
In einem Interview aus dem Jahr 2014 äußerte sich DVS1 bereits kritisch über die Nutzung von Smartphones in Clubs und die zunehmende Kommerzialisierung der Clubkultur. Am Freitag in Amsterdam wird er nun gemeinsam mit weiteren Künstler:innen in einer Podiumsdiskussion erneut über dieses Thema sprechen.
Zak Khutoretsky, besser bekannt als DVS1, ist seit Mitte der 90er Jahre fester Bestandteil der internationalen Techno-Szene. In seinem damaligen Essay reflektierte er, wie sehr sich die Clubkultur im Laufe der Jahre verändert hat. Früher, so beschreibt er, seien House- und Techno-Veranstaltungen intime, gemeinschaftliche und fast spirituelle Erlebnissegewesen – es ging um Musik, Verbindung und den Moment, nicht um Selbstdarstellung oder Kommerz. DJs galten als Künstler, nicht als Entertainer. Smartphones oder soziale Medien spielten dabei keine Rolle.
Heute sieht Khutoretsky einen Verlust an Authentizität. Die Szene, so meint er, sei zunehmend von Ruhm, Selbstdarstellung und Oberflächlichkeit geprägt. Viele Besucher:innen kämen verkleidet, inszenierten sich für Fotos und hätten kaum noch Schamgefühl oder Respekt gegenüber den Künstler:innen. Er erinnert sich an einen Vorfall, bei dem Jeff Mills während eines Sets mit Flaschen beworfen wurde – ein Sinnbild dafür, wie sehr sich der Umgang mit DJs verändert habe. Für viele seien sie heute nur noch Jukeboxen, deren Musik keinen künstlerischen Wert mehr habe.

Auch die Smartphone-Kultur sieht DVS1 kritisch. Früher seien Aufnahmen von Events eine Seltenheit gewesen – festgehalten auf VHS-Tapes und nur für wenige zugänglich. Heute kämpfe jede:r darum, den besten Moment einzufangen und zu teilen. Das führe dazu, dass Menschen um sie herum gestört werden und viele nicht mehr im Moment leben können. Besonders lobt DVS1 Clubs wie das Berghain, in dem ein striktes Fotoverbot seit längerem Teil der Kultur ist.
Seit der Veröffentlichung seines Essays habe sich laut DVS1 einiges verändert: Immer mehr Clubs wie das Openground, Fi, Tresor.West oder das Gewölbe führen No-Photo-Policies ein, um die Privatsphäre der Gäste und Künstler:innen zu schützen. Diese Entwicklung lobt er auch in einem Facebook-Beitrag, in dem er auf das kommende SOS-Panel in Amsterdam hinweist und seinen Essay erneut teilt.
Trotz positiver Veränderungen fordert DVS1 mehr Selbstregulierung: Clubs, Künstler:innen und Gäste müssten gemeinsam dafür sorgen, dass Respekt, Kunst und Atmosphäre wieder in den Vordergrund rücken.
Hier findest du alle informationen zu der Podiumsdiskussion von Support. Organize. Sustain.
Quelle: XLR8R
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