I“ zusammen mit The Timewriter sowie ein Remix von Ralf Hildenbeutel.
Eine Herzensangelegenheit von Drea, da sie bei diesem Track zwei ihrer All-Time-Heroes für ein Release gewinnen konnte. Danach kommen zwei weitere Singles und dann am 4. April 2025 das Album sowie anschließend weitere Singles und das Remix-Album in der zweiten Jahreshälfte.

Die Single „Set It Off” von Drea Perlon ist am 15. November 2024 via AEYA Records erschienen.

Aus dem FAZEmag 154/12.2024
Text: Triple P
Web: www.instagram.com/dreaperlon, www.instagram.com/tomwaxofficial